Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Des

S Kräfte aus der Haft löſte, “in der ſie dur<h Die

R

200

Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

‘fördert und hemmt zugleih, und glaubten den feindſeligen

Drang feſſeln und einſchließen zu können in der Bühſe_ der Pandora, aus der er einſt unheilbringend aufgeſtiegen.

Kein Wunder, wenn au< no< nah dreijährigem Kriege dieſe Gedanken in vielerlei Formlebendig werden, genährt von der guten Meinung, man könne der Welt den Frieden geben, indem man ſelbſt den [<merzli<ſten Verzicht wählt. Denn Selbſtloſigkeit erzeuge Selbſtloſigkeit. Und es iſt pſychologiſh begreiflich, wenn die Träger dieſes Gedankens

jede auftauchende Spur von Friedenswillen mit Freuden -

begrüßen und jedes leiſe, wenn auh in heucleriſ<her Abſicht geflüſterte Wort vom Ende des Kampfes mit lautem, rüdhaltloſem Friedensrufe erwidern. Dabei überſehen ſie freilich die eigentlihe Urſache der Dinge und wollen niht ertennen, daß der Deutſche dieſen Krieg führt, wie Herkules den Kampf gegen die Hydra, deren Köpfe, o oft ſie ab=geſ<lagen werden, ſtets nahwachſen und dem raſtloſen Kämpfer entgegenzüngeln, bis er endlih den Stumpf aus=

brennt und das Ungeheuer vernichtet. Sie überſehen, daß |

der Zwe> des ganzen Krieges Englands Welt=herrſchaftsgedankte iſt, dex in bewußtem Willen und unetbittliher Folgerihtigkeit ſeit langem ſi die Helfer geworben ge=gen den Feind, der ein=zig no< Kraft und Fähigfeit beſißt, deſſen Vollendung zu hindern oder ihm wenigſtens, ohne es ſelbſt zu wollen, im Wege an : So war der Krieg längſt in Sicht. Er wax es, ſeit die Gründung Reiches unſerem Volke die Weltſtellung gab und die uner\<bPp\lichen wirtſhaftlihen

frühere politiſ<he Macht# loſigkeit gebunden waren, Dex engliſche Kauſmann, der ſi< ſhon im Be=ſiße des Weltmonopols wähnte , war niht ge=willt, dieſe Konkurrenz, | die ſih mit nie dageweſenerRaſchheit entwid>elte und ihm gefährlih zu werden begann, zu dUl=-

Auf dieſem Wege war es au< e von den übrigen Verbündeten abgeſehen, Rußland aus ſeiner englandfeind= lichen Bahn zu werſenund aus dem weltgeſ<i<tlihen Gegner

einen Freund Zu E der ſeine Dienſte mit höchſter Schwächung bezahlen ſollte. Auch das paßte nur zu gut in das Syſtem Englands. Denn es hat bei jedem Bündnis verſtanden, die Wünſche der Gegner in den Vordergrund zu ſtellen und ſo Ehrgeiz und Kriegseifer ſeiner Verbündeten zu hôſter Kraftleiſtung anzuſpannen, ſeine eigenen N= ſichten aber flug zu verbergen, bis es na< getaner Arbeit damit hervortrat und Freund wie Feind damit überraſchte und übertölpelte. Denn ſeine Kriegsziele umſpannten ſtets die ganze Welt, ſo daß es, während die übrigen Mächte um ſtrittige Grenzberihtigungen haderten, die zu den ge=

‘bra<hten Opfern in gar feinem Verhältnis ſtanden, ſeinen

folonialen Beſißſtand mit den koſtbarſten Schaßſtü>en Der

Erde zu bereichern vermochte. Kein Staat iſt je mit größerer

Vorſicht und mit ſo vôllig ausgearbeitetem _Friedens=programm in eïnen Krieg eingetreten als England. - Abex i E | es hat auch feinen Krieg _ mit größeren Abſichten geführt als dieſen, der ſein Werk zum Abſchluß _ bringen und frönen jollte. Bei der Niederwerfung Spaniens und der Eni_ nervung Hollands handelte es ſi zunächſt nur um die Ausſchaltung des - Wettbewerbs zur See. | Au<h Frankreih ward _ lediglih wie ein verwun=deter Walfiſch auf den — Strand geworfen. Es iſt nah all den Kämpfen - und Wandlungen fraglos indie Gefolgſchaft des einſtigen Gegners einges e Mit Deutſchland aber ſollte trot aller Beule N riſhen Reden niht D glimpflich verfahren wer= den. Gerade um Frank=rei für immer an Eng“ [and zu binden und jeder Anlehnung an Deutſh# land einen Riegel vorzu? ſchieben, ward ihm niht - nur die Rü>gewinnung Elſaß=-Lothringens ZUge= ſichert, ſondern ſogar die Rheinlinie freigegeben.

