Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Slluſtrierte Geſichte des Welifrieges 19147.

heraufgeſafft und ein neuer Angriffsplan entworfen, | Reiterei wurde: zur. Ausnußung des erhofften Vollerfolges |

bereitgeſtellt. Am 6. Juli verſuhten 6 Diviſionen ihr Heil, darunter 2 Diviſionen des erſten Gardetorps. Die Ar=Hillerievorbereitung- war furz, aber machtvoll, zahlreiche Tanks krochen feuerſpeienD Zur Untexrſtüßung, dex ſtürmenden Infanterie vor. Mit 16 Sturmwellen hintereinander ſchien

die ſtarke Tiefengliederung ‘Des \<malfrontigen Angriffs

ſchier unwiderſtehli<. Und doch prallte der Sturm ab. Die Führung hatte i :

ihn fommen ſehen und hatte den Frontteil dur deutſhe Reſerven verſtärkt. Der 6. Uli WULDE JU einer blutigen ruſ= ſiſchen Niederlage. Die Tatſache, daß deutſche Jagdflug- ſtaffeln di<ht über die weihendenunD . fliehenden ruſſi\hen Maſſen wegJauſend dur< ihr Maſchinengewehxrfeuer das Dur

einander vollen=deten, beweiſt Den Grad des ruſſiſhen Zuſammenbruhes. Der Gegner mußte die Hoffnung auf eine weitere Aus-nußung ſeiner Anfangserfolge Hier oben auſgeben.

Ebenſowenig haïte er inzwiſchen am Hauptkampfplage, |

bei Brzezany, erreichen können.

Scheinwerfer zur Flugzeugabtwehr. - (Hierzu die Bilder Seite 127.) | 5

Die Zuſammenfaſſung aller Kräfte der deutſchen Luſtwaffe, die îm Herbſt 1916 unter dem Befehl eines kfommans=dierenden Generals Der Luftſtreitkräfte exfolgte, hat eine ebenſo ſtraffe Organiſation des Luſtabwehrdienſtes unter dem Befehl derſelben Kommandobehörde zur Folge ge= habt. Beim Luſtabwehrdienſt, der an der Front die ſeindÜchen Flieger zurü>ſ<lagen und in dex Heimat das bedrohte Gebiet vor Fliegerangriffen ſhüßen ſoll, werden alle Fortz ſchritte kriegeriſher und friedlicher Technik angewendet, um

den Zwe > der „Luftabwehr“ ganz zu erfüllen. Spezialgeſ<hüße -

neueſter Bauart, umfangreihe Anlagen zur Nachrichtenjbermittlung, Horhapparate und Scheinwerfer vereinigen ſih zu gemeinſamer Arbeit. Den Scheinwerxſerabteilungen iſt hierbei ein wichtiges Feld zugewieſen, denn die Luft=angriffe auf das Heimats- und Jnduſtriegebiet (ſiehe au< den Artikel Seite 43—45) gehen faſt nur im Schugze der Nacht vor ſich, ſo daß der Scheinwerfer das einzige Mittel iſt, um den Kanonieren an den Abwehrgeſhühßen das flie=gende Ziel ſihtbar zu machen.

Um die Leiſtungsfähigkeit dieſer Scheinwerferabteiz lungen, bei denen es auf die mögliGſt weitgehende Befähigung und Zuverläſſigkeit jedes cingelnen Mannes an=fommt, zu verbürgen, ſind eigene Sqcheinwerferſchulen gegründet worden, in denen die Mannſchaften und Führer ausgebildet werden. E

In dieſen Scheinwerferſhulen wird die te<niſ<e Und praftiſhe Handhabung des Gerätes von Grund auf gelernt, denn die feindlihen Flieger haben \<nell begriffen, ein wie gefährliher Feind ein gut arbeitender Schein=werfer iſt, und ſind dementſprechend beſtrebt, ſih ſeinem Lichte mit allen Künſten der Fliegerte<nik zu entziehen. An beſtimmten Stellen, die exfahrungsgemäß als Haupt=-

einbru<spunkte der üblichen Fliegerſtraßen anzuſehen ſind,

ſtehen, ſorgfältig verteilt, die Scheinwerſerabteilungen. Die nächtlihe Annäherung feindliher Flieger wird Zuer|t DUG das Ohr wahrgenommen, da bekanntlih das brauſende

Geräuſch des Propellers weithin hörbar iſt. Hat Der

Rieſenſonnenuhx in Ruſſiſh-Polen.

