Das Nordlicht. Bd. 1-2

DAS BACCHANAL anz stille wirds in Neros finsterm Garten, Wo die Zypressen auf die Winde warten, Um laut zu ächzen und zu stöhnen. Und in den Nischen gibt es Marmorbecken, Auf denen Flammen aufwärts lecken, Um Götter mit der Erde zu versöhnen! Der Kaiser sieht sie mit Geknister lohen Und trockene Bäume in dem Hain bedrohen. Es muß ihr Rauch sich im Geäste sammeln, Wo sich beschwingte, lose Windesschlangen Im dunkeln Kronendickicht mitverfangen, Da Pinienhäupter ihren Weg verrammeln. Umkreist von einem matten Irisbogen, Kommt nun der volle Mond heraufgezogen! Er ist vom vielen Wandern wohl ermattet, Er scheint ein trunknes Auge, rot verschwommen: Der Kaiser merkt es kaum, daß er erglommen, Da ihn der Pinienhain tief überschattet. Er läßt sich in den Gang der Orchideen Und Rosen, die ihm Duft entgegenwehen, Von seinen Lieblingssklaven tragen. Er will sich an den Blütendüften weiden Und Lärm und Lust der Nebenmenschen meiden, Denn nicht mehr zieht es ihn zu Trinkgelagen. Der Kaiser denkt jetzt an das Götterende. Oft wars, als ob man Botschaft sende, Wenn Schnuppen lautlos durch den Äther schwirrten, Es werde Zeus von seiner Höhe stürzen! Und irrte er dabei zwischen den stillen Myrten, So konnte ihm der Fall die Nacht verkürzen. Die Gäste trinken nun beim Bacchanale Falernerwein aus tiefer, goldner Schale; An Schönheit kann sich jeder Gast entzücken: Gelöst sind Romas ernste Ehebande,

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