den. Schon ïn den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts exſcholl aus ſeinen Reihen der Ruf an die Regierung, dieſer Gefahr Einhalt zu tun, das Und auszuxrotten.

griffe im Weſten das

Übel an Der Wurzel ZU faſſen Die Wurzel aber war das Deutſche

Réit, ſeine Weltmahtſtellumg, die dur<h die Schaffung

ſeiner Flotte und den Ausbau eines Kolonialreihs ſtarken Ausdru> fand. Den verantwortlichen Leitern dex engliſchen

Politik ſtand daher klar vor Augen: wollten ſie den deut=

ſchen „Kommerz“ vernichten, ſo mußten ſie dem Reiche ſelbſt den Todesſtoß verſeßen und ihm das gleiche Los bereiten wie den Burenrepublitken. Auf dieſem Wege allein war es

au< mögli, das große Hindernis der eigenen Weltherrſchaſ\t |

zu beſeitigen. Das zexrſhlagene, für alle Zeiten geſ<hwächte Deutſchland konnte dann leiht in das große angelſächſiſ<he Syſtem eingegliedert werden. Mit einem Worte, wir ſollten wieder werden das Deutſchland Der voxrbismard>iſchen Zeit.

Von dieſem Standpunkt aus konnte England ruhig mit Frankreih und Rußland abſchließen und deren Haß und

Neid gegen uns völlig freie Bahn laſſen. Es kehrte dabei |

zurüd> zu den Grundſäßen dex Koalitionskriege, mit denen es

einſt den gefährlihſten Gegner, der eigentlih berufen und

befähigt war, ihm nah Ausſchaltung Spaniens und Hollands die Weltherrſchaft ſtreitig zu machen, das Frankreih Lud-

wigs XIV. und Napoleons I., zu Boden gezwungen hatte.

Beſuch des Generalfeldmaeſchalls v. Hindenburg bei dem General der Artillerie v. Gallwiß, dem als Anerkennung für die ſiegreiche Abwehr der feindlichen 2MnGroßftreuz des Roten Ildlerordens- mit Gichenlaub und

“Schwertecn verliehen wurde. ES

| lano winfien in Mita längſt ins

Phot. Nich. Spelling, Bertin. Dije Erreichung dieſes Z Zieles allein genügte, uns * in die alte Machtloſigkeit auf dem Feſtlande ZU= rüdzuwerfen. Aber Eng# Auge gefaßte Vorteile. Durch die Erwerbung von Oſtafrika tonnte endlih die Linie vom Kap bis nah Kairo hergeſtellt Werden. Deutſh-Südweſt aber würde eine wünſchenswerte Ergänzung bieten. Und was wir ſonſt in der Welt beſaßen, in Neuguinea und

in der Südſee, das mochten die Japaner feſthalten zum Dank

für ihre Hilfe. Denn England hätte ſein Ziel erveit:

das deutſche Kolonialreih Täge zertrümmert, die beſten Teile

fielen England zu und das deutſche Volk wäre [o ge\<wät, daß es jahrhundertelang niht daran denken Fonnte, den Bau von neuem zu beginnen. i E

“Aber damit wäre unſer Handel no< niht völlig vernihtet; England kennt den Wagemut und die uner\hütterlihe Tüchtigkeit des deutſhen Kaufmanns. Dieſer

| würde ſelbſt nah dem unglü>lihen Ausgang des Krieges verſu<hen, überall aufs neue feſten Fuß zu faſſen und die zerriſſenen Fäden wieder anzuknüpfen. ‘Dem baut England jezt {hon vor, indem es Uns die ganze Welt verheßt UE einen Staat nach dem anderen în den Berband hineinzieht.

Dadurch wird in jedem Lande der Keim deutſhen Lebens erſti>, der deutſche Kaufmann um Hab? und Eigen ge= bracht, die deutſhe Schiffstonnage weggeräubert. Und