Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

SÁ — Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

ein großer Eiſenbahnerſtreik ausbra, der den Verkehr nah der ruſſiſhen Südweſtſront vollſtändig lahmlegte. So ſah Denikin ſeine Hände wieder gebunden und konnte niht an di? Löſung ſeiner Aufgabe, über den Sereth vorzugehen, denten. Die Lage auf dem ruſſiſhen Kriegſhauplaß blieb unverändert bis zum 20. Juni, von welhem Tage an von erhöhter Tätigkeit der ruſſiſhen Artillerie an der oſtgaliziſhen Front berihtet wurde, deren Shwergewicht auf

dem Abſchnitt zwiſhen der Bahn Lemberg—Tarnopol und

dem Dnieſtr lag. Die anhaltende Beſchießung des Raumes ſüdlih von Brzezany wurde von den Öfterreihern und Ungarn, die hier ihre Geſhüßge auffahren ließen (ſiehe Bild Seite 86), kräftig erwidert.

Die zeitweilig re<t gewaltſamen Verſuche der engliſhen und franzöſiſhen Unterhändler, die Kriegführung neu zu beleben, hatten verhindert, daß die zahlreihen Anhänger Lenins, des Vorkämpfers für einen Frieden um jeden Preis zur Feſtigung der innerruſſiſhen Verhältniſſe. die Oberhand 1m Arbeiter- und Soldatenrat gewannen. Deshalb lehnten führende ruſſiſhe Männer alle Sonderfriedensbeſtrebungen mit äußerſter Leidenſchaft ab. Jhre erregteſien Formen rief der Verſuh des ſ<weizeriſ<hen Sozialdemokraten Grimm hervor, mit Unterſtüzung des Bundesrates Hoffmann (ſiehe Bild Seite 83), des Leiters der ſ<hweizeriſhen auswärtigen Politik, eine

Verbindung zwiſchen Deutſchland und Rußland zur Anbahnung des Friedens herzuſtellen. Der Ver= ſuch ſcheiterte an einem Ver-= trauensbru<, an dem auh der [<hwediſhe Gozialdemofrat Branting, ein bekannter Feind Deutſchlands, dur< Veröffentlihung eines Telegrammes Hoffmanns über Deutſchlands vermutliche Friedensziele hervorragend beteiligt war. ;

Obwohl Hoffmann ebenſo wie Grimm, der ſich jederzeit als Feind der Deut[hen gebärdet hatte, bewieſen, daß ihnen gar nihts an einem Sonderfrieden Deutſchlands mit Rußland, dagegen ſehr viel an einem allgemeinen Frieden gelegen hätte, trat der Bundesrat Hoffmann von ſeinem Amt zurü>, um ſein Vaterland niht ungerehtfertigten Angriffen der Weſtmächte aus-

zuſetzen, die mehrfah betont hatten, daß ſie alle Friedens=-

vermittlungsverſuhe Neutraler als unſreundlihe Handlung anſehen würden. Hoffmann, der ganz aus eigenem Antrieb und aus Gründen der Menſchlichkeit dem Frieden zu dienen gehofft hatte, fonnte aber auh dur< ſeinen ſofortigen Rü>tritt niht verhindern, daß die Shweiz nah außen und im Jnnern in eine unangenehme Lage geriet. Jn der franzoſenfreundlihen Weſtſhweiz, beſonders in Genf, brachen an Aufſtand grenzende Unruhen aus, bei denen vor den Konſulaten Deutſchlands, Öſterreih-Ungarns und der Türkei dieſe Mächte beleidigende Kundgebungen veranſtaltet wurden. Daß bei dieſen Vorfällen, über die der ſ<hweizeriſ<he Bundesrat ſein Bedauern äausſprah, Agenten des Vierverbands ihre Hände im Spiele hatten, ſtand außer Zweifel. Dieſer hatte die Genugtuung, einen Vertreter der Weſiſhweiz, den ihm wohlgeſinnten Bundesrat Ador (ſiehe Bild Seite 83) als Nachfolger Hoffmanns mit der Leitung der auswärtigen Politik betraut zu ſehen. “e S3 e 4

Das Verſagen des ruſſiſhen Heeres kam auh den Türken auf ihrem Hauptkriegſhauplaße in Meſopotamien zugute. Der geplante Vormarſch der Ruſſen aus Armenien und Perſien und jener der Engländer von Bagdad und aus

ILN Bepacktes Maultier der ſchweizeriſchen Armee.

