Charakterologie

282 Die Ausdrudslehre

den Blid, in weldhem jidy mit volliter Urjprünglichteit das Innere offen= bart, aber dafür ijt die Einteilungsmöglichkeit des Auges völlig unpajjend zur Einteilungsmöglichteit des jih im „Blid" ausdrüdenden Innern. Beim Gang eines Menjchen bejteht wohl eine gute Möglichkeit, den Gang als äußere Raumbewegung zu gliedern (etwa nad Schrittweite, SeitigZeit, Weichheit ujw.), und aud) die Möglichkeit, das Charafterliche, das ji) im Gang ausdrüdt, unter den gleihen Einteilungsmodus zu bringen, d. bh. aljo, Einzelnes am Charakter Einzelnem am Ausdrudsträger zu= zuorönen. Aber gegenüber dem außerordentlichen Reichtum an Ausörud, den uns der Blid eines Menjhen gibt, haben wir bier ärmliche und dazu recht „obige“ Zujammenfajjungen, wobei es noch obendrein jehr die Stage ilt, ob wir nicht — veranlagt durch die jich darbietenden Einteilungen der äußeren Bewegung — deren Kategorien in das Seelijche hineinprojizieren. So aljo ijt dies Ausgleichsgejeß gemeint: Je jtärfer und vielfältiger der Ausdrud, um jo jhwieriger die Einteilungsmöglichkeit, mit wirflicher Parallelifierung der Einteilung innen und außen. Und je bejjer dieje Übereinjtimmung, um jo vergröberter und unbeftiedigender das, was jidy ausdrüdt. Dies Ausgleichsgejeg folgt übrigens jhon zwingend aus dem Wejen der Piyche, fih um jo deutlicher zu gliedern, je weiter jie in das Äußere, den Stoff hineindringt. Je mehr jie gliederbar wird, um jo mebr hört jie auf, „Seele“ zu jein. Schiller hat das für die Rede in die tlajjiiche Sormel gebradht: „Spricht die Seele, jo jpricht / ad), jchon die Seele nicht mehr!“ (Und vorher „jpricht“ fie eben nicht, d. b. gliedert jie ih nicht zu einander ausjchliegenden Teilen.)

Endlich wäre für eine joldhe differentielle Ausdrudslehre nody folgende Dimenjion wichtig: Es gibt Sälle, in denen das betreffende Außengebilde (der Ausdrudsträger) weitgehend atomhaft, gleichjam direft „zer legt“ werden fann, wobei jeine dingliche Gliederung mit der des Charafterlichen zujammengeht. In der Handjchrift ift das 3. B. bis zu einem gewillen Grade der Sall: es gibt richtige Einzelzeichen, die Einzelnes vom Charakter anzeigen. Und es gibt andere Sälle, in denen der Träger des Ausdruds in feiner Außendinglichteit nur als einheitliche Geitalt, nicht aber als irgendwie meßbare zujammengejeßte Derbindung angejehen werden darf. (So drüdt jich 3. B. Homoferualität in vielen, für den Kenner einwandfrei bezeichnenden Bewegungen aus. Sie find aber nur als Ge=italteinheiten zu diefem Ausdrud tauglih. Wir können nicht jagen, woran fie jid) „im einzelnen“ verrät.)

Es wäre jelbjtverjtändlid” ein Triumph der Wiljenichaft, wenn man an Ausdrudsgebilden bis zur meßbaren Einzelheit Parallelen zum Cha-