Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

borgen ... (Jostes 69:71,6ff, weitgehende Übereinstimmungen in Pf, 38: 131, 11 f)®).

IV. Der Funktionsbegriftf.

Es begegnet in der Eckhartliteratur immer wieder die Auffassung, Eckhart sei Realist. Das besteht auch so weit zu Recht, als Eckhart vornehmlich an realistische Vorstellungen und Problemstellungen anknüpft. Aber es verhält sich damit wie mit den meisten seiner traditionsgebundenen Anschauungen: Eckhart geht davon aus und macdt sich gewisse Problemansätze und Terminologien davon zu eigen, aber er wächst darüber hinaus und vollzieht eine fundamentale Umdeutung. Die realistische These, daß Realität einzig im Begriff liege, wird von ihm alsbald in der Weise verändert, daß der Begriff an sich als das bloß Essentiale eines Korrelationsmomentes bedarf, um sich selbst erst realisieren zu können. Er bedarf des Nichts, das in ihm zu einem ens bestimmt wird. Diese Frage wird gelegentlich des Esse rerum näher erörtert werden. Es ist an dieser Stelle nur noch auf ein Motiv hinzuweisen, durch das Eckhart ebenfalls den Realismus überwindet, dadurch daß er den Begriff als solchen als Substantialität aufhebt und ihn zur Funktion macht, ein Gedanke, der die Struktur seiner gesamten Theologie entscheidend bestimmt. Echarts Logik ist nicht eine solche der Abstraktion, sondern eine Logik des Logos. Der Logos als das Sein ist nicht im substantialem Sinn verstanden, sondern im funktionalen: Gott wird und entwirt (Pf. 56: 180,18). Nur dadurch, daß er die Kreaturen spricht und daß die Kreaturen ihn sprechen, tritt er in Existenz, wird er”). Darin kommt die reine Aktualität Gottes zum Ausdruck, indem aber in die Aktualität die Bestimmung des Werdens aufgenommen wird, wird sie zur Funktionalität. Durch dieses Motiv bekommt seine gesamte Theologie nun im wahren Sinn des Wortes eine „logische“ Wendung, eine .„logishe“ Begründung, denn das Wesen des „Logischen“ besteht in der Funktionalität des Gesetzes. Nicht die Tatsächlichkeit des Gedachten ist das Wichtige, sondern der Prozeß des Denkens selber: quod auditur, videtur et cogitatur, displicet..... Nicht das conceptum, sondern die conceptio ipsa est proles (Den. 574,4). In ipsa conceptione perficitur fructus, nihil extra expectans (Den. 574,25f). Dies Motiv der

%) Selbst der Begriff des Phänomens scheint bei Eckhart ausgebildet zu sein: Pf. 42:142,25. Eckharts Wendung zum Platonismus wird auch von Dempf betont: Metaph. d. Ma. 132f.

#) Pf. 56: 181,1: Got der wirt; da alle creäturen got sprechent, dä gewirt got.

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