Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Jluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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ſtundenlang, bis die Hilfe im Gegenſtoß fam. Die Verz teidigung war bewegli<h und elaſtiſch, die Gegenſtöße erfolgten ſo ſiher und im richtigen Augenbli> an der rehten. Stelle, daß ſelbſt alles Maſſenaufgebot dem Gegner niht half. Die gründlihe Ausbildung, die aus dem Weſten in zahlloſen Kurſen und Lehrgängen dem Oſten übermittelten Lehren und Erfahrungen lohnten ſih. Auf der Kuppe 433 und am Blinddarm kamen die Ruſſen dreimal bis tief in die dritten und vierten Stellungen, aber ſtolz konnten nah dem leßten mit Artillerie- und Minenwerfervorbereitung geführten Gegenſturm die Türken melden, daß ihre alte Stellung voll in ihrer Hand ſei. Die Deutſchen an der Buſenund Obreczowaſtellung warfen den tiefeingedrungenen Feind viermal am Tage wieder heraus, ehe ſie am Abend gleih ſtolzé Nahriht zurü>geben konnten. Und andere Truppen, die zu beiden Seiten der Zlota Lipa die allerheftigſten Stürme zu érdulden hatten, konnten wenigſtens ſagen, daß kleine Erfolge der Ruſſen für ihre allgemeine Lage durhaus unbedeutend ſeien. Auf dem Dziki Lany ward in der dritten Linie dem Gegner Halt geboten, Poſu<how ward ihm wieder entriſſen, die beherrſhende Kuppe der Lyſoniaſtellung war wieder in deutſhen Händen.

So endete die Shlaht um Brzezany mit einem vollen und verluſtreihen Mißerfolg der Ruſſen, die \<häßungsweiſe allein über 12 000 Tote und gegen 700 Gefangene verloren. Der Weg nah Lemberg war und blieb ihnen verſperrt, und ſo fam ihre Führung zu dem Entſchluß, die Sache an einem anderen Orte, von Stanislau aus, zu verſuchen. :

__ Kampf um ein rumuniſches Dorf. (Hierzu das Bild Seite 1141.)

Gleih na<h dem Eintritt Rumäniens in den Weltkrieg fam es an den Grenzen dieſes Landes zwiſchen größeren und feineren Truppenabteilun=gen zu Zuſammenſtößen, wobei au< Ortſchaften häuſig den Schauplaßz des Treſſens bildeten. Beſonders an der Donau. ereigneten ſi ſolhe Kämpfe, von denen unſer Bild einen anſhauli< wiedergibt.

Wohl im Vertrauen auf die weißen Leinenfeßchen, die überall an den arg verlotterten Lattenzäunen und an den

__ morſchen Brunnengalgen als Zeichen Der Unterwürfigkeit und Ergebenheit _— hingen, war die Vorhut eines ungariſchen Honvedregiments vorſichtig in das Dorf eingedrungen. Mit Rüſicht auf die tüdiſhe Kampfesweiſe der Rumänen, die an das Verhalten der Freiſchärler Flanderns erinnerte, war- ja die allergrößte Borſicht vonnöten. Dieſe war au< angebracht, denn faum hatte die vorgeſhobene Spiße der Sicherung die erſten Häuſer hinter ſich, da krahten aus jedem Loch der Behauſungen — Fenſter ſind dort herum Luxus — zahlloſe Schüſſe. Die tapſeren Honvede ließen ſi<h aber dur< dieſen meuhleriſ<hen Überz fall ni<t- verblüffen. Raſch riſſen ſie die Gewehre von den Schultern und erwiderxten das Feuer des verhaßten Fein-

des. Es gelang, au< die Gebäude in Brand zu ſte>en, o

daß den Rumänen nichts anderes übrig blieb, als den ungleihen Kampf aufzunehmen, wenn ſie niht elend in den Flammen verbrennen wollten. So verließen ſie ihre Verſte>e und ſtürzten ſih, wohl wiſſend, daß ſie keine Gnade Zu erwarten hatten, mit dem Mute der Verzweiflung auf die Ungarn. — Der Kampf war kurz. Die Rumänen ſahen bald ein, daß ihre Waffen. niht viel auszurihten vermohten, und ſuchten ihr Heil in der Flucht, während

ſih ihr Führer mit einigen Leuten der Übermacht kühn Sie hatten ihren Entſhluß zu ſpät ge=

entgegenſtellte. faßt, denn das nahgerüdte Regiment hatte das Dorf bereits umſtellt und ſ{<oß die Fliehenden nieder. Der Ort wurde in Aſche gelegt. Mit der Einnahme des Dorfes

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glänzendes

. xl, Vizeadmiral Konrad v. Henkfel-G werfédireftor der Kaiſerlichen Werft in Kiel, erHielt vom Deufſchen Kaiſer die Schwerter zum Roten Adlerorden 2. Klaſſe mit Eichenlaub und den Stern mit Schwertern zu dieſer Nuszeichnung.

war gleichzeitig Dex Weg über die Donau frei geworden. Über ſie hinweg ging es hinein in das Land des Feindes, neuen Taten entgegen.

