Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

holländiſ<hen Dampfer „Gelderland“, dex von Rotterdam nah London unterwegs war, eine Meile außerhalb des holländiſhen Hoheitsgebietes ab und zwangen ihn, Zee=brügge anzulaufen. y :

An den Fronten nahm der Luftkrieg an Ausdehnung und Bedeutung zu. Am 96. Juli vexloren die Feinde an Der Weſtfront 13 Flugzeuge, die im Luftkampfe unterlegen waren. Jn der Naht zum 28. Juli ſtaïteten deutſhe Flieger nat langer Pauſe dex franzöſiſhen Hauptſtadt Paris wieder einen Beſuch ab, bei dem es einem Geſ<hwader {rog der hervorragend guten Artillerieſiherung, deren ſi Paris erfreute, gelang, bis über die Feſtung vorzudringen

und ſeine Bombenfraht abzuwerfen. Der Bahnhof und

Jlluſtrierte Kriegsberichte.

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Die Notwendigkeit der Wiedererlangung und Erweiterung unſeres Kolonialbeſißes.

Obwohl in letter Zeit von berufener Seite oft ausgeſprochen worden iſt, daß wir unſere Kolonien wiederhaben und zwe>mäßig dusgeſtalten wollen, Herrſht in gewiſſen Schichten des deutſhen Volkes, was unſere kolonialen Friedensforderungen betrifft, eine unglaubliße Shwarzſeherei. Viele meinen, daß wir auf eine Vergrößerung,

ja ſelbſt eine Wiedererlangung unſerer Kolonien verzihten_ müßten, weil ſie zum größten Teil in die Hände der Feinde

gefallen ſind. Gegenüber ſolhen Anſichten iſt es erforderli, immer wieder darauf hinzuweiſen, wie notwendig ein Kolonialreih für Deutſchland iſt. :

Bei dem Bezug der meiſten Jnduſtrierohſtoſfe, wie Kopra, Palmöl, Wolle, Baumwolle, Gummi und anderem, ſind wir in der Hauptſahe vom Auslande abhängig. 1913 führte Deutſhland 477 900 Tonnen Rohbaumwolle im Werte von 587,3 Millionen Mark ein. Davon entfielen auf die Vereinigten Staaten von Nordamerifa 369 400, auf Britiſh-Jndien 57 000 und auf Ägypten 40 600 Tonnen. Mit den übrigen Waren iſt es ähnli<h. Von der eingeführten Wolle kamen ungefähr 86 vom Hundert, vom Kautſhuk 83,5 vom Hundert aus dem Ausland, das heißt für 80 Milz lionen Mark. Nach der letzten veröffentlihten Handel= ſtatiſtik gab Deutſchland für die wichtigſten überſeeiſhen Rohſtoffe mehr als 3 Milliarden Mark aus. Das meiſte davon gíng in das Ausland. War die Rü>wirkung dieſer Abhängigkeit von fremden Ländern ſ<hon vor dem Kriege für das deutſ<he Wirtſchaſtsleben ein großes Hemmnis, ſo Wird ſie nah dem Kriege die Konkurrenzfähigkeit deutſcher Induſtrieerzeugniſſe gewaltig erſhweren, wenn niht gänz=lih unmögli< machen. Denn England arbeitet dauernd an ſeinem Plan, nah dem Friedenſhluß die deutſ<he Arbeitsfraft dur< einen Wirtſhaftsfrieg lahmzulegen. Schon hat es ſi<h daran gemaht, die Rohſtoffvorräte der Welt für den Londoner Markt anzuïfaufen, damit Deutſchland die nötigen Rohſtoffe niht mehr unmittelbar aus den Pro=duftionsländern, ſondern nur no< dur< die Verbandsländer beziehen fann.

Ebenſo wie mit der Rohſtoffverſorgung ſteht es mit der

Der bewaffnete engliſ<e Dampfer „Dalton“ wird weſtli<h vom Kap Matapan, der ſüdlichſten : E Z reichiſ<-ungariſ<en U-Boot verſenkt.

Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

- Werden.

