Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Lyſſakinen. Diktyoninen. 653

Die harten Diktyoninen ſind in der Regel koloniebildend, haben häufig Äſte oder erſcheinen als einzelne oder mäandriſh verbogene und verſchlungene Blätter.

Auch die Größe der Glasſhwämme iſt ſehr verſchieden, von wenigen Millimetern bis zu 1/2 m Höhe oder zugleich auh Breite ſhwankend. Von ihrer Fortpflanzung wiſſen wir nur, daß auch bei ihnen eine ungeſhlechtlihe Keimbildung ſi findet.

Die erſte unvollkommene Abbildung eines Glasſhwammes findet ſih ſhon in einer franzöſiſchen Zeitſchrift von 1780, aber bekannter wurden ſie erſt Anfang der dreißiger Zahre, und no<h bekannter, als der berühmte Reiſende von Siebold eine Anzahl Formen, darunter namentli<h Hyalonemen, aus Fapan nah Europa brachte, und 30 Fahre haben eine Reihe ausgezeihneter Naturforſcher ſih vergeblih bemüht, über die Natur des wunderbaren Geſchöpfes ins reine zu kommen. Selbſt der große Mikroſkopiker Marx Schulte verwechſelte in ſeiner Beſchreibung des Uyalonema mirabile (vergl. Abbildung auf S. 587), ſo heißt unſer Shwamm, das Vorder: und Hinterende. Der Schwamm beſteht aus einem maſſigen, abgerundeten Körper und einem langen, im S<hlamme wurzelnden Schopfe. Lebterer wird in der Hauptſache aus ſtri>nadeldi>en, an beiden Enden zugeſpißten Nadeln gebildet, welche ſpiralig umeinander gedreht ſind und in dieſer Vereinigung um ſo eher den Eindru> eines Kunſtproduktes machen konnten, als ſie gewöhnlich ohne den eigentlihen Shwammkörper und mit einem Faden umwi>elt auf den japaniſhen Märkten als Nippes verkauft werden. Von dem vom Glasſchopfe unzertrennbaren Polypen iſt ſhon oben die Rede geweſen; die Verwirrung, in welche die Naturforſcher hinſihtlih des Hyalonema verſeßt wurden, rührte hauptſächlih aus dieſem Freundſchaftsverhältnis her. Die lezten Zweifel wurden gelöſt, als die Polythoa als ſtändige Begleiterin auh anderer Shwämme bekannt wurde.

Über den Fang der Hyalonemen, die in Fapan einen niht unbedeutenden Handelsartikel ausmachen, hat Willemoes-Suhm von der Challenger-Expedition berichtet: „Wir befanden uns ſüdweſtli<h wohl einige Meilen weit von der Fnſel Enoſima und hielten in der Nähe des erſten beſten Fiſcherbootes, deſſen Jnhalt, beſtehend aus eben gefangenen Hyalonemen, einem großen Exemplar der Rieſenkrabbe Macrocheirus Kaempfferi, mehreren Haifiſhen, einem Maecrurus Halosaurus und Beryx, ans Schiff gebra<ht wurde. Und damit hatten wir denn ſhon die für dieſe Lokalität charakteriſtiſhen Tiere beiſammen, und zwar ganz wie an der Küſte Portugals: Hyalonema in Gefellſhaft von großen Haifiſchen, Beryx und dem großäugigen Grenadierfiſh. Von einem der Fiſcher, den wir an Bord nahmen, erfuhren wir nun, daß alle jene Boote, welche wir ringsherum liegen ſahen, dem Fang der Tiefſeefiſhe und der Hyalonemen oblagen, die nac erſteren mit einem einfachen Haken und Köder angeln, während ſie für leßtere eine lange Leine, die mit vielen Haken der Länge nach beſeßt und mit Gewichten beſchwert iſt, über den Meeresgrund ziehen. Jm Laufe des Tages, den wir hier zubrachten, fingen ſie auf dieſe Weiſe gar herrliche Sachen, die ſie uns dann, während wir ſelber mit dem Fange beſhäſtigt waren, an Bord brachten. Und es war ſehr günſtig, daß wir dieſe Boote trafen, denn ohne ſie hätten wir vielleiht niemals erfahren, daß wir uns auf dem Hyalonema-Grund befanden, da, wie die Folge lehrte, unſere großen Dredge- und Trawlapparate niht im ſtande waren, die feſt in den Schlamm eingeſenkten Hyalonemen zu entwurzeln. Es ging hier ebenſo wie auf den Philippinen: der einfahe Hakenapparat der Eingeborenen, für den einen beſtimmten Zwe> konſtruiert, leiſtete mehr als unſere auf den Fang im großen und ganzen eingerichteten Werkzeuge, aber leßtere verſchafften uns einen Überbli> über die mit dem Hyalonema vortfommende Fauna. Die Tiefe, welche wix hier fanden, betrug 345 Faden.“

Ein zweiter Hauptfundort von Hyalonemen, welche der Art nah als verſchieden von den japaniſchen betrachtet werden können, iſt Setubal an der portugieſiſhen Küſte,