Bizeadmiral Konrad v. Henkel - Gebhardi, Dbercwerftdireftor der Kaiſerlichen Werft in Kiel.

(Hierzu die Kuuſtbeilage und die Bilder Seite 142 und 143.)

Die Slagfertigkeit der deutſhen Flotte beruht zum großen Teile auf dex Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Werſten. Was nüßt die beſte Durhbildung der Beſaßzungen, Manövrieren dex Verbände, wenn niht Schiffskörper, Maſchinen und Bewaffnung ſo hergeſtellt und aufgebaut ſind, daß ſie die ungeheure Beanſpruchung bei den forcierten Fahrten, das ununterbrochene Bereitſein zu jeder Stunde ohne Schäden überſtehen. Der Ausgang der Seeſchlaht vox dem Skagerrak bewies die große Überlegenheit des deutſhen Schiffsmaterials über das engliſche. Was vorhex ſhon bei einzelnen Gelegenheiten feſtgeſtellt

worden war, wurde an dieſem Tage

wieder neu bewieſen: die deutſchen Werſten haben der Flotte ein Schiſfsmaterial geliefert, das allen Anforderungen der heutigen Seeſ<hla<ht genügt. Den geringen deutſ<hen Verluſten in dex eigentlihen Slat, ein feiner Kreuzer und 4 Torpedoboote, ſtanden auf engliſcher Seite 4 Großtampfſchiffe, 3 Panzerkreuzer und mehrere Zerſtörer gegenüber Abgeſehen von „Lüßow“ und „Roſto>“ gelang es, alle deutſhen Schiffe troß mancher ſ<werer Treſfer ſicher in den Haſen zu bringen. i Die drei Kaiſerlichen Werften in

Kiel, Wilhelmshaven und Danzig befaſſen ſi<h neben dem Neubau von _Shhiffen în erſter Linie mit Ausbeſſe-

rungs- und JInſtandſeßungsarbeiten ; nebenher verſorgen ſie die Flotte mit

allem, was ein Schiff an Kohlen, Ol

und ſonſtigen Betriebsmitteln und Zu__ behör nötig har. Es ſind ungeheure Geldwerte, die hier auf verhältnismäßig kleinem Plaße umgeſeßt wer__ den, und es laſtet eine Fülle von Arbeit und Verantwortung auf den Män= nern, die an die Spiße dieſer Werften geſtellt ſind. Jhre Sorge erſtre>t ſih aber niht allein auf das tote Material, ſondern au<h auf die vielen Tauſende von Männern, die es gilt an den richtigen Plaß zu ſtellen, deren Arbeitskraft ausgenußt werden muß und denen anderſeits alle Segnungen der ſozialen Geſeße ganz zugute kommen müſſen, um ihre Arbeitsfreudigkeit und Leiſtungsfähigkeit zu erhalten. : __ Der älteſte der Oberwerftdirektoren iſt der Vizeadmiral v. Henkel-Gebhardi, der an der Spiße der Kieler Werft ſteht. Mit ſeltener Tatkraft ausgerüſtet, hat er es verſtanden, die Leiſtungsfähigkeit der ihm anvertrauten Werft zur höchſten Höhe zu bringen. Schon vor dem Kriege. gelang der Werft eine Höchſtleiſtung, indem ſie in der furzen Zeit von dreißig Monaten das Linienſchiff „Kaiſer“ fertigſtellte, was die Anerkennung des Kaiſers in einem Sondererlaß fand. Nicht minder hervorragend ſind die Leiſtungen der Kieler Werft im Weltkriege geweſen, was die Verleihung der Schwerter zum Roten Adlerorden 2. Klaſſe mit Eichenlaub und des Sterns mit Schwertern zum Roten Adlerorden 2. Klaſſe mit Eichenlaub und Shwer-= tern an Exzellenz v. Henkel-Gebhardi am 14. Mai 1917 beweiſt. — :

Im Jahre 1861 in Kaſſel geboren, trat Henkel im Frühjahr 1877 zugleih mit dem Prinzen Heinri<h von Preußen als Kadett in die Marine ein. Nach einer Reiſe mit dex Segelfregatte „Niobe“ wurde er 1878 Fähnrich zur See und befand ſich ols ſolcher auf dem „König Wilhelm“,

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als dieſer den „Großen Kurfürſten“ bei Folkeſtone nieder-