Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Rohſtoffen feſt, für die der Begriff der Sparſtoffe geſ<haffen Alsdann wurden die bewirtſchafteten Stoffe, deren

WUrdDe. Zahl im Laufe des Krieges naturgemäß wuchs, beſhlagnahmkt, ohne jedo< den Eignern weggenommen zu werden. Die Beſchlagnahme ſ{<loß vielmehr ledigli<h eine Verfügung zu anderen als Heereszwe>en der Regel nah aus und ſtellte die Benußung unter die Genehmigung der Abteilung. Da die Bewirtſchaftung aller dieſer Rohſtoffe unmittelbar dur< die Behörde zu Shwierigkeiten geführt hätte, wurden die ſogenannten Kriegsrohſtoſf=Geſellſhaften

ins Leben gerufen; ſie verwalten in der Form von Geſell=ſchaften des gemeinen Handelsre<hts na<h behördlihen

Weiſungen- die Beſtände, insbeſondere auh die dur< die ſpäteren Mobilmachungen einzelner Stoffe geſchaffenen und die aus den beſeßten Gebieten hereingeführten Mengen, und leiten ſie in die rihtigen Kanäle. Sodann wurde die Induſtrie zur höchſten Steigerung ihrer Leiſtungen auf

Beiſpiel durch tatkräſtigſte Mithilfe der hemiſhen Jnduſtrie

die Unabhängigkeit unſerer Kriegführung von der aus-

ländiſhen Salpeterzufuhr erz reiht — alles dies în engſter Zuſammenarbeit mit den Fachwiſſenſchaften. Endlih wurde durh ein beweglihes Höhſtpreisſyſtem der Spekulation in Kriegsrohſtoffen ein Riegel vorgeſchoben. e Alle dieſe hier nux ange=deuteten Aufgaben klingen nah ihrer Stellung und ihrer Löſung einfa, erfordern aber ein un=gemein verwi>eltes Syſtem von wiſſenſhaftliher, induſtrieller, kaufmänniſcher und juriſtiſcher Arbeit. Jhre Löſung war um ſo ſ<hwieriger, als der Abtei= lung kein feſter Stab von Offiz zieren und Beamten zur Ver=fügung ſtand; ſie hat vielmehr bis tief in das Jahr 1915 hinein mit einer verhältnismäßig kleinen Zahl von ehrenamili<hen Mitarbeitern gewirkt, die ſih der Führung Walther Rathenaus ebenſo gern und freu=dig anvertrauten, wie die Kriegsminiſter v. Falkenhayn, Wild v. Hohenborn und der ſtellvertretende Kriegsminiſter v. Wandel ſeinen Vorſchlägen folgten und “ihm -im-Aufbau des großen Werkes das notwendige Vexrtxauen ſchenkten. Aus einer Abteilung. von fünf Menſchen, | in wenigen feinen Räumen, SS war dieKriegsrohſtoffabteilung, e als Walther Rathenau ſie am 1. April 1915 verließ, um ſi<h wieder anderen Arbeiten zu widmen, bereits eine ſtattlihe Behörde geworden. Heute iſt ſie, ohne ihre Grundlage verändert zu haben, zu einer der

größten Behörden des Reiches überhaupt gewordén; ſie

umfaßt mit ihren Meldeſtellen und Nebenämtern nahezu 2000 Perſonen, während die von ihr abhängigen Kriedsrohſtoffgeſellſhaften das drei- bis vierfahe Perſonal be=ſchäftigen. So ſ<wer die Eingriffe der neuen Stelle in das Wirtſchaftsleben dur<h den harten Dru> des Krieges ſein mußten, ſo ſehr wird doh gerade von der Jnduſtrie ihre Wirkſamkeit anerkannt, und in der ſiegreihen Kriegführung des Heeres zeigt ſih aufs deutlihſte die Tätigkeit Der Behörde, die den unentbehrlihen Stoff für Waffe und Gewand auf lange Sicht im voraus ſicherſtellt.

Erſt im Frieden werden ſich die Leiſtungen, die dur< |

Rathenaus Zugreifen glei in den erſten Kriegswocen vor: bereitet wurden, voll_überfehen und ganz ſchildern la Als ein unentbehrlihes Glied des Heeres anerkfann

Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Dr. Walther Rathenau.

