Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

654 Hohltiere. Dritter Unterkreis: Shwämme; zweite Klaſſe: Gemeinſ<hwämme.

wo ſie oft von den Haiſiſchfängern in der Tiefe von 300—400 Faden erbeutet werden. Die modernen Tiefſeeforſhungen haben die Artenzahl der Gattung Vyalonema mit 18 und der Familie Hyalonematiden auf 28 gebracht! und darunter Formen aus ſo nördlihen Gewäſſern, wie es die um die Shetlandinſeln ſind.

Die ſ{hönſten aller Schwämme, wegen ihres wunderbar zarten Kieſelgefle<htes, ſind die zu den Lyſſakinen troß der oberflächli<h verſhmolzenen Kieſelelemente gehörigen Euplektelliden, die „Wohlgewobenen“, darunter der Gießkannenſ<hwamm (Euplectella aspergillum, Tafel Fig. 3). Die langen Nadeln, zwiſchen denen zahlreithe Varietäten kleinerer, oft mikroſkopiſcher Sternchen enthalten ſind, verſhmelzen oder baten teilweiſe feſt aneinander und bilden in Längs- und Ningzügen die dur<hbrohene Wandung eines leichtgebogenen, 3—4 ecm di>en und 30—40 cm langen Hohlcylinders. Auch das obere Ende desſelben iſt mit einem gleichen dur<hbrohenen Gefleht de>elähnlih geſchloſſen, woraus ſih der Name (ſpaniſh regadera) ergibt. Die vordere Hälfte pflegt mit unregelmäßigen Kreiskämmen umgeben zu ſein. Das Hinterende, welches im Schlamme ſte>t, wird von einem dichten Schopfe feinſter, biegſamer Nadeln gebildet. Die von den leiht abfallenden Weichteilen befreite Nöhre, die jeßt eine für 6—8 Mark zu beſchaffende Zierde der meiſten Sammlungen iſt, erglänzt im reinſten Weiß.

Der Gießkannenſhwamm kommt von den Philippinen, namentli<h der Fnſel Cebu. Über Vorkommen und Fang desſelben ſchreibt Willemoes-Suhm: „Der Gießkannenſ<hwamm wurde zuerſt vor 70 Jahren in einem Exemplare zufällig aufgefiſht, das vor circa 30 Fahren (1841) in Owens Hände kam. FJeßt wurden hohe Anerbietungen für weitere Exemplare gemacht, und noch der zweite zu hohem Preiſe gekauft. Noch vor $—10 Fahren waren ſie ſehr teuer, als plöglich die hierdur< angeſpornten Fiſcher ganz in der Nähe der Stadt Cebu eine Stelle entde>ten, wo ſie mittels eines aus Bambusſtäben und mit Haken verſehenen Geſtelles das ſie am Meeresgrunde herzogen, die Buplectella in Menge auffiſhten. Der Schwamm lebt hier in einer Tiefe von 100 Faden in ſhwärzlihem Schlamme. Während unſeres Aufenthalts in Cebu fuhr das Schiff eines Tages eigens zu dem Zwe>e an die betreffende Stelle, und nun wurden gleichzeitig von einem Fiſcherboote das Bambusgeſtell und vom Schiffe ein kleines Schleppnet hinabgelaſſen. Aber während erſteres ihn in

enge fing, gingen wir leer aus, und erſt die Wucht eines der großen Sc<hleppnete genügte, um die offenbar in Maſſe, aber ſehr feſt im Schlamme ſißenden Shwämme loszureißen.“

Jett kennen wir von der Gattung Euplectella 7 und von der Familie der Eupleltelliden gegen 30 Arten. Übrigens ſind dieſe Schwämme lyſſakine Hexaktinelliden, obwohl gerade bei Euplectella aspergillum die Nadeln teilweiſe verſhmolzen ſind, aber dieſe Verſchmelzung iſt eine oberflählihe und ganz andere, als bei den e<ten Diktyoninen, wo man beſſer von einer Verwachſung redet.

Nicht ſelten wird der Gießkannenſ<hwamm von einer Affel, welche der erſte genaue Beobachter dieſes Tieres, Semper, Aega spongiophila genannt hat, und faſt ganz regelmäßig von einem Garneelenpaare, Männchen und Weibchen, der Gattung Palaemon bewohnt. Die Tiere ſchlüpfen in einem Jugendzuſtande, vielleicht hon als Larven, in das ſ{höne, ſchüßende Gitterwerk hinein und werden bald ſo groß, daß ſie das ſelbſt gewählte Gefängnis niht wieder verlaſſen können. Daraus erklärt ſich, daß die Bewohner von Cebu und Manila den Shwamm für ein von ſeinen Fnſaſſen ſelbſt verfertigtes Haus halten. Auch mit einer der ſchönſten Diktyonien (A phrocallistes Boccagei) lebt faſt immer eine fleine Krabbe (Galathea spongicola) vergeſellſchaſtet.

Bei den Faröern wurde auf der Shleppneßfahrt des „Porcupine“ das S. 655 abgebildete ſ{<höne, zur Familie der Hyalonematiden gehörige Pheronema Carpenteri