Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

——— mima

Wollkrabbe. Gekörnelte Ethuſe. 35

wir ſie S. 36 abgebildet, wie ſie, auf einem anderen Shwamme, einem großen Exemplar von Spongelia pallescens, ſißend, einen Fiſchkopf mit der Schere bearbeitet. Der Schwamm ſ{hmiegt ſi mit ſeiner Unterfläche eng an das Nükenſchild an und erreicht oft eine ſolche Größe, daß er den Krebs vollſtändig bede>t, ohne daß derſelbe in ſeinen niht lebhaften Bewegungen gehindert wird. Es iſt mir noh unklar, ob der Shwamm ſih zufällig auf dem Rü>en unſeres Tieres anſiedelt, wie das bei Suberites domuncula auf den von Pagurus bewohnten Schne>enhäuſern der Fall iſ, oder ob der Krebs ſih ein ſchon größeres Shwammſtü>k zureht maht und auf den Nüken legt. Der zweite Fall iſt nicht ſo unwahrſcheinlih und ungereimt, als er ausfehen möchte, indem der Shwamm nur von den Klauen der Nückenfüße gehalten wird, und die Krabbe ihn, wie ih oft geſehen, bei der Flucht oder unſanft geſtört, fallen laſſen kann. Wie ſtark aber das Bedürſnis nah einer ſolchen Decke oder Mantel iſt, geht daraus hervor, daß die im Aquarium gehaltenen Wollkrabben, wenn ſie ihres Schwammes beraubt ſind, ſih cin Stü> Tang über den Rü>ken hängen. Ein ſehr komiſcher Anbli>!

Eine ſehr anziehende Schilderung von dem Gebaren einer anderen Krabbenart (Dorippe lanata) entwirft Shmidtlein: „Phalluſien und Holothurien, Fiſchköpfe, tote Genoſſen und lebende Dromien, ja ſogar Stücke Fenſterglas praktiziert ſie ohne viel Bedenken auf ihren Nü>en, hält ſie mit den NRückenbeinen frei ſ{<hwebend empor und ſtelzt dann mit ihren langen Beinen ſpinnenhaft Wollkrabbe (Dromia vulgaris). Natürliche Größe. umher. Sie bedient ſih dieſer Dinge dabei weniger als De>ke denn als Schild, den ſie ihren Angreifern entgegenhält. Sie führt damit, ohne den Körper zu drehen, alle möglihen Manöver aus; mehrfach ſah ich ſie ihre Waffen in den Klauen des Angreifers laſſen und geſchi>t die Flucht ergreifen, während jener ſi no< damit zu ſchaffen machte.“ Eine mit der Wollkrabbe verwandte Art (Hypoconcha sabulosa) lebt auf den Antillen und trägt immer eine Muſchelſchale über ſih, Sie hat ſih ſo ſehr an dieſen Shuß angepaßt, daß ihr Rückenſchild ſeine urſprüngliche Härte eingebüßt hat und weihhäutig geworden iſt.

Die Dorippiden ſind es übrigens auh, welche von allen Krabben in die größten Meerestiefen gehen und dabei merkwürdige Umbildungen ihrer Augen erleiden. Eine, die getörnelte Ethuſe (Ethusa granulata), hat im flahen Waſſer ſehr gut entwi>elte Augen, Exemplare indeſſen aus Tiefen von 180—680 m haben zwar noh bewegliche Augenſtiele, doh ſind ſie offenbar des Sehvermögens verluſtig geworden, indem am Ende des Stieles keine Facetten mehr vorhanden ſind, ſondern ſtatt deren krallige Anſchwellungen. Bei Jndividuen aus 920—1300 m Tiefe haben die Augenſtiele ihre Beweglichkeit eingebüßt und ſind in der Mitte vor der Stirn zu einem Stachel zuſammengewachſen.

Zur Ergänzung des bisher über die Krabben Geſagten laſſen wir eine in der befannten engliſchen Zeitſchrift „Chambers Journal“ enthaltene und im „Ausland“ mitgeteilte Sittenſchilderung folgen. Die Naturfreunde haben an einer Stelle der engliſchen Küſte dem Treiben der ebenfalls der Klaſſe der Krebfe angehörigen Sandhüpſer zugeſehen : „Faſt ganz mit Beobachtungen über dieſe merkwürdigen kleinen Geſchöpfe beſchäftigt, hatten wix verſchiedene ſchattenhafte Formen nicht bemerkt, welche gerade unterhalb der hereinbrechenden winzigen Wellen ſi<htbar waren; unſer Freund lenkte jedo<h durch einige Bemertungen unſere Aufmerktjamkeit auf dieſelben. „Jezt können Sie‘, ſagte ex, „\{<waßen ſo viel Sie wollen, aber rühren Sie ſich niht von der Stelle; die Bewegung eines Armes oder