Das Nordlicht. Bd. 1-2

Maria, geht ein heißer, langer Tag zur Rüste,

So mag, wer seine Heimat liebt, dich holde Mutter loben,

Dann ists, als ob der Himmel sich mit Funkelsternen brüste.

Die Sterne sind in deinen Mondlichtschleier eingewoben,

Der Gürtel deiner Reinheit ist der Milchstrom ferner Sterne,

Und unsre Seelen werden über ihm zu dir erhoben.

Gar tief erfaßt man dich in seines Wesens Glaubenskerne!

Wir danken dir, daß du uns Leid und Liebesahnung schenktest,

Doch hilf uns jetzt, denn wir verzweifeln oft, ob deiner Ferne.

Als du den ersten Liebesblick ins Weltendunkel senktest, Da konnte gar kein Augenblick mehr zeitlos je verzittern, Da dubereitsin jedem Glück zur Weltverzückungdrängtest.

Bald wandte sich der Sonnenball hervor aus Lustgewittern,

Und bis zu uns empor, die wir uns selbst durch dich erworben, Vermochte keine Wut, kein Trotz die Urflut zu verbittern!

Ward dann ein Schöpfungstag auch durch des Bösen List verdorben, So konnte doch dein Tränenmeer den Heiland unsgebären: Du weinst, Marie, daß wir durch eigne Schuld gestorben! « Wie konnte dieser Sang nun eines Pilgers Herz beschweren, Denn dieser blieb zurück, aus Reue sich am Rain zu winden, Er schluchzte Jaut, denn unermeßlich war sein Bußbegehren. Ein andrer Pilger, der nach Haus zog, sollte so ihn finden. Er neigte sich zu ihm herab und flüsterte ganz leise: »5o hör auf mich, du armer Mensch, laß alle Sorgen schwinden!

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Neroceio da Siena