Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

/

38

Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17. i

VBogelſchaukarte zu den Kämpfen in der Champagne, die ſih beſonders im Gebiet Iauroy—Ntoronbilliers entwidÆelten,

Fliehenden entging dem Verderben. — Die Einbußen der Engländer und Franzoſen in den leßten Offenſiven waren überhaupt ungeheuer hoh; nah aufgefundenen Briefen erreichten die Verluſte bei einigen Diviſionen 50 bis 70 vom Hundert des Beſtandes. Demgegenüber hielten ſich die Erfolge in re<ht mäßigen Grenzen. Ihre Beute bezifſerten die Engländer in einem Sammelbericht| über den Monat Mai auf 3412 Gefangene, darunter 68 Offiziere, 1 Feldgeſhüß, 80 Maſchinengewehre und 21 Grabenmörſer. Die Deutſchen dagegen machten in dieſcr Zeit an der Weſtfront 297 Offiziere, darunter einen General, und 12 500 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 3 Geſhüße, 211 MaC 434 Shnelladegewehre und 18 Minenwerſer. ;

Wie die Engländer in Flandern ein neues Kampfſeld ſuchten, ſo beabſichtigten die Franzoſen offenbar, ihre Tätigfeit an die Front von Verdun zu verlegen. Dort lieferten ſich die Artillerien der beiden Parteien an den Maasufern wieder erbitterte Kämpfe, und an der Höhe 304 verſuchten die Feinde in den leßten Maitagen ſhon die Drahthinderniſſe vor den deutſchen Linien zu beſeitigen, was aber niht gelang. Was der Frühling des Jahres 1917 den

“Feinden niht gebracht hatte, ſollte allem Anſchein nah im Sommer erreiht werden. —

Einen weſentlihen Anteil an den ſ<hönen Erfolgen der Deutſchen in Abwehr und Angriff hatten die deutſ<hen Luſt= ſtreitkräfte, die den Feinden jeden Tag erheblihen Schaden zufügten. Beſonders glü>li<h war am 21. Mai eine deutſche Jagdſtaffel bei Bouvancourt, nordweſtli<h von Reims, der es gelang, fünf feindlihe Feſſelballone zu vernihten und Dadurch die Aufklärung und Feuerbeobahtung des Gegners außerordentlih zu ſtören. Sehr häufig fanden in dieſen Tagen Kämpfe in der Luſt ſtatt, weil die Feinde mehr wie

zuvor ihren Plan dur<hzuführen trahteten, zahlreihe Jagd- *

flugzeuge zu großen Verbänden zuſammenzuziehen und dadur eine Überlegenheit über die Deutſchen herbeizuführen. Die deutſchen Flieger wurden aber auh mit dieſen Geſhwaderxrn fertig. : :

Ein Angriff auf England erfolgte in der Naht vom 23. zum 24. Mai dur ein Marineluftſchiffgeſhwader unter der Führung des Korvettenkapitäns Straſſer (ſiehe Bild Seite 40 oben), bei dem die befeſtigten Orte London, Sheerneß, Harwich und Norwich erfolgreih mit Bomben beworfen wurden. Die Engländer entwi>elten mit ihren vervoll-

fommneten Abwehrmaßnahmen zwar eine fraftvolle Gegen=wirkung, fonnten aber niht verhindern, daß alle deutſ<hen Luftſchiffe unverſehrt und ohne Verluſte wieder zurü>tehrten. : : È |

Seht ereignisreih war der 25. Mai, an dem deutſche Kampfflieger, die ſih meiſt über den feindlihen Linien befanden, 21 feindlihe Flugzeuge zum Niedergehen zwangen. Die Aufklärungsflugzeuge drangen bis weit hinter die feindlihe Front vor und kehrten mit wihtigen Mel= dungen zurü>. Andere deutſche Geſhwader bewarfen Truppenſammelpunkte und militäriſhe Stapelpläße mit Bomben. Es gelang, die Ballonhalle von Epinal zu Zerſtôren, bei Pontavert ein Munitionslager in die Luft zu ſprengen und dur< einen Volltreffer einen Truppentransportzug der Feinde auseinanderzureißen. Eines der deutſhen Geſhwader flog an dieſem Tage über See und griff die Feſtung Dover an, den Hauptſtapelplaß des ge=ſamten Nachſchubes für die Verſchiffung über den Kanal. Bei Dover wie bei Folkeſtone dehnen ſi< filometerweit Lager und Stapelpläße aus, diht belegt mit Truppen, die auf ihre Überführung auf den franzöſiſchen Kriegſhauplaÿ warten und angefüllt mit Munition und allen Vorräten, die für den rieſigen Bedarf des engliſchen Heeres beſtimmt ſind. Jn dieſen gehäuften Maſſen fanden die deutſchen Flieger lohnende Ziele. Sieben gewaltige Brände, die von den [ſpäter eingetroffenen Flugzeugen ſ{hon beim Näherkommen geſihtet wurden, zeigten auh, daß der Angriff Erfolg gehabt hatte (ſiehe die Kunſtbeiläge).

An der Front bei Arras hatte die Beobachtung aus deutſchen Feſſelballonen ſo gute Ergebniſſe, daß es möglih wax, dur< Geſchüßfeuer an 17 Stellen der Linie der Gegner ſchwere Exploſionen hervorzurufen. E

Am 26. Mai gerieten drei deutſche Seekampfflugzeuge vox der franzöſiſchen Küſte in ein Gefecht mit vier franzöſi=[hen Flugbooten, die alle vier in wenigen Minuten ab-= geſchoſſen wurden. Unter der Mithilfe deutſher Torpedo=z boote fonnten von- den Beſaßungen der feindlihen Flug-

zeuge 4 Offiziere und 2 Unteroffiziere gerettet und gefangen

genommen werden; die übrigen ertranken. Die deutſchen Torpedoboote wurden zwar bei der Bergung der Feinde geſtört, vermochten aber troßdem au< noch eines der franzöſiſhen Flugboote unverſehrt einzubringen. Die drei an=deren waren vollſtändig vernichtet. —

I!