Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

(Fortſeßung.)

Endlih war die von den Jtalienern ſhon ſeit langer Zeit angekündigte zehnte Shlaht am Jſonzo zum Ausbru< gekommen. Cadorna hatte ſi< Anfang November 1916 zum leßten Male als Heerführer betätigt. Eine ganze Woche hindur< hielten damals ſeïne Geſhüße und Minenwerfer die füſtenländiſche Front, beſonders die Karſthochfläche, unter tägli geſteigertem Feuer. Dex Generaliſſimus hatte für das nervòs gewordene Hinterland die Loſung ausgegeben,

daß es ſih bei ſeiner neunten Offenſive nur mehr um die Hinwegräumung dex allerleßten Hinderniſſe auf dem Wege nah Trieſt handle. Am 1. November wurden die zweite und dritte italieniſhe Armee, die ſeit den lezten Oftoberfämpfen dur< friſhe Truppen ergänzt worden waren, ſüdlih von Görz angeſeßt. Zwei Tage lang ſtürmten ihre Diviſionen und Brigaden in vielfachen, ge|<loſſenen Angriffswellen, um in dem Raume Lokoica—Koſtanjevica den Durchbruch zu erzwingen, und im Wippachtale, um die Höhen bei Vertojba zu gewinnen (ſiehe die Karte Seite 18). Hier war der ſtrategiſ< wihtige Gabelpunkt der Bahnlinien an der Wippa, dort die Straße nach Trieſt das heißerſehnte Ziel der Offenſive. Aber eine Diviſion na< der anderen zerſchellte vor den Hinderniſſen der Öſterreiher und Ungarn; nux in Lokoica vermohten die Jtaliener ſih feſtzuſegen. Von dort aus trieben ſie mehrere heftige Angriffe vox, als aber auch dex leßte am 5. November mit dem Mute der Verzweiflung geführte tiefgeſtaffelte Stoß im Raume von Jamiano blutig abgewieſen war, bra<h Cadorna die Offenſive ab. Dur die ungeheuren Verluſte geſ<wächt, hatten die Jtaliener die Offenſivkraft derart eingebüßt, daß weder Befehle no< Drohungen der Offiziere die Infanterie zum Verlaſſen der De>ungen bringen konnten. :

Genau ſe<s Monate waren verſloſſen, bis ſih die italieniſhe HeeresIeitung zu einem neuen großen Schlage -

entſ<hloß. Die Vorbereitungen zu dieſem Angrifſfe. wurden, wie ſhon erwähnt, in einem Umfange betrieben, der weit

über den Rahmen der Vorbereitungen zu den voraus:

gegangenen FJſonzoſhlahten hinausging. Monatelang wurde Munition aufgeſtapelt, Batterie auf Bátterie eingebaut, Diviſion auf Diviſion herangeholt, um es im Augen= blide der Entſcheidung weder an der gründlihſten Artillerie-

vorbereitung no< an der zur Erzielung eines Dux<bruhes notwendigen Tiefengliederung der Jnfanterie fehlen zu laſſen. Schon öfter ſchien es, als ob Cadorna den großen Wurf wagen wolle, aber immer wurde die entſcheidende Stunde hinausgeſhoben, bis endli<h am 11. Mai die ehernen Würfel am Jſonzo zu rollen begannen.

___Im Morgengrauen des 11. Mais ſeßte die italieniſ<he Artillerie vom Tolmeiner Brü>enkopf bis zum Meere mit einem Feuer von ſolher Heftigkeit auf einex Front von 55 Kilometern ein, daß dagegen die artilleriſtiſhen Vor= bereitungen der früheren Jſonzoſhlahten ein Kinderſpiel zu nennen waren. Ein ohrenbetäubendes Krachen, der

Zweikampf von Tauſenden von Kanonen, erſchütterte die

Luſt. Neben den Geſhügen aller Kaliber, von der winzigen ſpielzeugartigen Grabentanone bis zu den langrohrigen Schiſfsge[hüßen der Lagunenbatterien und Haubizen von 30 bis 38 Zentimetern Kaliber, waren es,„beſonders die im Überfluſſe in die italieniſhe Stellung eingebauten \<hweren Minenwerfer, die die öſterreihiſ<h-ungariſhen Linien zerſtören ſollten. Jn den granatſiheren Höhlen

warteten die Grabenbeſaßzungen ruhig den Infanterie-

angriff der Feinde ab. Das Feuer der italieniſ<hen Gehüte, neben denen-ſi<h au< die Stimmen der von ihren Bundesgenoſſen geliehenen engliſhen Batterien hören ließen, ſ<hwoll zum Orfan an; au< Gas wurde abgeblaſen, weswegen in den beſ<hoſſenen Stellungen wiederholt das Zeichen für Gasalarm ertönte (ſiehe Bild Seite 18). Abex gleih zu Anfang machten die Ztaliener die Erfahrung, daß es mit der artilleriſtiſhen Überlegenheit, die in den

vorausgegangenen Jſonzoſhlahten ſo ſ<hwer auf den k. u. k. Truppen gelaſtet hatte, vorbei war. Die öſterreihiſhungariſche Artillerie zeigte ſih der mörderiſhen Kanonade vollkommen gewa<hſen. Für das Gefühl der Unſicherheit,

“das ſi< der Jtaliener angeſihts der donnernden Antwort

vom Oſtufer des Jſonzos bemähtigte, ſpra<h am beſten die beweglihe Klage des Mailänder „Secolo“, der ſeinen Leſern mitteilte, daß- allein im Südſektor der Jſonzoſront niht weniger als 1500 öſterreihiſ<h-ungariſ<he Geſhüße im Kampfe ſtänden. Eine artilleriſtiſhe Überlegenheit war niht zu erzielen,

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