Die die Grundlagen der Physiognomik

und zu Individuellen. Ich habe an anderer Stelle (im „‚Umriß einer universalen Physiognomik“) die Nase die Brücke zwischen Oben und Unten, zwischen Geist und Sinnen genannt. Die griechische Nase ist dies in einem besonderen Sinn, sie bedeutet die Einigung von Schädel- und Gesichtswelt, von Idee und Erscheinung, sie ist aber auch irgendwie der Durchlaß des heiligen Lebens- und Atemstromes, das Wahrzeichen der heiligen Tierseele der Götter. Und darum ohne besondere Eigenschaft, ohne Hochmut. In der Welt der Identität, in welcher sich Götter, Menschen und das Tier mischten, Götter in Tiergestalt erschienen. Auf der Insel der Circe. Je mehr der griechische Bildhauer sich das Individuelle zum Gegenstand nahm (von Praxiteles an), um so deutlicher wurde der Einschnitt zwischen Stirn und Nase das Zeichen eben des Kampfes, der Wahl.

Ich habe diesen Nasenwinkel gefährlich genannt. Damit will ich sagen, daß an keiner Stelle des Gesichtes das Persönliche sich so als Maßlosigkeit und Anmaßung, Schwunglosigkeit, Dumpfheit, als bloße Anstrengung und Leere offenbaren kann als gerade hier. Als Ahnungslosigkeit, als Mangel an Gnade, als Verworfenheit (auch innerhalb von Mittelmäßigkeit). Wie wenn an dieser Stelle die

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