Der Künstler zwischen Westen und Osten

312 Moderne Lyrik

Morgenstern nimmt teil am Gespräche der göttlichen Gestirne. Immer näher neigt er.sich vom Mond der . Sonne zu, und endlich wird er vom Sonnenworie selbst hingenommen.

Christian Morgensterns Geist befreite sich immer mehr von den Nötigungen des Leibes. Er wurde kraftvoller und beweglicher, je kränker der Körper sich zeigte. Warum ermüdete der Dichter nicht im Vorwärtsgehen? Warum verfiel er nicht in Apathie und Hoffnungslosigkeit? Diese Gefahr, an der einst Hölderlin zugrunde ging, war sicherlich besonders groß bei Morgenstern. Er litt ganz gewiß mehr als andere an der Streiksehnsucht dem Leben gegenüber. Weshalb hielt er aus? Weil er das Menschheits-Ich in sein persönliches Selbst aufnahm. Er wurde ein wahrer Jünger Christi; er vertiefte sich als solcher mit allen Seelenfähigkeiten in die drei Jahre zwischen der Johannistaufe und dem Tod auf Golgatha, während welcher Christus in einem menschlichen Leibe wirkte.

Licht ist Liebe ... Sonnenweben

Liebes-Strahlung einer Welt schöpferischer Wesenheiten —

die durch unerhörte Zeiten uns an ihrem Herzen hält, und die uns zuletzt gegeben

ihren höchsten Geist in eines Menschen Hülle während dreier Jahre: da Er kam in Seines Vaters Erbteil — nun der Erde innerlichstes Himmelsfeuer: daß auch sie einst Sonne werde.