T TEE 7 — a E — — ps pe Horchpoſten, dex angeſpannt in die Nacht hineinlauſht, em ſolhes Geräuſh vernommen, ſo werden die in Betracht tommenden _Abwehrabteilungen des ganzen Bezirks alarmiert. An den trihterförmigen Horhapparaten ſtehen die Horpoſten und verſuchen, dur< Auffangen des Schalles die Annäherungsrihtung des Feindes feſtzuſtellen. DIL

“ihnen dies gelungen, ſo wird die ermittelte Richtung ſofort

allen Scheinwerfern und Batterien gemeldet, die nun ſchnellſtens ihr Gerät auf dieſelbe Richtung einſtellen, - : ——_ dant beim Leu? ten und Schießen mögli<hſt wenig Zeit verloren geht. Nähert ſi<h nun dex feindliche Flieger ſeinem Ziel UnD Damit Der ZU dieſem gehörigen Abwehranlage, ſo Tann au die Flug=höhe ge\<äht wer=| Den, UND ES CF Gibt O n «allerdings nit fehlerfrei — aus Richtung und Höhe der Weg, den die Strahlen -DES __ Scheinwerfers nehmen müſſen, um möglichſt raſ, ohne langes Umsherſuhen, Den Feind - zu faſſen. Nun folgtdasKommando: y LEU<=ten!“ und mit une geheurer Lihtflut ſchießen die breiten weißen Strahlen dex Scheinwerfer in das Dunkel. i Seiten her greifen ſie in die Nacht, gleiten Über Wolken, zu>en hin und her und ſuchen, bis im Lichtkegel, glänzend weiß und Üein wie eine Motte, Der feindlihe Flieger auftauht. Nun gilt es für die Scheinwerferbedienung, aufzupaſſen und den Flieger niht aus dem Lichtkegel Herauszulaſſen, damit die Abwehrbatterien ihr Ziel ſehen und im Shnellfeuer ihre Geſchoſſe dem Feinde entgegenſenden können. Bald blühen rings um das Flugzeug die Sprengwölkchen der plaßenden Shrapnellé auf und leu<ten, vom Lithte des Scheinwerfers getroffen, wie weiße Watteflo>en. À -

Für einen Flieger iſt es eine der unangenehmſten Lagen, vom Scheinwerfer gefaßt zu werden, denn ſeine nahtgewöhnten Augen werden von den hellen Sirahlen geblendet, ex vermag, ſelbſt in der Lichtflut ſizend, nihts mehr zu erkennen; der Horizont, na< deſſen Linie das Gleichgewicht haltend ex ſih durch das Dunkel taſtete, entſhwindet ſeinen Bli>en, er verliert das Gleichgewihtsgefühl, merkt niht, daß ſein Flugzeug nah re<ts oder links hängt, — und haltloſer Sturz und Zexſhmettern m der Dunkelheit ſind unter Umſtänden die Folge. Alle Liſten wendet der Flieger an, um den Strahlen zu entgehen; ſein Flugzeug ſteigt jäh, beſchreibt Kurven, ſenkt ſich, ſchießt vorwärts. Aber die Scheinwerfer halten ihr Opfer feſt, jeder Bewegung des Fliegers folgen die Lihtbüſchel und laſſen îhn niht los. Aus den Nachbarbezirken flammen erwartend ſchon andere Scheinwerfer auf, bereit, den Feind anzuleu<hten, ſobald er in Reichweite Tommi. So weit iſt die Übung der Scheinwerferabteilungen fort-

Photothek, Berlin.

geſchritten, daß es ihnen häufig gelungen iſt, den feind-

lichen Flieger mehrere Minuten lang im Lichtkegel zu halten

“und ihn, wenn ex nah Der Seite hin entflog, an den Nachbar- |

Scheinwerfer abzugeben, der nun mit ſeinem Lichtkegel zugriff und den Gegner in ſtrahlender Beleuchtung feſt hielt. Wenn man überlegt, daß ein Flugzeug etwa 8 Kilometer in der Minute zurüGzulegen und ſih in halben Sekunden Hunderte von Metern im Sturzflug zu ſenken vermag, ſo wird auh der Late ermeſſen können, welche Leiſtungen der Scheinwerfermannſchaſten und welche Lichtkraft dazu gehören, um den Feind, wie beſchrieben, zu

faſſen und feſtzuhalten. E

Von verſchiedenen