Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

= SS Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

___ (Fortſeßzung.) 5

Während die ruſſiſche Revolutionsarmee no< einmal einen Durhbru<h der Front der Mittelmächte verſuhte, _rührten ſi ihre Verbündeten an der deutſhen Weſtfrout

nur wenig und unternahmen feine gleichzeitigen groß:

angelegten Maſſenangriffe. Nach der völlig mißglü>en franzöſiſchen Angriffsbewegung im Frühjahr 1917, die von den amtlichen franzöſiſhen Berichten als eine Reihe von Siegen gefeiert worden war, geſtanden verſhiedene fran=-

e _zöſiſhe Abgeordnete in den Sißungen der Kammer ZU

Anfang Juli ſi<h und ihrem Volke ein, daß es vielmehr eine Zeit der [hwerſten Niederlagen für das franzöſiſche Volk geweſen ſei. Der unabhängige Sozialiſt Raffin Dagnes nannte die nußloſen Opfer des Aprils „auf Ehre und Gewiſſen ein Verbrehen gegen das Vaterland“; wilde Anklagen wurden niht nux gegen die franzöſiſche Heeresleitung, gegen den „Bluttrinker“ Nivelle geſhleudert, ſelbſt vor dem Präſidenten der Republik mate die Erbitterung niht halt.

Trot aller umfaſſenden Vorbereitungen, troß Des ins Ungemeſſene geſteigerten Trommelfeuers, troß der Un_ erhörten Zahl der Gefallenen und Verwundeten hatte

jene Angriffsbewegung ſo gut wie feine Erfolge gebracht. Noh waren die wichtigen Höhen an der Aisne und die beherrſhenden Hügel, die aus der Senke von Reims und an anderen Stellen der Champagne auſſteigen, in deuthem Beſiz. Bedeutende Stü>e des vor Wochen an die Franzoſen verlorenen Geländes waren von den Deutſchen in zähen und vorſichtigen Gegenangriffen ſhon wieder Zzurüderobert worden. Die Franzoſen ſahen ſi< daher in fortwährende neue Kämpfe ver__ _widelt, um ihre Stellungen __ niht ganz wieder einzubüßen.

Südlich von dem Gehöft La Bovelle griffen ſie am 1. Juli die ihnen dort am Chemin des Dames abgenommenenund von den Deutſchen beſegten wihtigen Gräben abermals an, troßdem ſie gerade hier in den leßten Kämpfen vom 28. bis zum 30. Juni allein an Gefangenen 15 Offiziere und 858 Mann verloren und ferner 12 Maſchinengewehre, 6 ShnellTadegewehre, 6 Minenwerfer, 9 Grabenfkanonen und ungezählte Mengen Munition eingebüßt hatten. Allein, die Deut-= ſchen wehrten alle Angriffe mit Erfolg ab, ebenſo au< am _2. Juli am Walde von Avocourt und an der Höhe 304. __ Mit größter Hartnäigkeit bereiteten die Franzoſen aber dur ſ<werſte Artillerie neue Teilunternehmungen vor. Sie ſteigerten ihre Feuerwirkung ams. Juli tagsüber zum Trommelfeuer und ſuchten dann im i Flügel der Deutſchen bei Cerny einzudrüten. Im Feuer der deutſchen Artillerie brachen die franzöſiſchen E jedo< völlig. zuſammen. An einex Stelle konnten ſogar zwei E Kompanien in ſhneidigem Verfolgungſtoß den ſlieHenden Feind. aus ſeinen Ausgangsgräben vertreiben und dieſe beziehen, ſo ihre Stellung weiter vorſchiebend und ver_beſſernd. Einen ebenſo überraſchenden Gegenangriff führten gleih darauf weiter weſtli<h deutſhe Truppenteile bei

Bovelle dur<h. Mitten in die Vorbereitungen der Fran- |

__Zoſen hinein, die ſih zum Angriff in ihren Stellungen ſamO ſie mit ihrem Überraſhungſtoß und trieben N Band SS ; CS

nun zu beſonderer Wucht.

Der neue Reichskanzler Dr. Georg Michaelis.

daran in mehreren Maſſenangriffen den linken |

die Feinde unter ſtarken Verluſten für dieſe auseinander.

