Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

deus summum esse — non esse; substantia — accidens (Den. 554, 1 ff).

Das Beispiel von esse und nihil, als dem formalen Sinn aller jener Begriffspaare, wird unsere Vermutung bestätigen. Die abdicatio des einen vom andern, des esse vom nihil wie des nihil vom esse ist jedoch nur die negative Bedingung für die Leistung dieser Relationspaare als Relationen, nämlich der logischen Bestimmung des einen Gliedes durch das andere. Das zweite Relationsglied mit dem formalen Sinn des nihil ist immer nur das bloß Mannigfaltige für die Bestimmung zum ersten Glied. Zu diesem Zwecke mußte der Begriff als solcher zunächst einmal nach innen und nach außen, seinem Inhalt wie seinen Grenzen nach gefestigt werden.

II. Die Funktion des Begriffs als Grundlegung. 1. Der Begriff. a) Dietermini generales.

Die Begriffe sind die Bestimmungs- und Sinngründe für die Mannigfaltiskeit der Dinge. Eckhart hebt vornehmlih eine Gruppe aus ihnen heraus: die termini generales, das ens, unum, verum, bonum, sapientia, iustitia ete., an denen er paradigmatisch seine Meinung demonstriert. Es zeigt sich bei einem Vergleich mit der Bedeutung dieser Termini bei Thomas von Aquin etwa wie überall so hier in einem besonders eindringlichen Maße die Revolution seiner Denkungsart. Die Transcendentalien der Scholastik: das ens, unum, verum, bonum, res, aliquid sind .„dasjenige, was in bezug auf die Allgemeinheit des Seins und der Aussage alles, auch die höchsten Gattungen des Seins übersteigt oder der modus generaliter consequens omne ens” (De Ver. qu. 1, 1c)”), also eine gedankliche Folgerung aus der Gattungslogik. Ihre höchste Allgemeinheit ist bei Eckhart nicht ein Zuoberst-sein in der Hierarchie der Gattungen, sondern eine erste Grundlegung zur Bestimmung des bloßen Nichts der Mannisfaltigkeit. In der Pariser Quaestio wurde bereits das intelligere als subsistent bezeichnet. In der Weise sind auch diese Termini subsistent. Sie existieren nicht in den Subjekten nach Art von Akzidenzien, sondern sie sind ihre Seinsvoraussetzungen, und diese haben daher erst durch sie und in ihnen in der jeweilig bestimmten Hinsicht ihr Sein“). In besonders eindringlicher 3) Schütz: Thomaslexikon p. 816.

”) Den. 555,10: .... de terminis generalibus, puta esse, unitate,

veritate et sapientia, bonitate et similibus, nequaquam est ymaginandum vel iudicandum secundum naturam et modum acci-

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