Die Französische Revolution

146 Viertes Kapitel.

dieſen Umſtänden ein Bündnis mit England befürworteten, weil jetzt beide Verſaſſungsſtaaten ſeien und zwar die einzigen in Europa, wobei freili<h außer acht gelaſſen wurde, wie ſih dieſes Land über die franzöſiſche Anarchie freute !). Jedoch vermochten \ſolche Vorſchläge bei den franzöſiſchen Miniſtern keinen Anklang zu finden. Dieſe hielten ſih no< cher an den bourboniſchen Familienpakt. Dadurch brachten ſie wiederum auh eine ganze Menge von Franzoſen auf; denn viele glaubten, König Karl unterſtüße die Feinde der Verfaſſung. Das war gar nicht ſo unrichtig; denn dieſer Fürſt war ganz reaktionär und dem franzöſiſchen Liberalismus durchaus abhold ?), und viele Franzoſen hielten es deshalb für angebracht, das Verhältnis mit dem Pyrenäenlande überhaupt zu löſen ®?). Durch dieſe Haltung konnte alſo die Regierung noch mehr an Sympathie verlieren.

Anſtatt dieſe Scharte auszuwezen und den Wünſchen des Volkes entgegenzukommen, ſchenkte das Königspaar den Verfaſſungsfreunden, Barnave, den Lameths und anderen, noh immer kein echtes Vertrauen : „ihre übertriebenen Vorſtellungen können uns niemals zuſagen“ ‘); „es handelt ſich für uns nur darum, ſie einzuſchläfern und ihnen Vertrauen zu gewähren, um nachher beſſer alles zu vereiteln ®).“ „Jt es möglich, daß ih bei meiner angeborenen Charafterſtärke und im Bewußtſein des Blutes, welches in meinen Adern rinnt, beſtimmt bin, meine Tage in einem ſolchen Jahrhundert und mit ſolchen Menſchen zu verbringen ®) ?“ Dieſe drei Sätze laſſen alſo wiederum erkennen, daß ſich das Herrſcherpaar noch immer nicht beruhigt hatte. Noch immer war die Hoffnung nicht ausgeſtorben, daß den Franzoſen das Unglück im Laufe der Zeit die Augen öffnen, eine Partei der Anhänger des Ancien Regime entſtehen ?), eine bewaffnete Vermittlung — damit war das Königspaar alſo jetzt

1) Glagau a. a. O. S. 336. Golß hatte allerdings eine Unterſtützung der Revolution dur< England beſtritten (11. März 1791).

2) Desdevises du Dézert in Laviſſe, Hist. gén., Bd. VITT, GS. 726_ 727. 734.

3) Glagau a. a. O., 15., 17., 19. Nov. 1791. Spanien hätte überhaupt niht viel leiſten können, da es vor England auf der Hut ſein mußte (Glagau a. a. O. S. 332.)

4) Arneth Nr. 113 (1792 na<h Glagau S. 320).

5) Arneth Nr. 117 (21. Aug. 1791).

6) Arneth Nr 119 (12. Sept. 1791).

7) So wörtli<h im Span. Ar. 3970 — 15. Sept. 1791. Am 2. März 1792 ſchreibt er (Arnet h Nr. 145): Plöblih könne man nict den alten Zuſtand wieder herſtellen; aber die jebige Lage dürfe niht von Dauer ſein.