Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Phot. Uuſtrat,=Geſ. m. b. H.

Kabelbau im Kerngebiet.

wir wiſſen, wie Bismar> nah dem ausgetragenen Bruder= Zwiſt zu weitgehendem Entgegenkommen entſ<loſſen wax, um die geſhlagene Wunde zu heilen und ſie niht weiter \<wären zu laſſen. Fortſchritt der eigenen Waffen gehemmt, dem Feinde jedo< die Möglichkeit geboten hätte, ſein ge|<hlagenes Heer zu ſammeln, ja, ſelbſt neue Streitkräfte heranzuziehen, war undentbar. Er hätte niht bloß die Entſcheidung verzögert und den Ausgang fraglih gemaht, ſondern au<h den Ab\<luß des Friedens ſelbſt auf unbeſtimmbare Zeit hinausgeſhoben und damit die Leiden ‘des Krieges verlängert. Ein ſolher Fehler lag außerhalb Bismar>s Geſichtskreis. Für ihn gab es nur eines: unmittelbarſtes Zuſammenwirken von Heeresl[eitung und Staatsfkfunſt, ſofortige diplomatiſche Ausnüßung dex ſtrategiſ<hen Vorteile. Darauf beruhen denn au< die außerordentlihen Erfolge, die ex während der weltgeſhi<htlihen Jahreswoche von 1864 bis 1871 dur die drei Kriege errungen hat. Schon während des Feldzugs in Schleswig-Holſtein hat er ähnlih gehandelt, obwohl damals die politiſhe Lage nah den erſten Siegen einen Einſchnitt in den Operationen notwendig machte. Denn es galt, ‘auf den Londoner Konferenzen die weitere Entwi>lung der Dinge dur<h kluge diplomatiſhe Schläge

vorzubereiten. Aber kaum hatte ſih dort der Gegner ſelbſt

ins Unrecht geſeßt und die Hilfe ſeiner Freunde e erfolgte der glorreihe Übergang nah der Jnſel Alſen und der Vormarſch na< Nordjütland. Nun konnte dem Gegner der Waffenſtillſtand endgültig gewährt werden. Denn

elf Tage ſpäter, am 1. Auguſt, kamen bereits die Friedens-

vorverhandlungen in Wien zum Abſchluß.

Nicht minder raſh vollendeten ſi< unter Bismar>s

Meiſterhand Frankreihs Geſchi>e. Dort ward die Gewährung der Waffenruhe an die Übergabe von Paris geknüpft, das Kampfgebiet im Südoſten aber blieb davon ausgeſ<loſſen. Doch auh hier hatte ſie einen [<werwiegenden, politiſhen Grund. Dem republikaniſhen Frankreih mußte Zeit und Möglichkeit für die Wahlen zur

Aber ein Waffenſtillſtand, der den

“ Netze zu entziehen und ſeinen Staat zu retten.

Nationalverſammlung gegeben werden. Troßdem \__ ging es Slag auf Slag. Am 28. Januar ka= __pitulierte Paris, am 26. Februar wurden in Verſailles die Friedensvorverhandlungen abgeſ<hloſſen, am 1. März hielten die Deutſchen ihren Einzug in Paris. Das war glatte Arbeit. Aber die Hauptſ<hwierigkeiten für Bismar> lagen darin, die drohende Einmiſ<hung des Auslandes von den Friedensverhand=lungen fernzuhalten. Dieſen Geſi während des ganzen Krieges niht aus den 2 verloren Tag Und Nacht ſtand er auf ver Wacht und beobachtete das fleinſte Wölkhen, das etwa aus den Wetterwinkteln auſſtieg, um ſofort der | Gefahr vorbeugen zu können, ehe es ſi< zur drohenden Gewitterwolke entwideln fonnte. Zugleih aber drang ex auf Beſchleunigung der entſcheidenden S<hläge und auf raſhe Vollendung des Krieges, um ſo die. mißtrauiſhen und fkeines=wegs wohlgeſinnten Neutralen zu zwingen, ſi<h in das Unabänderliche- zu fügen.

