Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
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fönne; daß in jedem Gefechte, welches acht, zehn und mehre Stunden dauert, in dem ſich alſo der Feind tapfer wehrt, etwas mehr als zwanzig, höchſtens dreißig Todte bleiben müſſen, vorzüglich einer ſo gut bedienten Artillerie, wie der franzöſiſchen, gegenüber. Man fing daher an, ſelbſt den wahren Berichten gar nicht oder doh nicht ganz zu glauben, und der größte Theil des Publifums bezweifelte ſpäter ſelbſt die glänzenden öſterreichiſh-ruſſiſchen Siege zur Hälfte.
Aber nicht bloß das Publikum allein, ſondern ſelbſt der Kaiſer wurde durch falſche Berichte getäuſcht, und man hielt vor ihm den mißlichen Zuſtand ſeiner Armee ſo viel als möglich verborgen. Wenigſtens war dies der Fall bei der italieniſchen, wie folgende Thatſache beweiſet.
Ein kaiſerlicher Oberoffizier wurde von ſeinem fommandirenden Generale mit Depeſchen an den Hoffriegsrath nach Wien geſendet, und erhielt zugleih den Auftrag, dem Kaiſer die bedenkliche Lage der öſterreichiſchen Armee in Italien mündlich zu ſchildern. Franz empfing ihn mit einer ſehr heitern Miene und fragte ihn zufrieden läcelnd: „Nun, wie geht's in Italien?“ — Der