Ein Verſuch der Franzoſen, nachts wieder bei Cerny anzu=

laufen, war vergeblih. Auch am 4. Juli ließen die Feinde

mit ihren Anſtrengungen niht nac, die Stellungsverbeſſe= rungen der Deutſchen wieder wettzumahen. Sie büßten aber dabei erneut ſo zahlreihe Streitkräfte dur< Tod und Verwundung ein, daß ſie in ihren Berichten zur Täuſchung der Bevölkerung von ſ<hla<htmäßigen Angriffen der Deutſchen erzählten, die von ihnen abgewieſen worden ſeien. Dabei hatten die Deutſchen gerade in den Tagen vom 3. bis zum 5. Juli nihts unternommen ols die Abwehr der franzöſiſhen Angriffe und die geſhi>te und wenig ver[uſtreihe Ausnußung derſelben dur<h ſih bietende Überfallsgelegenheiten. :

Bei Cerny, am Aisne-Marne-Kanal und in der weſtlichen Champagne verſtärkte ſi< das feindliche Artilleriefeuer ( Am 6. Juli griſfen die Fran=zoſen vom Cornillet bis zum Hochberg mit überlegenen Kräften an. Der Anſturm war auf der ganzen Linie DULÓ=-

“aus ergebnislos, führte aber an verſchiedenen Punkten zu

äußerſt erbitterten Nahkämpfen. Bei Nauroy wieſen Garde=truppen die Franzoſen in ihre Ausgangſtellungen Zurü>. Am Hochberg drang der Feind in die vorderſten deutſchen Linien ein; ein hannövriſhes Regiment warf ihn aber mit

“ſcharfem Gegenſtoß wieder hinaus. Auch bei einem noh=-

maligen Vorſtoß an dex gleichen Stelle gelang es den Franzoſen niht, în dex exſtürmten Stel=lung Fuß zu faſſen. Jn zum __ Teil ſehr hißigen Gefechten | ſegten ſie hier am nächſten Tage ihre Einbruhsverſuche mit der gleichen Erfolgloſigkeit fort. Am 8. Juli unternahmen die Deutſchen einen größeren Stoß am Chemin des Dames ZUr Verbeſſerung ihrer Stellungen. Nah umſihtiger Feuervorbereitung brachen Niederſachſen, Rheinländer, Thüringer UnD Weſtfalen ſüdlih von PargnyFilain in dreieinhalb Kilo=metern Breite in die franzöſiſchen Linien ein, während gleichzeitig die feindlihe Aufmerkſamkeit dur< einen Éun= dungſtoß naſſauiſcher und weſt=fäliſher Bataillone an DEV Straße Laon—Soiſſons abge=lenkt wurde. Die Unternehmung brachte den Deutſchen einen vollen Erfolg. Über 800 Mann Franzoſen und 80 Dffi=ziere wurden gefangen genom=men (ſiehe die Bilder Seite 131), zahlreiches Kriegsgerät erbeutet. Die Feinde ſtießen zwar ſhon gegen zehn Uhr abends ohne beſondere Artillerievorbereitung zu einem überraſhenden Gegenangriff vox, konnten aber niht einmal dur< das deutſhe Sperrfeuer kommen. Nach dieſen heißen Kampftagen erlahmte der Kleinkrieg zwiſchen Franzoſen und Deutſchen, der für lehtere ganz ausgezeihnete Ergebniſſe gebraht hatte, vorübergehend. Unterdes trat die Kampſtätigkeit auh an der Vexrdun-

Phot. Becer & Maaß, Berlin,

| front wieder mehr in den Vordergrund; ſeit dem 11. Juli

hatten die Feuerkämpfe auf dem linken Maasufer befrächtlih zugenommen. Die Deutſchen trafen daher Vorbereitungen, einige Gräben, die am 8. Juli unter dem Dru>

eines franzöſiſhen Gegenſtoßes an der Höhe 304 preis-

gegeben worden waren, den Feinden wieder zu entreißen.

Der Plan glü>te am 12. Juli. Jm ſcharfen Draufgehen brachen deutſhe Sturmtruppen (ſiehe Bild Seite 130) E 17