So ſtehen dieſe drei Kriege, dur die er das Reih zuſammengeſ<hweißt, einzig in der Weltge|___ſhihtíe da, und. man fann ruhig von einer Bis=

mar>iſchen Methode ſprechen, die freilih mit der

Tapferkeit und der meiſterhaften Führung des Heeres ſtand und fiel. Aber er Hatte ſie ja au< auf “dieſe auſgebaut. —

Es iſt jedo< ſhon mant blutiges Treffen um= ſonſt geſ<hlagen, man< heißer Sieg errungen woxr=den, ohne daß ſie von dem ihrer einzig würdigen Erfolg gekrönt geweſen wären, weil ſie niht re<htzeitig genüßt wurden, weil Heerführer wie Staatsmann dem Feinde Zeit und Gelegenheit ließen,

_die Scharte auszuweßen, na< neuen Kräften und por allem ſi<h na< neuen Verbündeten umzuſehen. Auf dieſe Weiſe iſt es möglih geworden, daß jener Krieg, der dort in Böhmen begann, deutſ<hes Land und Volk dur<h dreißig Jahre den fur<htbarſten Leiden în ſteter Steigerung ausgeſeßt hat. Freilich, die Hauptſhuld lag an der deutſhen Kleinſtaaterei, die den gierigen Nachbarn Tür und Tor öffnete, um ſo Deutſhland am Ende zum Swhlahtfeld Europas zu machen. So entwi>elte ſi< aus dem Kampfe um die höhſten Lebensfragen unſeres Volkes ein Krieg, der ſ<hließlih nur no< um ſeiner [ſelbſt willen geführt wurde. Daneben aber wurde jahrelang um den Frieden verhandelt, das Spiel des grünen Tiſches Und das der „launiſhen Bellona“ gingen fortwährend fineinander über, bis endli<h der weſtfäliſhe Friedenstraltat zuſtande kam, der im Grunde nichts anderes war als die Erfüllung der geſamten Wünſche unſerer Feinde. Und doch hatte au< dieſer Krieg einen Höhepunkt, der einen für Deutſchland günſtigen Ausgang verſprach, in dem Aufz treten Guſtav Adolfs. Aber dieſer verdankte ſeine Erfolge eben dem Umſtande, daß er als Feldherr wie als Staatsmann ſeine Gegner gewaltig überragte. Dieſe leuchtenden Augen haben [ih zu früh geſhloſſen für ſein Schweden und für Uns. : —

Äußerlih genommen aber gleiht der Krieg der dreißig Jahre dem heutigen, nur daß dieſer ein einiges Deutſchland vorgefunden und ein Öſterreich, das von uns weder dur dynaſtiſhe no< dur ſonſtige Gegenſäße geſchieden iſt. Aber was jenen ſo fur<htbar gemacht und in ſo grauenvoller Weiſe verlängert hat, das Ränkeſpiel der Feinde, das fehlt au heute niht. Jhre Abſicht iſt die gleiche wie vor drei-

hundert Jahren, und ſie re<nen no< jeht auf ein neues

Münſter und Osnabrü> und glauben, die Methoden von damals könnten ſi<h auh heute bewähren. Lange genug haben dieſe ja Geltung behalten. Das achtzehnte Jahrhundert wird wie das ſiebzehn.=e von ihnen beherrſ<ht. Erſt Friedrich der Große hat ihnen Widerpart gehalten, weil er eben, genau wie Guſtav Adolf, ein ebenſo großer Feldherr wie Staatsmann war. So iſt es ihm gelungen, ſih ihrem An ihm und ſeinem Willen ſcheiterten die alten Gepſlogenheiten. Aber erſt Napoleon brach vollkommen mit dem alten Syſtem. Wo er eingriff, da gab es kein Verzögern und Verzetteln,

‘die fleinen, ſ<hlauen Mittel des Diplomaten verſagten gegenüber ſeinem Willen, dex beſiegte Gegner mußte den

Frieden nehmen, wie er ihn bot. Nur wenn es ſeinen

tepunft hat