Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

160 — Jluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Schiſfsraums niht ohne weiteres einen Anhalt für die Einſchäßung - der Wirkung des V-Bootkriegs bietet. Aus den Veröffentlihungen fann nur erſehen werden, um wieviel der Frahtraum vermindert worden iſt. Auch das iſt ſehr wichtig, aber hier niht entſheidend. Er war bereits ſeit langem ſehr knapp und die Not nimmt immer mehr zu. Das tritt am beſten in die Erſcheinung dur die Preiſe, die heutzutage für Schiffe gezahlt werden. Vor dem Kriege wurde die Tonne Shiffsraum mit 150 bis 200 Mark bewertet; jetzt ſind nach der franzöſiſhen Zeitung „Heure“ bis 1400 Mark gezahlt worden. Vergegenwärtigen wir uns nunmehr die Wirkung auf den Landfrieg, die für uns hier in erſter Linie ſteht. Wenn die Zufuhr an Grubenholz nah England ſto>t, ſo beeinflußt das die Kohlenförderung ungünſtig. Gelangen die für Die Herſtellung von Kriegszeug aller Art nötigen Rohſtoffe niht in genügender Menge nach den feindlihen Ländern, ſto>t die Einfuhr von Kriegszeug und Lebensmitteln aus Ubexſee, ſo verringert ſih die Munitionserzeugung und die Verſorgung der auf dem Feſtlande fehtenden feindlihen Heere. Die Kohlennot wirkt einſhränkend auf die Leiſtungs-

fähigkeit der Kriegszeug ſchaffenden Werke und macht ſh _au< im Eiſenbahnbetrieb ſtörend bemerkbar. Ohne Eiſenbahnen fann man aber heutzutage feinen Krieg großen

Stils führen. /

Als Nebenerſcheinung wird ſi<h Lebensmittelmangel bei den Bewohnern der Länder der Weſtmächte und Ftaliens bemerkbar machen, und das dürfte weſentlih dazu beitragen, die Menſchen friegsmüde werden zu laſſen, die den Plan als ganz einwandfrei betrachteten, auh die friedliche Bevölkerung der Mittelmächte verhungern zu laſſen. Jeßt droht ihnen die Not, dur<h die ſie uns niederzwingen wollten. Es wäre ein Zeichen hoffnungsloſeſter Gefühlsduſelei, wenn wir nah allem, was vorhergegangen iſt, das niht freudig begrüßen wollten. Weder die erbarmungsloſen Briten, noch die haßerfüllten Franzoſen oder die treuloſen Jtaliener verdienen unſer Mitleid.

Mit beiſpielloſem Opfermut haben die Völker der Mittelmächte alles getragen, was ihnen dur< die Not der Zeit auferlegt worden iſt, mit einem Heldenmut ohnegleichen haben unſere Feldgrauen und unſere blauen Jungen einer ungeheuren Übermacht ſiegreih getroßt. Ohne das Vorhandenſein dex ſtarken deutſ<hen Flotte hätte das aber alles nihts genüßt; die Zahl der Feinde war an allen Fronten zu groß, als daß es den Feldgrauen allein möglih geworden wäre, einen entſcheidenden Sieg zu exrfehten.

Einen ſolchen ſtellen erſt die Taten unſerer Tauhhboote in ſichere Ausſiht, und mit dieſem mitunter niht karen, aber in ſeiner Naivität doh rihtigen Gefühl erklärt es ſi, daß man allerſeits der jüngſten Waffe der deutſhen Marine das lebhafteſte Jntereſſe entgegenbringt und jede Mitteilung über ihre Eigenart willkommen heißt. E

Ein mutiger Handſtreich. (Hierzu das untenſtehende Bild.)

Die Stellungen der Engländer näherten ſih denen eines württembergiſhen Reſerveinfanterieregiments auf etwa 80 Meter. Von den Engländern war quer über den Bahndamm ein übermannshoher Sandſa>wall gebaut. Dieſe Sandſa>ſtellung, hinter die von den deutſhen Truppen fein Einbli> zu gewinnen wax, ſollte zerſtört und dann eine

_Erfundung dex feindlihen Gräben vorgenommen werden. Nach längerem Artilleriefeuer war die Sandſa>paŒung

halb zerſtört. Kaum war das Feuer eingeſtellt, eilten beider-

ſeits der Bahn Patrouillen vor. Jhnen ſ<hloſſen ſi QD

Mannſchaften freiwillig an. Ein Pionier und vier Mann drangen dur ein Shlupf=lo< in den feindlihen Graben ein, die anderen Mann=-

ſchaften folgten ihnen auf und neben dem Bahndamm.

Der Feind hatte einen ſo kühnen Handſireih wohl kaum erwartet. Engländer, etwa in Stärke eines Zuges, der ſ<wachen Patrouille an Kräften weit überlegen, liefen in eiliger Fluht nah einem nahen zerſhoſſenen Gehöft. Die Engländex, die wenigſtens 30 Mann verloren hatten, führten in ihren Gräben von beiden Seiten her bald Verſtärkungen heran. Nach tapferem Widerſtand mußte die Patrouille der Übermacht weihen. Einzelne Mannſchaften de>ten dur< ftaltblütiges Feuer den Rützug.

Die Unternehmung hatte wertvolle Aufſhlüſſe über die feindlihen Stellungen geliefert. Erneut erwies ſih vor allem, daß bei dem wochenlangen Ausharren im Schüzen=graben froher Kampfesmut und deutſher Angriffsgeiſt in den Soldaten lebendig geblieben find. .

._ Von den Teilnehmern an der Patrouille wurden mit dem Eiſernen Kreuz ausgezeihnet: die Kriegsfreiwilligen Gefreiten Hönig aus Pforzheim und Stais aus Herrenried,

die Kriegsſreiwilligen Räuhle aus Ba>nang, Weigele aus - e

Vaihingen an dex Enz, Schabel aus Eßlingen, Spahr aus Ulm, Mink aus Rottweil und Hörmann aus Ravensburg, der Landſturmmann Fahrion aus Eglosheim und dex Musketier Feßer aus Ludwigsburag. E

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