Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
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aufenthalte beider Majeſtäten , wurden Marionettenſpiele aufgeführt; auh von der Hofdienerſchaft, dem Kaiſer und der Kaiſerin ſelbſt allerlei Poſſen, Luſt- und Singſpiele, in denen die Monarchin manchmal die Hauptrollen ſpielte, immer zur vollſten Zufriedenheit aller Zuſchauer, wie ſich dies von ſelbſt verſteht. Da jedoh dieſe Divertiſſements nur den Abend ausfüllten, der Tag aber auch angenehm und kurzweilig zugebracht ſein wollte, ſo wußte das erfinderiſche Genie der kaiſerlichen Frau die langſam ſchleichenden Stunden durch allerlei Ergößlichkeiten zu beflügeln. Man fing mit der Angel Fiſche, fuhr in Kähnen auf dem Teiche herum, wobei Seine Majeſtät der Kaie ſer das Ruder ſehr geſchi>t zu führen wußte, ſpielte dann wieder zur Abwechſelung blinde Kuh oder Verſte>ens und verſcherzte ſo in aller Unſchuld den größten Theil des Tages. Zu den leßtern Unterhaltungen wurden, weil ſich blinde Kuh und Verſte>ens ſelbander doch nicht ſpielen ließen, die Kammermädchen oder , wie ſie in der wiener Hofſprache heißen, Kammermenſcher und einige vertraute Günſtlinge aus dem geheimen Kabinete und der Dienerſchaft beigezogen, die ſpäter vlau-