Das Nordlicht. Bd. 1-2

So werden schon Schößlinge ringsum ersprießen, Denn endlich wird dennoch das Urwort entworren: Wir werden die Wahrheit gemeinsam genießen!

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Ein Priester dort unten verträgt nicht das Bohren, Die Martern, die Sorgen, das ewige Hämmern.

Ihm wird schon, als ginge die Jugend verloren,

Als müßte er nutzlos in Kerker eindämmern. Gegaukel kann bald seine Lüsternheit schüren,

Auch packt ihn auf einmal ein Ekeln und Grausen, Ganz freudlos in Gruben verschüttet zu hausen,

Und schon wird er flüchtig, ein Weib zu verführen. Doch hält ihn dort oben bald Trauer umklammert, Er sieht seinen Körper zerdämmern in Blässe,

Er fühlt, daß er ungetrost, hoffnungslos jammert, Und abermals sinnt er zu Dunkel und Nässe; Durchfinstert erscheint ihm die Seele der Heiden,

Er kennt seine Römer als schamlose Buben:

Ein ewiges Licht aber, weiß er, sind Leiden

Und Jubel der Bruderschaft, unten in Gruben!

Jetzt wirrt ihm auf einmal das Irrlicht die Pfade

Der Innerlichkeit. Und den irdischen Quellen

Der Lust zu, versucht ihn ein Wunsch nun zu schnellen Da ruft er: »O Herr, habe Nachsicht und Gnadel« Noch folgt er dem Tanzlicht durch Gärten und Gassen, Doch trachtet er Buhlinnen rasch zu bekehren,

Da rufen die Leute: »Was sind das für Lehren, Fürwahr, er ist toll, und man müßte ihn fassen! « Nun will er die Zukunft von Rom prophezeien

Und, wie die Sibyllen, das Ende der Götter Verkünden und Tempelaltäre entweihen!

Doch ruft, ihm zum Trotz, noch gewandter ein Spötter: »Fürwahr, noch braucht niemand in Rom zu verzagen, Viel besser als Narren kann Janus uns sagen,

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