Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Flluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges VA

gib do< dem Herrn den Ausweis, den er zu haben wünſ<ht! Du haſt ihn doh bei dir, meiner Treu — hatteſt ¡hn doh zu dir geſte>t, als wir abfuhren!“ e

Die alte Frau, die bisher ganz teilnahmlos dageſeſſen

hatte, in ihre Tücher vermummt, als gehe ſie das alles

gar nihis an, ni>te jezt und mahte eine Bewegung, wie wenn ſie unter dem Sprißleder des Wagens in ihrer Taſche na< dem Papier ſuchte. Aber plöglih riß ſie mit einem Ru> die Hand heraus. „Da Boche!“

Mit einer überraſhend tiefen Stimme, aus der eine

wilde Leidenſchaft zitterte, rief ſie es, und gleichzeitig brachen

auh ſhon Knall und Feuerſchein aus der Mündung des vorgehaltenèn Revolvers. Hart am Kopf der Patrouille

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haſt du deinen Ausweis — fahr zum Teufel,

näher und ſlug der verhüllten Geſtalt die Tücher vom Ge-

ſiht. Unwillkürlich prallte er aber nun doh zurü> — es

zeigie ſih ihm ein Mannesantliß, umrahmt von einem [pihgeſhnittenen, ſhon ſtark angegrauten Bart, genau die Beſchreibung des entflohenen Gasanſtaltsdireftors. Ohne Zweifel — es war der Geſuchte! —

So war ihm denn die Ausführung des Befehls geglüdt,

wenn freilih au<h das Schi>ſal den Schuldigen der ver-

geltenden irdiſhen Gerechtigkeit entzogen hatte.

*

i % : N S _ Die Feinde hatten den lange vorbereiteten Vorſtoß unternommen, aber er war, wie alle vorher, abgeſchlagen

worden, dank der heldenhaften Tapferkeit der deutſhen Verteidiger. Nach dem furGhtbaren, langen Artillerie-

Bogelſchaukarte des Gebietes vom Rombongebirge bis nach Görz, des Teiles der Front gegen Italien, aus deſſen Mitte die deutſche Offenſive

öurx Entwicklung am.

vorbei ging der Shuß. Doch-der Mann war auf ſeiner Hut geweſen, und jet lag ihm das Gewehr an der Bate.

„Weg mit dem Dings da — oder i < ſchieße !“

Da ſank der vermummten Frau mit einem Male kraft[os die Waffe aus der Rechten, mit beiden Händen griff ſie ſih zum Hals, zu dem Schal, und ſuchte ihn wegzureißen, während [ih ihren Lippen ein dumpfer, gurgelnder Laut entrang und ihre ganze Geſtalt ſi< krampfhaft aufre>te, wie in einem Erſti>ungsanfall. Noch ein gewaltſames Zuſammenzu>en, dann ſenkte ſih der Körper zur Seite und wäre vom Wagen geſtürzt, wenn ihn niht der Bauer aufgefangen hätte. Am ganzen Leibe bebend, ſah er nun auf die Laſt in ſeinen Armen herab.

_ „Nanu, — was iſt denn das? Am Ende auch bloß wieder ſo ein Theater? Euch Geſellſchaft trau” einer über den Weg !“

Und mißtrauiſ<, immer no< das Gewehr im Anſchlag, verharrte die Patrouille. Aber nun ſah er doc, der Körper da blieb völlig regungslos, wie der eines Toten. Auch die zitternde Angſt des Bauern war ſicher keine Komödie mehr. Da ſtellte ex ſhweigend ſein Gewehr an das Wagenrad, trat

kampf, dieſem Ringen auf Leben und Tod, und dem furzen, do< mörderiſ<hen Nahkampf, war nun beim Feinde die üblihe Erſhöpfungspauſe eingetreten. Faſt ganz ſtill wax es in den Gräben da vorn geworden

Kurt Ullrichs Bataillon hatte während dieſer ganzen Wochen an beſonders gefährdeter Stelle gelegen und kam daher jeht für eine Weile in Ruhe. Kurt Ullrich ſelber erhielt einen kurzen Urlaub zum Etappenhauptort, "um ſi< dort neu auszurüſten. Der Fähnrich war wegen ſeiner vor dem Feind bewieſenen Unerſhro>enheit zum Leutnant befördert worden. Auf dem Die1 ſlfuhrwerk eines _Verpflegungsoffiziers mate er nun die Fahrt zur Etappe, die über den Standort ſeines Bruders führte. So war es naheliegend, daß er die Gelegenheit benußen und dieſem einen furzen Beſuch abſtatten wollte. Der Freude hierauf geſellte ſih auh noc die, die Damen Dupont wiederzuſehen. Das Bild Jrenes war ihm unvergeſſen geblieben. Selbſt im Toben der SWlacht draußen war ihm bisweilen das ſhöne Antliß des Mädchens mit ſeinem eigenen, hinreißenden Zaubex exſchienen, wenn ſie ſi<h ſo ſ<hwärmeriſ< hineins