“imſtande geweſen ſind.

eht die Kriegsrohſtoffabteilung heute ſhon auf eine dreijährige, wechſelvolle Geſchichte zurü>; dem Manne, der ſie begründet, durch die ſchweren aht Monate der erſten Kriegszeit geführt und mit ſeiner Perſönlichkeit durhgeſeßt hat,

|

gebührt heute und immer na< dem Worte ſeines Nachfolgers, des Oberſtleutnants Koeth, „der Dank des Hauſes, des Heeres, des Vaterlandes SS

Deutſchlands Retter.

Von Kont.radmiral a. D. M. Foß. (Hierzu die Bilder Seite 159 und die Kunſtbeilage.)

_ Wenn auc an den urſprüngli in dex engliſchen Zeit-

| ſchrift „Graphic“ erſchienenen drei Darſtellungen der ver-

\hiedenen Arten deutſcher U-Boote, die wir auf Seite 159 wiedergeben, offenbar die Phantaſie fleißig mitgearbeitet hat, ſo dürften ſie ſür unſere Leſer doh niht ohne Jntereſſe ſein; knüpft ſih doh an die Wirkung des von den U-Booten getragenen Krieges die ſichere Ausſiht auf eine für uns ſiegreiche Entſcheidung des furhtbarſten Ringens, das die

Welt geſehen hat. dem Gebiete der Erſaßſtofſe angeſpornt; ſo wurde zum |

Der ungehemmte Unterſeehandelskrieg ſoll die Seeverbindungen unſerer Feinde unterbinden, in erſtex Linie die unſeres erbarmungsloſeſten Gegners, Großbritanniens.

Selbſtiverſtändlih iſt das niht

reſtlos exreihbar; es genügt aber ſchon eine weſentliche Er= ſ<hwerung dex Schiffahrt für dieſen Zwe>. Die Art der Kriegführung, zu dex wir dur< die Maßregeln unſerer Feinde “gezwungen worden ſind, bringt es mit ſi, daß eine größere Anzahl Leute der verſenkten Kauſfahrer ums Leben ïfommen, als das ſrüher ge[<ah. Das wirft abſhre>end Und erſchwert die Anwerbung der nötigen Beſaßungen. Früher durſten die deutſ<hen U-Boote infolge des von Herrn Wilſon ausgeübten Druds nur die= jenigen Schiffe vexſenken, die ih als feindlihe oder na< einer förmlichen Unterſuchung als mit Bannware beladene neutrale Hexausſtellten, und das au< nur dann, wenn damit das Leben der an Bod Befindlihen niht in Gefahr gebra<ht wurde. Ein ſolches

aber deshalb äußerſt gefähr“Ti, weil die feindlihen Kauf= fahrer bewafſnet und ihre Führex angewieſen waren, jedes erſheinende Tauchboot ſofort mit Artillerie und Ramme an= Zugreiſen. Dazu kam dex Miß: brau< neutraler Flaggen Und Abzeichen. Eine ganze Reihe guter Boote und braver See-

Phot, G. FJ, v, Dühren, Berlin.

Teute hat uns dieſes jedem Völkerre<t hohnſprechende

Vorgehen unſerer Gegner getoſtet. Tod Weddigens hingewieſen. e .

Es muß einfa< als ein Wunder von Tatkraft und Ge\chi>li<keit erſ<heinen, daß unter dieſen erſ<hwerenden Umſtänden die deutſhen Boote überhaupt Beute zu machen Jedenfalls waren am 1. Februar 1917, dem Tage, an dem dex uneingeſ<räntte Vz Bootkrieg einſeßte, dur kriegeriſhe Maßnahmen 4357 500

_Hiex ſei nur auf den

| Raumtonnen — 8 8314 500 engliſh, 641000 neutral —

verloren gegangen. Im Februar 1917 wurden weitere 781 000, im März 885 000, im April 1 091 000, im Mai 869.000 Raumtonnen vernichtet, das A innerhalb

| _viex Monaten mehr als die engliſche Kauffährtei während

er vorhergehenden dreißig Monate eingebüßt hatte. Da-

zu kam die Furcht, die zur Folge gehabt hat, daß zeitweiſe | zum Beiſpiel -in Marſeille bis zu neunzig Dampfer niht

auszulaufen wagten. Wird die Schiffahrt eingeſtellt, ſo önnen die U-Boote natürlih au< keine Beute machen, aber der Zwe> iſt denno< erreicht. Tritt eine Einſchrän=kung der Schiffahrt ein, ſo verringert ſi<h die Stre>e;

“und daraus iſt exſihtlih, daß die Zahl des verſenkten

dS A E

Vorgehen war für die U-Boote S -