Das Nordlicht. Bd. 1-2

Denn eine große einzige Girlande

Umfängt die Menschen, die sich frei beglücken. Es frönt in Neros marmornem Gebäude,

Wer fröhlich ist, der tollsten Sinnenfreude.

Er ließ die Wände wunderbar bekränzen,

Und um die Würde festlich abzumildern, Verhängte man den ernsten Stein mit Bildern Und schuf im Riesensaale Blumengrenzen.

Wenn Römer ihre Marmorhallen bauen

Und in die Säulen tiefe Rinnen hauen,

So bleibt die Felsenwucht doch ganz dem Steine, Und wenn die Künstler längst zu Staub zerfallen, So lebt das Märchen steiler Marmorhallen

Noch fort und schafft sich langsam Trauerhaine. Die Säulen zeugen stumm von Sklavenleiden, Und wenn sie Glutblumen im Herbst umkleiden: So sprüht als Rankenschmuck das Blut der Toten Noch rot hervor in dem Erinnrungsgarten

Der vielen tausend fern und längst verscharrten Gemarterten, Gefangnen von Despoten!

Sanft blinken weiße Tempel durch die Lauben, Und um die lauten Brunnen gurren Tauben. Der Säulen rassescharfer Kannelierung Entspricht des Dorers adlige Regierung:

Die Hallen zeugen rings von Jugendstärke,

Und stolz auf die Gedankenwelt der Sagen,

Die sie in Stein gemetzt zum Lichte tragen, Sind diese Bauten traute Meisterwerke! Versuchte Rom das Schönste sich zu bieten,

So griff es zu den heitern Griechenmythen

Und zauberte sich lieblichste Gelände

Der Odyssee auf rotgetünchte Wände.

Gestalten, die im Trojerkrieg erscheinen, Lustwandeln in Elysiums heitern Hainen: Geschmackvoll, unter Heldenepisoden,

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