Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

_ glei große wirtſhaftlihe Mög=-

“nialreihgeſ<haffen, das Deutſch-

tes Abſaßgebiet bildet.

zerſtreuten Lage im Kriege un=

168 ___ JMuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/47.

haben, und deshalb wollten ſie ſie zwingen, ihre alte Heimat zu vexleugnen. Selbſt wenn der Ausgang des Krieges noh ſo günſtig für uns wäre, die Verſhwörung gegen unſere

_Landsleute würden wir niht verhindern können. Ja, man

fann ruhig ſagen, je glänzender der Friedenſ<luß für uns,

“um ſo größer der Vernichtungswille unſerer Feinde gegen

alles Deutſche nah dem Kriege. Da gilt es, unſere Landsleute vor der Gefahr zu behüten, ihr Deutſchtum preis= zugeben und auf die Seite unſerer Gegner zu treten. -

Wie ſteht es da mit der Anſiedlung im Deutſchen Reiche oder den neu zu erwerbenden Grenzgebieten? Werden die Leute, die vor zwanzig, dreißig Jahren ihre Heimat verließen, weil ſie ihnen feine genügenden Erwerbsmöglih= teiten mehr bot, gewillt ſein, dorthin zurü>zufehren? Sicherlih niht! Im fremden Lande, umgeben von fremder

Bevölkerung und oft ohne jede Verbindung mit der Heimat,

haben ſi< bei ihnen andere | Anſchauungen ausgebildet; ſie

Seeverkehr. England hat es ſtets verſtanden, dur< Beſißzergreifung von Meerengen oder vertehrsgeographiſ< günſtig gelegenen Punkten die Meere zu beherrſhen. Frankreih

hat dieſem Beiſpiel ebenfalls nachgeeifert. Solche Punkte = müſſen au< wir gewinnen, denn ſie ſichern die deutſche

Seegeltung. Um auf die oben erwähriten portugieſiſchen Inſeln im Atlantiſchen Ozean zurükzukommen, ſo genügt ein Bli>é auf die Karte, um ihre Bedeutung erkennen zu laſſen. Madeira wäre beiſpielsweiſe ein. wihtiger Beobahtungsplaß für den dur< die Straße von Gibraltar gehenden Verkehr, die Azoren und Kapverden ſind ausgezeih-

nete Vorpoſten des Seeverkehrs na<h Amerika und Südafrika.

Wix erkennen aus den furzen Ausführungen, daß ein

deutſches Kolonialreih niht nur wünſhenswert, ſondern

durchaus erforderli iſt, wenn wir den Weg zur Weltmacht weiter beſchreiten wollen. Mancher wird ſi<h fragen, wie y es mögli ſei, no< über die

würden niht mehr imſtande ſein, ſih den jeßigen Verhältniſſen im Vaterlande anzupaſ=ſen. Ein neues großes Ko=lonialreih aber, das als Siedlungsland geeignet iſt und zu-

lihteiten in ſih birgt, iſt für Die Auslanddeutſchen, wie natürlih au< für neue Auswanderer, das rihtige Betätigungsfeld. Vergrößern wir unſeren überſeei)/<hen Beſiß, dann werden uns einige Mil= lionen Menſchen erhalten bleiz ben; es iſt Zzugleih ein Kolos=

land mit den fehlenden Rohſtoffen verſorgt und für ſeine Induſtrie ein ſicheres, vor allen feindlichen Treibereien ge\<hÜüß-

Der dritte wichtige Grund, der uns zur Erwerbung neuer Kolonien veranlaſſen muß, iſt die Tatſache, daß unſere bisherigen Kolonien infolge ihrer

haltbar waren. - So iſt es geTtommen, daß, abgeſehen von E

Deutſh-Oſtafrika, unſer ganzer Kolonialbeſiß in die Hände der Feinde gefallen iſt. Hätten wir unſere Kolonialpolitik etwas zielbewußter betrieben und ſowohl auf gründliche Erſchließung als au< auf eine Verbindung dex einzelnen

Gebiete hingearbeitet, ſo wäre es unſeren Gegnern unmög-

lih geweſen, unſere Kolonien über den Hauſen zu rennen. Zur Sicherung unſerer bisherigen Schußgebiete brauchen wir alſo neben einer militäriſhen Befeſtigung eine Verbindung der einzelnen Teile untereinander, damit die

Grenzlinie verkürzt wird und beſſere Möglichkeiten für

militäriſhe Handlungen geſchaffen werden. Daneben iſt freilih auh ein Anſhluß an das Mutterland zu erſtreben. Ein zuſammenhängendes deutſches Mittelafrika, zum Beiz ſpiel, kann ſih niht behaupten, wenn es niht au<h mit Deutſchland ſelbſt în Verbindung ſteht. Ein ſolher Zu-

