Die Französische Revolution

Ludwig XVI. im Kampfe für den unbedingten Abſolutismus. 115

eine nationale war noh niht ins Leben gerufen worden. Da der Staat noh immer keine flüſſigen Gelder beſaß und die Säkulariſation der geiſtlichen Güter ſih hinzog *), hielt es Ne>er für das Beſte, ſich die erforderlichen Mittel durch eine Anleihe von 80 Millionen ?) zu beſchaffen, indem er die Nationalverſammlung an ihre Beſchlüſſe vom 17. Juni nnd 13. Juli erinnerte. Aber der Zinsfuß von 5 Prozent, den er ſelbſt vorſchlug, fand nicht die Genehmigung jener Körperſchaft, und es wurde kraft ihrer Regierungsgewalt von ihr erklärt, daß 4+ Prozent angemeſſener ſeien. Aber als nun die Dimiſſion der Anleihe ſtattfand, zeigte es ſih, daß die intereſſierten Geldgeber in der Ausſicht, ihre Kapitalien niht hoch genug verzinſt zu ſehen, den Beutel zuhielten. Wieder war alſo Ne>ers Politik auf ein totes Geleiſe gelaufen, und neue Mißſtimmung über die Nationalverſammlung mußte fich ſeiner bemächtigen.

Man ſieht, alles konnte ſich zu einem Bunde gegen dieſe Vertretung des franzöſiſchen Volkes vereinigen: der Boden war dazu jezt wie geſchaffen. Kurz, es ging nicht mehr ſo weiter. Am 1. September ®) wird daher der König gebeten, — unter Einverſtändnis mit Ne>er ſeinen und der Reichsſtände Siß nah Soiſſons oder Compiègne zu verlegen. Aber merkwürdig! Der König lehnt den Vorſchlag, deſſen Ausführung ihm doh mehr Sicherheit geboten hätte, ab, vielleicht weil er eine gewaltſame Unterdrü>kung wünſchte oder weil er an ein baldiges Ende, an ein Abſterben der Revolution glaubte. Es iſ das eine Auffaſſung, die noh der Graf Mercy ſih zu eigen gemacht hatte; denn er teilt am 17. Auguſt ſeinem Kaiſer mit, daß der Umſturz nur die Wirkung von Ränkeſüchtigen ©) ſei, „daß die Zeit und die Wahrheit ſie entlarven werden; dann wird dieſe Nation, gerecht und empfindſam von Charafter, erſchre>t ſein über die abgeſhma>ten Trugbilder, durch die man ſie in die Jrre geführt hat, und es iſt nicht zweifelhaft, daß ſie die gefährlichen Wirkungen wieder gut machen wird“. So dachte dieſer erfahrene Diplomat, und niht anders haben die Leute am Hofe geurteilt. —

Ludwig XVT. holte abermals zu einem Staatsſtreich aus, und ſchon in den Auguſttagen wurden die erſten Vorbereitungen getroffen. Jndem

1) Siehe S. 126. 2) Span. Ar< 3392 — 21. Juli. 3) Matthiez in der Revue historique, Bd. LXVII, S. 274. 4) Denkt Mercy an Orléans ? 8 *