Charakterologie

46 Die jyjternatijhen Typologien

aljo leicht die Hoffnung an die Typologien fnüpfen, von ihnen her „Grund= fräfte” oder „Grundfomponenten“, „Triebfedern“ ujw. aufzufinden, aus denen jich der Charakter „aufbaut“. — Diejfer Rüdjchlug wäre dennod) gänzlicd willfürlic. Unjere Kenntnis von den Ausprägungsrichtungen des Charakters darf nicht mit der Kenntnis von „entiprechenden” Kräften in ihm verwechjelt werden. Wir wiljen gar nichts darüber, wie es der Cha= rafter macht, ji) zu bejtimmten Typen auszuprägen. Die Typen zeigen jic) im Bandeln, Denfen, Sühlen, Wollen, aljo gleihjam an den Endproduften des inneren Lebens. Der Rüdihluß von der Gliederung, die der Charakter in bejtimmten Typologien zeigt, auf eine entjprechende Gliederung von Innenkräften ijt eine Übertragung des Kaujalmodells auf den Chatafter. Bei anorganijchen Gebilden ijt diefer Rüdjchluß berechtigt — dort fann er auch jederzeit nahgeprüft werden. Im Charafterlidyen ijt er es nicht. Es fragt fich jehr, ob der Charakter überhaupt in feiner Tiefe „Oliederung“ zeigt, ob elementare Komponenten, „Grundfomponenten" am Anfang der charakterlichen Prozejje vorhanden jind. Es wird jid) als das weitaus Wahrjcheinlichere herausitellen, daß er jich erjt hin auf die Außenwelt zu Gliederungen ausprägt, daß er jich aber, je tiefer wir in ihn dringen, um jo ungegliederter, gleichjam „flüfjiger“ und einheitlicher zeigt.

Auf nod) jpezielleren Gebieten haben St. Strich!) (Gegenjat des „Klajjiihen und Romantifhen“) und W. Worringer?) („Abjtraktion und Einfühlung“) allgemeine Charafterhaltungen von einem bejtimmten „Werfgebiet” des Menjchen her unterjcieden. Auh Wölfflins Gegenja des „Malerijchen“ und „Zeichnerijchen” fönnte als jehr nahe verwandt bier angefchlojjen werden. Der Dergleich mit diefen Typologien (ihre Referierung müfjen wir uns wegen der zu jpeziellen Sorm verjagen) würde das Gejagte bejtätigen. Man meint, daß fie alle auf einem gemeinjamen Grundjaß beruhen — der jid aber durchaus nicht angeben läht; und man ijt zweitens verjucht, aud) bei ihnen nad „Grundfräften” zu juchen, die fich ebenjo Elar gegliedert in der Tiefe des Charatters vorfinden, wie fich der betreffende Typengegenjaß zeigt, zu dem ich der Charafter ausprägt — was wie gejagt nur bei Geltung des Kaujalmodells im Cha= tafterlichen jtatthaft wäre.

1) Deutjche Klafjit und Romantif. 3. Aufl. Münden 1928. 2) Abftrattion und Einfühlung. Münden 1921.