Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

ES

STluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

letti hatte Mombretti ſchon eine ganze Anzahl ſeinex tapfer-

ſten Regimenter gekoſtet; die Bataillone Veſtone, Mercantur und Baſſano hatten ſih in vergeblichen Anſtürmen gegen die öſterreihiſ<h-ungariſhe Verteidigung bereits am 15. Juni verblutet und 8000 Tote und Verwundete eingebüßt. Am 19. Juni ſtand den Italienern auf dem Campigoletti wieder dasſelbe, aus Steirern und Slowenen zuſammengeſeßte Jägerbataillon gegenüber, das dort [<hon einmal einen feindlihen Vorſtoß zum Zerſchellen gebracht hatte. Dieſe Leute vom „Eiſernen Korps“ hatten auf ihrer Éleinen Felskuppe das vierundzwanzigſtündige Trommelfeuer wie dur< ein Wunder überſtanden, aber jeglihe Verbindung mit den Reſerven und der höheren Führung verloren. Die Granaten waren in ſolher Menge 1n dem \<hmalen Stellungsraum eingeſhlagen. daß |<hon mit der Vernichtung dieſes tapferen Bataillons gerehnet wurde. Endlich aber war es gelungen, dem tapferen ft. u. kt. Jägerbataillon Verſtärkungen zukommen zu laſſen, mit denen zuſammen es den Verteidigern n. lh war, die Lage völlig wiederher=zuſtellen. Das unmèögli<h Scheinende war dur< die unvergleihlihe Haltung des wad>eren Bataillons möglich geworden: die Höhe von Campigoletti, die Höhe 2089, blieb im Beſig der Öſterreicher und Ungarn. :

In den nächſten Tagen ereigneten ſih nur fleinere Zuſammenſtöße. Beſondere Bedeutung legte der amtliche italieniſhe Bericht über den 20. Juni der Sprengung einer Kuppe am Lagazuoi bei, die na< der italieniſchen Front zu vorſprang. Die Jtaliener hatten den Vorſprung in monatelanger Arbeit unterhöhlt, Stollen angelegt und dieſe mit großen Sprengſtoffmaſſen geladen. Dann ſprengten ſie die Kuppe in die Luft und glaubten, der Beſatzung den Untergang bereitet zu haben. Troßdem ließen ſie der Sprengung ZUL Vorſicht no< ein furzes Trommelfeuer folgen und griffen nahher mit einer ſtarken Jn-=fanterieabteilung an. Den Verteidigern war aber Das Vorhaben der Jtaliener niht verborgen gebliében. Kurz vor der Sprengung räumten ſie die Kuppe und gleih danach, no<h während des italieniſhen Trommelfeuers, nahmen ſie die Stellung vorſichtig wieder ein. Die anrüd>enden Feinde wurden mit Handgranaten empfangen, ſie vermochten niht einmal den Sprengtrichter zu beſeßen, den raſ< folgende Stoßtruppen der Öſterreicher und Ungarn einnahmen. Während die Italiener ſtarke Verluſte erlitten, hatten die kf. u. f. Truppen weder Tote noh Verwundete zu beklagen. Nichtsdeſtoweniger bauſchten die JFtaliener den Vorfall zu einer ruhmvollen Tat ihrer Truppen auf.

Es unterlag feinem Zweifel, daß auh der neue große Vorſtoß Cadornas auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden im allgemeinen wieder ergebnislos verpufft war. Dazu hatten die Jtaliener 40—50 000 Mann an Toten und Verwundeten verloren, abgeſehen von der großen Zahl Gefangener. Die Geſechtstätigkeit, die auh im Luſt= fampf niht ohne Erfolg für die Öſterreicher und Ungarn blieb (ſiehe Bild Seite 85), fla>terte vom 22. bis zum 25. Juni gelegentlih wieder auf, aber eine Änderung der Lage wurde dadur<h niht herbeigeführt. —

> 2 SVR

Die Lorbeeren, die den Italienern am Jſonzo und an der Tiroler Front verſagt blieben, ſuchten ſie auf dem albaniſch - mazedoniſchen Kriegſchauplaßze (ſiehe Bild Seite 88) in einer anderen Weiſe zu pflü>en, um ſo der

Erregung im Lande einigermaßen entgegenzuwirken. Am “10. Juni beſetzten ſie Janina, die Hauptſtadt des zu Griechenland gehörigen Epirus,