ſammenhang fann hergeſtellt werden dur< eine Reihe von

Handels- und Flottenſtüßpunkten auf dem Wege von der Heimatküſte na<h Afrika. Für dieſes Kolonialreih kämen da ganz beſonders die portugieſiſhen Jnſelgruppen im

- Atlantiſchen Ozean în Frage, die, wenn die Häfen aus-

gebaut und Kohlen- und Funkſtationen angelegt werden, den Seeweg genügend ſihern würden. Aber niht nur. für die Kolonien ſind derartige Gebietserweiterungen erforderlich, ſondern au< für unſere Flotte. Man kann wohl behaupten, daß ohne eine fräftige Flotte jede Toloniale Betätigung auf die Dauer zwe>los' iſt; denn

Kolonien und Seemacht ſind zwei Begriffe, die ſi<h niht

voneinander trennen laſſen. Umgekehrt kann .man auh ſagen, daß ohne foloniale Stüßpunkte eine Flotte im

Kriege niht wirfſam ſein kann. Wix haben das genügend

in dieſem Kriege erfahren. Zudem ermöglihen derartige Stüßpunkte eine ſehr wünſhenswerte Kontrolle über den

“ Eine niedergegangene feindliche Fliegerbombe.

— Wiedererlangung des alten e FS Kolonialbeſißes hinaus Üüber=-

_ Demgegenüber kann man nur

ſtige militäriſhe Lage hinwei=ſen. Will man den Wert Der von uns beſeßten Gebieïe gegen den unſerer Kolonien abwägen, ſo Tommt man na< A. Wohltmann auf ein Zwölfz — faches für die unſeren Feinden entriſſenen Gebiete. Stellen

willen unſerer Gegner eine

ſo wird es uns gelingen, un=ſere - kolonialen Forderungen erfüllt zu ſehen. Für Deutſh=land handelt es ſi< um Sein odex Nichtſein. Gelingt es uns niht, oder verzihten wir dar=auf, ein Kolonialrei<h zu er= werben, das uns wirtſhaftili vom Auslande ſitar un=abhängig ma<ht und völliſh wie militäriſ< Vorteile bringt, ſo iſt es mit Deutſchlands Welt=-

E iſt die Zeit gekommen, ein Kolo=nialreih zuerwerben. Möge das

deutſche Volk den Willen zum Weltvolk haben. K. Th.

Feldbefeſtigungsbaukunſt.

Von Oberingenieur Willi Luß, Frankfurt a. M., zurzeit beim Stabe

_einex Diviſion im Weſten. (Sierzu die Bilder Seite 170 und 171.) e In den Anfangswochen des Weltkrieges zeigte es ſich bereits in der Feuerprobe franzöſiſher und belgiſcher Feſtungen, daß der Fortſchritt in der Artilleriewaffe ein

wir- alſo dem Vernihtungs-

wirtſchaft aus. Jeßt oder nie

\

ſeeiſche Gebiete zu erwerben.

immex wiedex auf unſere gün=-

deutſhe Machtpolitik entgegen,

derartiger war, daß die modernſten Panzerforts unter den

Schlägen derſelben - zerbarſten. Sehr bald wurde erkannt,

daß das Zuſammenziehen großer Maſſen in ſolhen Be-

feſtigungswerken, deren ausgedehnte Abmeſſungen ſhnell dur die neue Hilfswaffe ,„Fliegererkundung“ feſtzuſtellen ſind, gefährliher und nußloſer für die Verteidigung ſei

als die Verteidigung von Stellungen in ſreiem Gelände,

ſo daß die Antwort eines Fortkommandanten richtig er-

ſcheint, der auf die Frage eines Vorgeſeßten, was er im Falle eines Angriffes auf das allerdings ganz veraltete Fort anordnen würde, antwortete: „J< würde meine Mannſchaften ſofort aus dem Fort herausziehen, ſie in den Gräben des

Vor- und Nachbargeländes gut verteilen und das Ein-

dringen in die Trümmer des Forts verhindern.“

Die Feſtung mußte dem Erdwerk weichen. Die Ver-=

teidigung verlegte ſi< auf das Halten einer beſtimmten Frontlinie, die, um mit verhältnismäßig geringen Mannſchaften behauptet werden zu können, ausgebaut und befeſtigt

| wurde. Je ſtärker eine derartige Linie gemacht wurde, deſto

eher war es mögli, jederzeit Truppen wegzunehmen und an ſtark bedrohte Punkte der ausgedehnten Front ſowie an andere Kriegſchaupläße zu verſchieben, da ein Einzel-