Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Eine Weile ſuchte er das Gelände ab, ohne etwas Verdächtiges zu gewahren. Plößlih aber ſtußte er. Bewegte ſih da ganz hinten auf dem Feldwege, der zum Grenzwald hinführte, niht etwas wie ein Wagen? Er ſtellte das Glas ſchärfer ein. Jn der Tat — es war ein zweiräderiger Bauern=karren, wie ſie hierzulande übli<h waren. Das wäre alſò an ſih nihts Beſonderes geweſen, es hätte ja auh ein für Heereszwed>e in Anſpru<h genommenes Gefährt ſein können. Was ihm indeſſen Bedenken einflößte, war der Umſtand, daß der Wagen außergewöhnli< ſ<hnell fuhr und auf jenem

ganz entlegenen Wege, der weitab von der deutſchen

Etappenſtraße lag. Die Sache mußte deshalb unbedingt aufgeklärt werden. : Raſch ſtieg der Mann wieder aufs. Rad. Er kannte die

Gegend hier gut; ſo gelang es ihm, querfeldein auf den

an das Gefährt und ſah nun, wer die Jnſaſſen waren: ein Bauer und neben ihm eine offenbar ſ<on ältllihe Frau vom Lande, dicht in Kopf- und Umſchlagetücher eingewi>elt. „Wer ſind Sie? Wo wollen Sie hin?“ fragte der Soldat. Der Bauer zog mit ängſtliher Beſliſſenheit den Hut. „I< — ih bin Jean Pierre, mein Herx, aus Etienne-au=Bois dahinten“ — ex wies mit der Peitſche rü>wärts —, „und das hiex iſt meine Tante, Madame Eugénie Boucher. Die arme alte Frau iſt krank, [<wer frank. Darum will ſie

hinüber na< Verennes, wo thre einzige Tochter verheiratet

iſt, die ſie pflegen ſoll

„So — na< Verennes? Und da fahren Sie auS gerehnet dieſen Weg? Sie wiſſen doch ſiher ret gut, daß

Verennes dorthinaus liegt“ — er zeigte nah der Rihtung—, „und daß dieſer Weg direkt nah der Grenze führt, ohne

Räumung von Bermiglio im Tonalegebiet. H i Nah einem Originalgemälde des t. k. Standſchüßzenleutnants und Kriegsinalers Hans Bertle.

Stegen zwiſchen den Fluren hinüberzukommen auf den betreffenden Weg. Der Wagen war dort niht mehr zu ſehen, aber wie er in der Richtung hinter ihm her eilends weiterfuhr und nun eine Erhebung des Bodens erreichte, tauchte das Gefährt plöglih wieder vor ihm auf — ſ{<on ziemli<h nahe dem Walde. Mit Vollgas raſte er da hinter den Verdächtigen her. : i

Das wilde Knattern des herannahenden Motorrades mußte jet auf dem Wagen gehört worden ſein. Aus dem Halbverde> vorn ſtre>ten ſi<h re<ts und links zwei Köpfe, zu>ten aber glei<h wieder zurü>. Dann ſah man die Peitſche das Pferd zum Äußerſten antreiben. Als aber das heranInatternde Rad immer näher kam, ſchienen ſih die WagenE andexs entſhloſſen zu haben — das Gefährt hielt

öglih an.

i Ein paar Augenbli>e ſpäter war die Patrouille heran und ſprang vom Rade. Das Gewehr in der Hand, trat ſie

«Genüge.

überhaupt no< einmal eine einzige Ortſchaft zu -berühren !“ SS _ e

„Nichts weiß ih, mein Herr, ih [<hwöre es Ihnen! Beteuernd preßte der Bauer die Hand aufs Herz. „Zh bin fremd hier in der Gegend — ganz fremd — erſt dur die Kriegswirren hierher verſ<hlagen worden — evakuiert, von

—weiter da vorn, wiſſen Sie. D dieſer Krieg, mein Herr —

entſeßli<! Welch Unglüd> für Sie und uns, für alle Welt!“ „Laſſen Sie nur, mein Beſter! Die Litanei kenn* ih zur Zeigen Sie mix lieber mal Jhren Ausweis.* „Ausweis?“ — E

„Nun ja doh! Selbſt wenn Ihre Angaben rihtig wären,

müßten Sie do< von. E zuſtändigen Kommandantux einen Ausweis haben. ſo her damit!“ „Dem Ausweis? Natürlich — natürli!“ Aber man ſah

dem Mann die tödliche Verlegenheit an, und ratlos wandte lex ſi< nun zu dex alten Frau neben ihm. „Geh, Tante, ſo

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