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Syxien waren mit dem Eintritt der ruſſiſhen Revolution Und der dur ſie hervorgerufenen Shwächung der ruſſiſchen Angriffskraft ins Sto>en geraten. Auf allen türfkiſhen Kriegſhaupläßen hatten die Engländer, die die Ereigniſſe im Fluß zu halten ſuhten, no< keinerlei Veränderung herbeiführen fönnen; überall blieben die Geſechtshandlungen im Rahmen von Plänkeleien der Erkundungſtreit=

fräfte und gelegentliher Feuerüberfälle. So gewannen“

die Türken Zeit zur gründlihen Vorbereitung der Abwehr neuer feindlicher Angriffe an de bedrohteſten Stellen ihrer Front und zur Anbahnung eigener Vorſtöße. Reichlihe

Zeit war die wichtigſte Vorbedingung für eine den Türken

günſtige Fortentwi>lung deèr Kämpfe, weil außerordent=

lich große Entfernungen die türkiſhen Fronten von den

Kraftquellen des Hinterlandes und den Etappenlagern

(ſtehe die Bilder Seite 94 und 95 und den Auſſaß Seite 90)

trennten. Die Geſamtlage ließ die Auffaſſung zu, daß es

au<h den Türken gelingèn würde, den zähen engliſchen Feind eines Tages träftig abzuſhütteln. —

N ES EZ 7 . E Während die Augen der ganzen Welt auf den weſi=i lihen deutſhen Kriegſ<hau=z

es in Dſtafrifa zu einem niht minder heldenmütigen Ringen einer kleinen Heldenſchar gegen erdrüdende feindlihe Übermacht, waren na< den Berichten des Generals Smuts bis zum 20. Januar 1917 doh niht _ weniger als 24 Generale und 1 Admiral als Führer feindliher Truppen gegen Deutſh-Oſtafrika eingeſeßt, die ſih bis zu dieſem Tage auf mindeſtens150 000Mann beliefen. Jn Deutſchland war man îm großen Und ganzen hinſihtli< der Krieg-

engliſhe Meldungen angewieſen. Dieſe ließen troß aller Kunſtfertigkeit der Feinde im Erfinden eigener

folge beſchieden waren. Es wurde unterſtüßt dur kühne deutſhe Blo>Œadebrecher, denen es gelungen war, den deutſhen Truppen größere Mengen Munition und ſon= : ſtiges Kriegsmaterial Zuzu= führen (ſiehe Band VI Seite 330). Die Feinde hatten erwartet, daß im Jahre 1917 die Regenzeit den Deutſchen, Denen ſie ſelbſt nur \<wer beikommen ftonnten, den Unterz gang bringen würde, weil es nah und nach gelungen war, die deutſ<hen Schußtruppenabteilungen in eine Der UnN=geſundeſten Gegenden Afrikas, in die Sumpfgebiete des Mahengelandes ſüdlih vom Rufiji, abzudrängen.

Die Hoffnungen auf das Schwinden dex Kampfkraft Der deutſchen Kämpfer dur<h Krankheiten und Fieber erfüllten ſih aber niht. Nach der Beendigung Der Regenzeit hatten die Deutſchen ſhon wieder zahlreihe fühne Streifzüge und Vorſtöße ſowohl nah Norden als au< nah Süden unternommen. Über den deutſh-portugieſiſhen Grenzfluß Rowuma kamen ſie in den Tälern des Lutſchende und des Lutſhulingo ſogar bis an die Grenze von Britiſh-Nyaſſaland. So machte die Shußtruppe der größten deutſchen Kolonie in Afrika bis in das dritte Kriegsjahr

| hinein den Feinden no< außerordentli<h viel zu ſchaffen.

Die Kolonie Südweſtafrika dagegen befand ſi<h um Dieſe Zeit ſhon bald zwei Jahre în den Händen DEV Feinde. Die wohlausgerüſtete Shußtruppe dieſer deutſchen Kolonie, zu der auh eine Kamelreiterabteilung (ſiehe Bild Seite 91 oben) gehörte, hatte den Gegnern eben-

falls heldenhaften Widerſtand geleiſtet und dabei viele

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pla gerihtet waren, fam

führung in Oſtafrika auf

Siege oft genug erkennen, daß dem leinen Säuflein ' deutſcher Streiter. viele Er-=

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