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militäriſhe Anlagen erhielten ſ<hwere Treffer, die mft Sicherheit beobahtet wurden; dex feindliche Bericht leugnete allerdings jede Wirkung des Angriffes ab. Die Deutſchen Flieger erreihten troß der überaus ſtarken franzöſiſchen Gegenwirfung unverſehrt ihren Ausgangspunt wieder. Am gleïihen Tage fam es zu vielen Luftſhlachten, in denen die Deutſchen 35 Gegner außer Gefecht ſeßten. Oberleutnant Doſtler, einer dex erfolgreichſten jüngeren deutſchen Flieger, griff mit ſeiner Jagdſtaffel ein Geſhwader von ſehs engliſhen Flugzeugen an und rieb es vollſtändig auf; der fühne Tlieger erzielte an dieſem Tage ſeinen 20. Luftſieg.. Auch dem Obexleutnant Ritter yv. Tutſhek glückte es, ſeinen 20. Gegner zu überwinden. — - (Fortſezung folgt.)

Einfuhr von Lebensmitteln, den Kolonialwaren. Die unbedingte Abhängigkeit vom Auslande würde die Preiſe für Kaffee, Tee, Kakao, Reis und ſo weiter ins Ungemeſſene ſteigern. Weite Kreiſe der Bevölkerung könnten dieſe Waren niht mehr kaufen. -

Dieſe Shwierigkeiten, die ſi<h na<h dem Friedenſ<luß einſtellen werden, müſſen wir beſeitigen. Durch den mitteleeuropäiſchen Wirtſchaftsblo> kann die Notlage niht gehoben Denn erſtens wird es Jahrzehnte dauern, bis alle Kräfte der Länder dieſes wirtſhaftlihen Staatenbundes ſo nahdrü>li< ausgenußt werden fönnen, daß ſie uns nennenswerte Vorteile bringen; dann aber kann von einer wirtſchaftlichen Selbſtändigkeit gar niht die Rede ſein, weil die Erzeugniſſe fehlen, die eben nux in den Tropen wachſen. Um uns gegen die wirtſhaftlihe Erdroſſelung zu wehren, bleibt uns nur die Erwerbung eines Kolonialbeſißes, der uns mögli{ſt vollſtändig von ſremden Einfuhr- und Abſah=gebieten unabhängig macht.

Zu dieſen wirtſhaftlihen Gründen kommen noc andere. Wir wiſſen wenig darüber, wie es den Auslanddeutſhen geht; ſo viel aber iſt ſiher: in der ganzen Welt herrſ<ht ein ſtarker Haß gegen die Deutſhen. Jn den Verbandsländern hat eine wahre Deutſchenverfolgung ſtattgefunden, und deutſches Eigentum, das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit, iſt zerſtört worden. Selbſt in Braſilien und China, Ländern, mit denen wir in regem Handelsverkehr ſtanden, haft die von der engliſhen Regierung aufgeſtachelte, blindwütende Bevölkerung alles niedergeriſſen, was deutſcher Fleiß, deutſche

Intelligenz und Ausdauer mühevoll aufgebaut hatten. Wo

ſoll da der deutſhe Kaufmann nah dem Kriege die alten Beziehungen wieder anknüpfen, wenn es dem Auslanddeutſhen unmöglih gemacht wird, no< weiterhin ſeiner Beſchäftigung na<hzugehen?® Die Auslanddeutſhen waren die Agenten für unſeren Überſeehandel. Jhre Umſicht und Tatkraft bildeten eine ſtarïe Stüße für den deutſchen Export. Man hat vielfa<h die Bedeutung der im Auslande tätigen Deutſchen unterſhäßt, denn es iſt wenig getan worden, um ihnen ihren ſ<hweren Stand in der Fremde zu erleihtern und die Fühlung mit ihnen aufre<t zu erhalten. Die Eng=länder aber erkannten richtig, welhen Anteil die Auslanddeutſhen an Deutſchlands wirtſhaftlihem Aufſhwung

. E, Wien, ndes, von einem öſter-

Pi6e des griechiſchen Feſt