Dr. Artur Hoffmann, bisheriger \<weizeriſ<her * Bundesrat und Leiter der auswüärtigen Politik,

wogegen Griechenland ſo-

33 fort Einſpru< erhob. Jn den nächſten Tagen zeigte ſih aber ſchon, daß die allem Recht hohnſprechende Handlungsweiſe der Jtaliener nur ein Glied in der Kette bedeu-=tender Veränderungen bildete, die die „Schußmächte“ Griechenlands, zu denen Jtalien allerdings niht gehörte, vorbereitet hatten. Am 12. Juni zwang der „Oberkommiſ= ſar“ der Verbandsmächte, der mit den weiteſtreihenden Vollmachten zu ſelbſtändigem Vorgehen verſehene Franzoſe Jonnart, den griechiſhen König Konſtantin, zugunſten ſeines Sohnes, des Prinzen Alexander, auf den griechiſchen Thron zu verzihten und das Land mit dem Kronprinzen und einer Anzahl Staatsmänner zu verlaſſen. Der König begab ſi<h nah der Schweiz, doh ſelbſt in dieſem neutralen Lande begegnete man ihm mit leidenſchaftlihem Haß, denn bald nach ſeiner Ankunft in Lugano wurde er von der Menge tätlih angegriffen.

In allen niht zum Vierverband gehörigen Staaten wurde die Ab}ezung des ſtandhaften griehiſ<hen Königs als unerhörte Gewalttat angeſehen. Sie war ein Shritt der Verzweiflung, dur<h den die Kriegführung in Mazedonien neu belebt und vor allem das Heer Sarrails vor dem în Ausſiht ſtehenden Untergange bewahrt werden ſollte. Mit einem Schlage ſchien es nun gerettet und zu einer nahdrüd>liheren Kriegführung als bisher befähigt zu ſein, dies um ſo mehr, als es auch die theſſaliſ<he Ernte in ſeine Gewalt bekommen hatte. Eine weitere Verbeſſerung der Lage des Sarrailſhen Heeres ergab ſich dur< die Verkürzung des Seewegs zwiſchen den Verbandslän=dern und dem ma=zedoniſhen Krieg\hauplag. Von der italieniſhen Küſte bis an die Geſtade Griechenlands, die von den Weſtmäch=ten turzerhand in den Kriegſ<hauplaß einbezogen WULk=den, von Santi Quaranta bis nah Patras, war für die Truppen und Gerätetransporte bei der Benußung der Eiſenbahnen durh Frankreih und Jtalien ein Seeweg von nur noch 75 Kilometern zurü>zulegen, Der gegen U-Boote natürli leichter zu ſ<hüßgen war als die weite Stre>e dur< das Mittelländiſche Meer nah Saloniki.

Mitte Juni nahmen die Engländer ihre Front am öſtlihen Flügel der Geſamtauſfſtellung, an der Struma, zurü>. Erbarmungslos legten ſie dabei die griehiſhen Dörfer, die in ihrem Beſiß geweſen waren, in Aſche und zerſtörten planmäßig das ganze Land nördli<h von dem Fluſſe, au<h da, wo ſie dur ſtrategiſhe Gründe hierzu niht gezwungen waren. An der Struma behielten die Engländer nur einige Brückenköpfe, um gegen Überfälle der Bulgaren gede> zu ſein, die ihre an das Klima gewöhnten Sicherungstruppen in die ehemaligen engliſhen Stellungen vorſhoben und auh darüber hinaus in einigen Abſchnitten nahdrängten. —

ES #

Guſtav Ador, Mitglied des ſhweizeriſhen Nationalrats und Nachfolger Dr. Artur Hoſſmanns.

In Rußland hatten die ſtürmiſhen Aufforderungen zur Wiederaufnahme der Offenſive no< immer tein rechtes Echo gefunden. Die Ruſſen beklagten zum Teil ſelbſt, daß, wie ſie meinten, die Deutſchen, Öſterreicher und Ungarn große Truppenmaſſen und beſonders auh ſtarke Artillerie von ihrer Oſtfront weggezogen und damit die Weſtfront = verſtärkt hätten. Die zahlreihen Veränderungen im ruſſiſchen Generalſtab hatten bisher niht dazu beigetragen, das Heer ſchlagfertiger zu machen; die ruſſiſchen Soldaten verließen troß der ſtrengſten Maßregeln immer. no< maſſenhaſt die Front. Was nüßte es dem General Denikin, der

Mitte Juni an Stelle Gurkos zum Oberbefehlshaber der

ruſſiſ<-rumäniſhen Front ernannt wurde, daß ihm die Regierung Vertrauen entgegenbrahte , während gleichzeitig