Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

Die sachliche Gleichordnung der Relation superior — inferior erstreckte sich auf folgende Relationsschemata:

Prior — posterior

agens — passum

dare — accipere

ratio — Tes

causa — causatum

forma — materia

Prineipium — principiatum Die konkreten Beispiele dafür waren: iustitia — iustus; sapientia — sapiens; esse — ens. Es wurde sogar eine sprachliche

und sachliche Verbindung dieser Termini in dem Ausdruck des principium causale superius gegeben.

Die Verknüpfung der beiden Relationsglieder geschieht durch eine assimilatio. Der Begriff assimiliert sich den Gegenstand:

Den. 576, 11: tota perfectio secundorum est assimilatio superi-

orum. ib. 556,15: (priora) inferiora sibi assimilant utpote

causa causatum et agens passum. In demselben Vorstellungskreise bewegt sich das Bild von der affectio: das Vorgeordnete affiziert das Niedere, jedoch geschieht die Affektion nicht in der umgekehrten Richtung:

Den. 556, 14: priora et superiora afficiunt inferiora et poste-

riora... z. 15: set nec ab aliquo afficiuntur.

Diese Affection ist derart, daß das Höhere zwar das Niedere berührt, aber dabei doch nicht von dem Niederen in seiner Qualität geschädigt wird. Es bleibt die Verschiedenheit und Unvermischbarkeit beider klar aufrecht erhalten. Es wird aud nicht eingeräumt, daß eine „gewisse“ Vermischung statthat, sondern es besteht eine grundsätzliche Scheidung”). Sehr charakteristisch für die nähere Erklärung dieser Affection ist das Beispiel von dem Licht, das wohl den Schmutz beleuchtet, aber selbst davon nicht verunreinigt”) wird.

Diese Verknüpfung zugleih und Trennung der Relationsglieder superior — inferior ist zwar als Problem scharf erkannt und formuliert, ihrer tatsächlichen Bestimmung nach aber zu sehr bildhaft, als daß man sie als klar definiert bezeichnen könnte. Nun sind einige Texte da, die eine exakte Definition dieses Verknüpfungsverhältnisses geben: Das Höhere bildet für das Niedere den Ordnungsbegriff, durch den die Mannigfaltigkeit

”) III 565,7: superius semper affieit secundum se ipsum omne suum

inferius, et ab ipso in nullo vice versa affieitur. ef. III 435,8 ff: TV 259, 17 ff; IV 242, 25 ff.

») IV 241,1: lux eorporalis sie transit sordes et illustrat, quod tamen

in nullo ab illis afficitur aut maculatur.

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