Charakterologie
50 Die fyjtematiihen Typologien
märes, während jie in Wahrheit das Dritte ijt: Zuerjt der aktive Impuls, durch ihn Hineingeraten in eine der Grenszjituationen, dann die Antwort darauf. Und das hängt damit zujammen, daß Jajpers immer von der bewußtwerdenden Erlebnisform ausgeht, daß er unter „Sinn“ einer Einitellung nur den bewußten verjteht, und nicht berüdjichtigt, was alles an unbewußter Sinnhaftigfeit für das Leben jchon vorausgeht.
Endlich ift der Sinn immer nur auf das Individuum bezogen. Die ganze Piychologie der Weltanjchauungen ift vom Konflikt erlebenden Ich ber gejeben. Mancdher Sinn aber liegt nit im Individuum, jondern in übergeoröneter Gemeinjchaft, und der lette Sinn liegt darin, dab das Leben, unbefümmert um alle bewußten und erlebnismäßigen Überbauten der Individuen, „leben will”.
Ein Typ madt übrigens eine Ausnahme: der aktive. Er ijt fein Re= aftionstyp, jondern ein echter Attions=-Typ. Er fällt damit aber aud) aus dem ganzen Rahmen heraus und wäre eigentlich allen anderen Typen gegenüberzujtellen.
Diefe Kritif foll die Anregungen und wertvollen dharafterologijchen Schilderungen nicht in ihrem Derdienit jhmälern. Wollte man cdjarafterologijche Werte wegen ihrer Einjeitigfeit ablehnen, es bliebe nicht ein einziges übrig. Auch das hängt wieder damit zujammen, daß fid) alle Derjuche der Charaftereinteilung an die deutlichen Ausprägungen halten müjjen, daß aber Ausprägungen immer nur einige bejtimmte Möglichteiten des Charakters beleuchten.
Der philojophijch interejjierte Lejer jei übrigens auf die Jajpers voraus= gegangene Arbeit von W. Dilthey verwiejen, die wohl die erjte und berühmt gewordene Betrachtung der philojophijchen Syjteme unter pjychologiijhen Gejichtspuntten darjtellt.t)
Wir gehen nun abermals einen Schritt näher an die Tebensrealität heran. Wir betrachten nicht mehr die Charaftereinjtellungen, wie jie ji zu ausgejprohenen Weltanjhauungen ausformen, jondern die „Lebensformen“ felbjt, unabhängig davon, ob fie ji an gedantlichen Syjtemen Ipiegeln oder nicht.
», Die Typen der Weltanihauung und ihre Ausbildung in den metapbufijchen Syjtemen.” Gef. Schriften, Bd. 8, S. 75. Leipzig 1931.
Bei diejer Gelegenheit fei noch eine charafterologijche Arbeit von philojophiicher Seite wenigjtens erwähnt, die in bezug auf die „Lebensnähe“ hier anzu= ihliegen wäre: Aler. Pfänder, Zur Pjychologie der Gejinnungen. Sonderdr. a. d. Jahrb. f. Philof. u. phänomenol. Sorjchg. Bd. 1 u. 3. Halle 1922 u. 1950.