Der Künstler zwischen Westen und Osten

168 Jakob Böhme

Im Gestein spürt er eine erstarrte Feuergewalt. Schlägt er den Funken heraus, so ist ihm, als würde ein gefangenes Wesen frei. Kalk und Granit wirken bis auf die Knochen. Salz gibt ein festeres Gerüst. Im Winter verhärtet das Holz, es wird dem Gebein verwandt. Die Pflanzen wandeln sıch unter dem Einfluß der Gestirne. Merkur läßt das ‚Kraut‘ emporschießen. Mars das „Harz“ tropfen. Sol waltet in der ‚„Tinktur“. Venus in der „Süße“. Jupiter im „Bitteren“. Luna im „Krassen“. Auch die Tiere fühlen den Wandel der Gestirne in sich. Der Fuchs trägt in seinem Wesen die Signatur des Merkur. Der Löwe die der Sonne. Die Vögel die der Venus.

Wer Jakob Böhmes Worte auf sich wirken läßt, fühlt sich bald geisterhaft berührt. Seelen, die das Tor des T'odes durchschritten haben und im Reich der Elemente — im ‚„Salzigen“, „Merkurialen“, „Sulphurischen‘ — wesen, besuchen ihn. Sie verstehen diese Bezeichnungen besser als die heutigen Chemiker.

Als Beispiel, was in einem solchen Begriffe lebt, sei das Wort „Sulphur“ im Sinne Böhmes erklärt.

Sulphur ist ein Doppelwesen, das Gott und die Natur in sich trägt. Aus ihm ist einerseits die Leidenschaft und andererseits das Feuer entstanden. In der Sılbe „Sul“ lebt Sonne, Sohn, Versöhnung. In der Silbe „phur‘ das ewig rollende Rad der Vergänglichkeit, Geburt und Tod, das unaufhörliche Kreißen der Kreatur.

Der Weltenwagen läuft, bis der Blitz aus dem Wirbel fährt. Da steht er still. Jetzt wird das Kreuz sichtbar.

„Wie der Funken, der aus einem Steine geschlagen