Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Vorticelle. Ni>endes Glo>kentierchen. Trompetentierchen. GOT

der ſhon vorhandenen Tiere. Noch ehe die von vorn und hinten einander entgegenkommende Einſhnürung bis zur vollſtändigen Sonderung zu zwei neuen Fndividuen vorgerückt iſt, ſieht man ſchon, wie die voneinander getrennten Baſalenden der neuen Fndividuen auf ganz kurzen partiellen Stielen ſiven, die alſo bald nah dem Beginn des Teilungsprozeſſes aus den frei werdenden Körperbaſen ausgeſchieden werden müſſen. Fſt die Längsteilung vollendet, ſo ſind die beſonderen Stiele jedes Fndividuums immer noh ſehr kurz. Bei ihrer weiteren Verlängerung, die natürlih immer nur an der Stelle, wo ſie mit dem Tierkörper zuſammenhängen, erfolgt, eilt häufig das eine Individuum dem anderen voraus, und das Fndividuum auf dem längeren Stiele ſ{hi>t ſi<h dann auh früher zu einer neuen Teilung an als ſein Gefährte von derſelben Generation, und die Folge davon iſt eben, daß die Tiere eines Väumchens n<ht alle in gleicher Höhe liegen.

„Nicht immer endigen die ſämtlichen Äſte eines Bäumchens in Tieren, ſondern einzelne Äſte ſind von den Tieren, welchen ſie ſelbſt ihren Urſprung verdanken, verlaſſen worden. Dem Ablöſen der Tierhen ſcheint niemals die Bildung eines Wimperkranzes am hinteren Körperende vorauszugehen“, wie ſolches bei den übrigen Glo>entierhen und namentli<h auh den ſi<h ablöſenden Knoſpen ſtattfindet. Die ab= gelöſten Tierchen bleiben ausgeſtre> und ſ{hwimmen mittels ihres Stirnwimperkranzes im Waſſer umher, um an einer anderen Stelle ſpäter die Grundlage eines neuen Bäumchens zu werden. Sehr häufig traf ih einzelne Fndividuen, welche eben erſt ein Rudiment eines Stieles aus ihrer Baſis ausgeſchieden hatten. Ebenſo häufig fand ih Stämmchen, die nur erſt zwei (unſere Abbildung) oder drei Tierchen trugen.“

Die Kolonien der Vorticellen erregten {hon vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts die Aufmerkſamkeit der Mikroſkopiker. Sie wurden Trichhterpolypen, au<h Afterpolypen genannt, und Röſel und ſeine Zeitgenoſſen wußten, daß ſie ſi<h gern auf Shwimmkäfern und Waſſerſchne>en anſeßen und dem unbewaffneten Auge wie ein Schimmel ſi darſtellen. „Es kamen mir“, erzählt ex in den „Fnſektenbe- lÿ luſtigungen‘, „dergleichen Käfer in dem Waſſer, worinnen ih ſowohl gixendes GlotenArmpolypen als Aſterpolypen ſuchte, unter anderen Waſſerinſekten tierhen (Lpistylis öfters vor. Da ih nun aber keineswegs vermutete, daß das, was “En GroEe an ihnen hing, ein Haufen lebendiger Kreaturen wäre, ſondern ſolches für einen Schimmel hielte, ſo ließ ih ſie öfters, ohne auf ſe[bige zu achten, dahinſ<hwinmen. Weil es aber des Schimmels ſehr viele Arten gibt, ſo bekam ih einmal Luſt, dieſen an dergleichen Käfern hängenden Schimmel ebenfalls zu unterſuhen. Jh brachte alſo einen ſolhen Käfer unter mein zuſammengeſeßtes Mikroſkopium. Was den vermeintlichen Schimmel anbelanget, ſo beſtand derſelbe aus lauter lebendigen Kreaturen, wovon ih durch ihr be: ſtändiges Zu>ken, welches allen Afterpolypen eigen iſt, mehr als zu gewiß verſichert wurde.“

Bei einer dritten Familiengruppe oder Ordnung, den Heterotricha Steins, iſt der Körper über und über mit reihenweiſe geſtellten Wimpern bede>t, und eine Reihe größerer Wimpern umgibt außerdem die Mundſpalte.

Hierher gehört die Gattung Trompetentierchen (Stentor). Eine ſehr häufig vortommende Art, Röſels Trompeten tierchen der Neueren, iſt von dieſem Naturforſcher unter dem Namen „der ſhalmeienähnlihe Afterpolyp“ ſehr gut beſchrieben worden. „Es findet ſi< ſelbige Art am häufigſten an der unteren Fläche der Meerlinſen, an welchen ſie mit ihrem ſpibigen Hinterteile feſiſiven. Wenn man die Tiere betrachtet, ſo verändern