Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Konstituierung des Seins aus dem logos und im logos und als logos. Er vollzieht damit im wahren Sinn des Wortes eine Revolution der Denkungsart und legitimiert sich dadurch als echter Vertreter des Idealismus.

Eckhart überwindet durch seine Logik nicht nur die scholastische Ontologie, sondern auch ihre ontologisch begründete Psychologie. Als Mittel dazu dienen vor allem das logische Motiv der aristotelischen Theologie: die mit dem neuplatonischen Emanationsbegriff bezeichnete Selbstreflexion Gottes in der Bildlehre, in welcher das zweite Glied als Ich ausgezeichnet wird; der platonische Begriff der Teilhabe, der johanneische Logosbegriff etc. Die Seele des Menschen, das Ich hat nunmehr eine grundsätzlich neue Stellung und Würde bekommen. Es ist nicht mehr die Gott wesensfremde Kreatur, das bloße Bild des Königs auf der Münze, der Knecht Gottes, sondern es ist Gott völlig wesensgleich und nur personal von ihm unterschieden: es ist selbst der eingeborene Sohn Gottes, das wesens- und naturgleiche Bild des Königs in seinem Sohn, der Freund Gottes. Die Transzendenz Gottes ist aufgehoben und ersetzt durch die polare Einheit mit Gott. Der prinzipielle Schnitt zwischen Gott und Seele, sofern sie als Kreatur bestimmt wurde, ist nunmehr in einem ganz neuen Sinn in den Menschen selbst hineinverlest in der Dualität von Natur und Geist, die gleichwohl nicht feindlich einander bekämpfen, sondern korrelativ aufeinander angewiesen und hingeordnet sind. Da das Ich durch seine Wesenseinheit mit Gott als polares Glied der Logosreflexion zum Glied der Trinität geworden ist. so bildet das Problem der Psychologie nunmehr gleichsam die eine Hälfte des Problembereichs der „logischen“ Theologie. Aus dieser korrelativen Zuordnung entsteht in einem ganz neuen Sinn erst eine eigentliche Theologie, da Theologie auch immer zugleich Lehre vom Ich ist. Diese korrelative Zuordnung von Gott und Ich aus Ontologie und Psychologie kann aber nur als Tendenzausdruck gegen die Transzendenz Gottes als eine Synthese verstanden werden: in Wirklichkeit liegt hier nichts weniger vor als eine Synthese, sondern eher eine Analyse, eine Spannung des einen Wesens in seine polaren Momente: Gott — Ich. Die entscheidenden Anregungen für die grundsätzlihe Umgestaltung seiner „Psychologie“ d. i. der Wesensbestimmung der polaren Ich-Einzigkeit scheint Eckhart vom Johannesevangelium und den Johannesbriefen empfangen zu haben durch das Motiv der Gottesgeburt und der Freunde Gottes, wie überhaupt seine Theologie gerade aus diesem Evangelium wichtige logische und theologische Systembegriffe schöpft: z. B. den der

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