Die Französische Revolution

Sieg der Revolution. Aufbau des ueuen Frankreich. 135

ſich ihm offen als Todfeind der alten Ordnung bekannte !). Daher wurden am 22. Oftober die Verhandlungen mit dem General Bouillé, dem Kommandanten an der Oſtgrenze, aufgenommen. Deshalb nannte er am 18. November zu Nuñez die Nationalverſammlung „eine Garbe ganz aus Dornen“ *). Dieſer teilte die Worte ſvfort ſeinem Herrſcher mit und verfehlte nicht, ſie noh beſonders zu unterſtreichen. Zugleich ſchrieb er, daß er Ludwig XVT. geraten habe, die Dornen zu binden. Wenn das der Wahrheit entſpricht, ſo hat auh Nuñez jeht die abwartende Stellung aufgegeben und rät zu energiſchhem Vorgehen. Ebenſo hatte Kaiſer Leopold damals ſeine Meinung geändert, indem er empfahl, ſih in eine Feſtung an der deutſchen Grenze zu werfen, wo Ludwig dann die Erklärung vom 23. Juni 1789 „mit einigen Erweiterungen erlaſſen könnte“. Aber der König verkannte auch jeßt nicht das Gefährliche des Planes.

Sofort wurden wieder die Emigranten bemerkbar, welche den König für ihre Anſchläge zu intereſſieren verſuchten. Schon am 9. September 1790 hatte Vaudreuil ?) dem Grafen Artois brieflich geraten, an der Spite eines ſardiniſchen *) Heeres in Südfrankreich einzudringen; nur ſo würde er am einflußreichſten, und eine Intrige gegen ihn unmöglich ſein. — Dann ließen ſi<h leiht Zuſtände ſchaffen, welche „die Intereſſen der Monarchie, des Adels und des Klerus, die deren wahre Stüßen ſind,“ verbürgten; „es handelte ſih hier nicht nur um die Rettung des Monarchen, ſondern auch um die Aufrechterhaltung der Monarchie in ihrer ganzen Reinheit“. Was das lettere heißen ſoll, iſt in dem vorigen Sate geſagt, und darauf gerade legten die Emigranten beſonderen Wert, da mancher von ihnen alles verloren hatte, während König und Königin nur eine Reſtitution der Mo-

1) Preußiſche Jahrbücher Bd. LXXVIII, S. 13 und 14.

2) Span. Arch. 4023 — 19. Nov. 1790. — Auffallenderweiſe war Marie Antoinette damals friedfertiger und hoffnungsvoller, „das Übermaß von Unglü> fängt an, die Augen zu öffnen“, und ſie will deshalb den „Augenbli> abpaſſen, wo die Gemüter ſi< ſo weit bekehrt haben, um eine gere<te und gute Freiheit zu genießen, ſo wie der König ſie ſelbſt für das Glück ſeines Volkes gewünſcht hat, die aber weit entfernt iſ von jeder Zügelloſigkeit und Anarchie.“ (Ihr Brief an Leopold IT. vom 7. Nov. 1790; Arneth Nr. 78.) Einen Monat ſpäter (15. Dez.; Arneth Nr. 79) ſchreibt ſie: „Es iſ ſehr ſüß zu verzeihen, ohne einen Tropfen Untertanenblut zu vergießen, womit wir immer geizen müſſen.“

3) Revue de la Révolution, Bd. II.

4) Artois wie Provence hatten Gemahlinnen aus dem Hauſe Savoyen.