Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

stimmungen der Totalität und Notwendigkeit ergeben sich aus dem Text IV 359,15 ff, wo Eckhart an der Korrelation iustitia iustus exemplifiziert: „in spiritualibus necesse est quod anima ipsa accipiat esse divinum ad hoc quod operetur divine et spiritualiter. Non enim operatur iuste qui non est iustus. . . Hoc autem esse divinum dat gracia gratum faciens ipsi essentie anime“, Die lehrgeschichtlichen Parallelen beim Heiligen Thomas weisen die vorsichtigen Abschwächungen des „gewisermaßen“ auf: Die Gnade versetze das Wesen der Seele inquoddamdivinum esse (Comm. Sent. Lib. I Dist. XXVI q,1a.5; a.4 ad 2, ad 5; a. 5; cit. Thery IV 559 n. 5), durch das keine Wesensgleichheit, sondern die durch Edchart ausdrüclich abgelehnte assimilatio erreicht wird: „... gracia sit in essentia animae perficiens ipsam, inquantum datei quoddam esse spirituale et faeit eam per quandam assimilationem consortem divinae naturae” (De Ver. qu. 27 a. 6c).

Die verliehene Gnade führt zu der wichtigen Bestimmung der Immanenz Gottes in der Seele und auch zu der korrelativen Bestimmung der Immanenz der Seele in Gott: „Verbum habitans in nobis plenum gracia et virtute. Communicatur enim nobis esse divinum cum simus filii Dei, communicatur per consequens nobis plenitudo gracie et veritatis fluentis et procedentis ab illo“ (Joh. Cues 96 va, eit. Karrer, D. Göttl. 44): in anima., si est gracia, est omnis gracia, quia anima talis Deum habet, qui est fons omnis gracie“ (cit. Karrer, ib. 49); „Gnäde ist ein inwonen und einmitewonenderselein gote“ (Pf. 79: 255,95):

Auch in der Bestimmung des Aufnahmeorgans für die Gnade Gottes weicht Edchart von der Scholastik ab und rückt damit die Gnade selbst in einen ganz anderen theologisch systematischen Bereich und in eine andere systematische Stellung. Gott gibt die Gnade in das Wesen der Seele, so lehrt Edkhart zunächst mit der Scholastik®®). Nun bestimmt er aber den Intellekt, das intellectivum, das über den Sinneskräften liegende Vermögen, als Seelenwesen und hebt somit die scholastische Unterscheidung von Intellekt als Seelenkraft und dem Wesen der Seele auf“) und unterscheidet an der Seele nur das Sinnliche oder Natürliche und das Vernünftige oder das „Ubernatürliche“. Da nun die Gnade nach scholastischer Bestimmung übernatürlich ist®), kann sie also nur aufgenommen werden von dem Organ der Seele, das auch über033) Op. Serm. 149 ra (cit. Karrer, D. Göttl. 48): gracia non est in po-

tentiis anime set in substancia, in intimo. cf. IV 559, 18: Pf. 79: 255, 14: 93: 504, 54. v3) IV 560 f. 6) Pf. 72: 228,20; 75: 229, 21 ff; 79: 255,14; IV 360,5.

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