Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

9% Illuſtrierte Geſichte des Weltkrieges 1914/17.

Teil vollſtändig bis gegen Ende Mai. Die ruſſiſchen imner-

politiſhen Verhältniſſe blieben no< im unklaren. Eine

bedeutungsvolle Änderung in der Zuſammenſeßung der

ruſſiſhen vorläufigen Regierung wurde am 14. Mai dur< den Rü>tritt des Kriegsminiſters Gutſchkow eingeleitet. Ihm folgte am 16. Mai der völlig dem Vierverbande ver= ſhriebene Miniſter des Äußern Miljukow, und am 18. Mai wurde die Neubildung der ganzen Regierung vollzogen, in die auh ſieben ſozialiſtiſhe Vertreter mit Billigung des von Tſcheidſe geführten Arbeiter- und Soldatenrats (ſiehe Bild Seite 26 unten) eintraten. Der bisherige Juſtizminiſter Kerenski wurde Kriegsminiſter. Die neue Regierung, in die

neben Tereſhtſ<hento als Außenminiſter und Plechanow als | Verpflegungsminiſter au< Skobelew, der ſtellvertretende

Vorſißende des Arbeiter- und Soldatenrats, eintrat (ſiehe

die Vilder Seite 26 oben); war mehx als die alte eine Re-

gierung der Friedensbereitſ<haſt. Allein die Ruſſen beabſihtigten weniger, einen Sonderfrieden mit Deutſchland

| oder einem ſeiner Verbündeten zu ſchließen, als vielmehr

einen allgemeinen Frieden herbeizuführen. Das war beſonders den Engländern unangenehm. Da ihnen aber daran lag, daß das ruſſiſhe Heer möglichſt bald wieder ſeine volle Shlagfertigkeit erlangte, was dur den neuen Kriegsminiſter gewährleiſtet ſchien, ſtimmten ſie mit heugleriſhen

Worten der Auffaſſung der neuen ruſſiſhen Regierungs= männer, die einen Frieden ohne Entſchädigungen und

Landaneignung verlangten, ſheinbar zu. — SS : E (Fortſezung folgt.) :

_Die Reichsbank im Kriege. Von Profeſſor Dr. Waldemar Zimmermann, Berlin. “ (Hievzu das Bild Seite 30.) Das alte Wort Montecuculis: „Zum Kriegführen gehört

Geld, Geld und no<máls Geld“ hat zwar, wie die Erfah-=

rungen aller Länder während des Weltkrieges beweiſen,

etwas an Bedeutung eingebüßt oder doh ſeinen Sinn verändert, denn Arbeit, Rohſtoffe und Nahrungsmittel ſind für die kriegführenden Völker no< wichtiger als „braune

Lappen“ und „ſauſende She>s“. Aber jene Dinge ſind in

unſerer modernen Verkehrswirtſchaft niht ohne das Umlaufs- und Schmiermittel „Geld“ erreihbar und verwendbar. Sie werden erſt dur< das Geld in Bewegung erhalten und an die rihtigen Stellen geleitet, und vor allem iſt das Geld na< den Vorſtellungen und Maßſtäben des tapitaliſtiſhen SBeitalters das wihtigſte und einfachſte Mittel, um das Vertrauen in die wirkſ<haftlihe und auh politiſ<he Leiſtungsfähigkeit eines Unternehmens, eines Staates, einer Nation greifbar und wirkungsvoll zum Ausdru> zu bringen. Jnſofern ſpielt das Geld alſo immer

Mit Kriegsmaterial für die Front beladene türkiſche Kamele in Mazedonien.

um ihn zu höchſter Kraft= und Anſehensentfaltung zu -

noh eine ganz “gewaltige Rolle für die Kriegführung, ob=gleih aus Mangel an „Geld“ beſtimmt keine der Welt=

Ériegsparteien den Krieg verlieren wird, wern ſie nur den

„Kredit“ beim eigenen Volke und den Bundesgenoſſen no< e niht eingebüßt hat. „Kredit, Kredit und no<hmals Kredit“ müßte alſo der Ausſpxru< Montecuculis heute in zeit=

gemäßer Prägung lauten, um den ausſ{<hlaggebenden Wirtz

[haftsfaïtor der Kriegszeit entſprehend zu tennzeihnen.

2 Ss M Phot. Büfa.

— Den Kredit des Deutſchen Reiches zuſammenzufaſſen,

ſteigern und gleichzeitig ſo ergiebig wie möglich auszunüßen, iſt die große Aufgabe der Reichsbank, um die ſie ſih in

“ Friedenszeiten bereits erfolgreih bemüht hat und die ſie

nun in dex Kriegswirtſhaft mit glänzendem Erfolge meiſtert, weil ein arbeitsfrohes, ſparſames, opferwilliges Volk voll | Vertrauen auf den Ausgang des Krieges hinter ihr ſteht.

Dieſe große Aufgabe - der Reichsbank gliedert ſih in verſchiedene Tätigkeiten: ſie hat für die Reichskriegführung je na< dem Stand der Kriegswirtſchaft teils furzfriſtigen, teils langfriſtigen Kredit zu beſchaffen. Sie hat ferner für die privaten Firmen Kredit flüſſig zu machen und den Geldmarkt und ſeine Leihſäße für Geld zum Beſten

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