Der Künstler zwischen Westen und Osten

Jakob Böhme 187

es in der Natur mit der Höllen Reich kämpfet und streitet...

Jakob Böhme sucht den Widerspruch, der darin liegt, daß das Gute wie das Böse aus dem gleichen Urgrund kommen (denn Gott, der Schöpfer der Welt, ist gut), durch eine Erkenntnisarbeit zu lösen. Das moralische Ermahnen genügt dazu nicht. Denn es greift nicht tief genug. Ist doch die zunehmende Verödung und Verhärtung der Erde ein Zeichen dafür, daß die physische Natur vom gleichen Übel durchdrungen ist wie der Mensch. Sie ist „wild“ geworden. Nur der „Liturg der Physik“, sagt Novalis, ‚der den Dienst im Tempel“ vollkommen versteht, für den „Sal“, ‚„‚Merkur“ und „Sulphur“ kultische Substanzen geworden sind, vermag sie wieder zu besänftigen. Nur eine Naturwissenschaft, die durch die Verbindung mit dem Geistig-Göttlichen wiederum sakramental geworden ist.

„Gott ist in vielen Dingen mit seinem Zorn, dieweil es also hart und böse ist und der Gottheit nicht ähnlich. Ja, lieber Mensch, es ist alles wahr: In Silber, Gold, Steinen, Acker, Kleidern, Tieren und Menschen, was begreiflich ist, ist freilich überall der Zorn Gottes, sonst wäre es nicht also hart begreiflich. Du sollst aber wissen, daß auch der Kern der Liebe in allem verborgenen Centro stecket.‘“

Das Physische, Feste, Tastbare — das Begreifliche, der an das Sinnenhafte gebundene Verstand: Dies hat seinen Ursprung in Luzifers Fall. Luzifer war im Urbeginne in der „Glorie“ und gut, einer der Elohim. Das Böse rührt davon her, daß er „eigen-willig‘