Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

59 Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

9. k. u. É. Korps. Schon um 5 Uhr früh hatte an der geſamten Front der Steirer die italieniſ<he Artillerie ihre Arbeit begonnen. Sie rihtete ihr Feuer ebenſo auf die Anmarſchlinien und die Reſerveräume wie gegen die Kampſfſtellungen ſelbſt. Die in den Tälern verlaufenden Anmarſchlinien trachtete ſie dur< Vergaſung ungangbar zu machen. In das gegen die öſterreihiſ<h-=ungariſhen Gräben gerichtete Artilleriefeuer griffen die Minenwerfer mit un= erhörter Heftigfeit ein. Neun Stunden lang tobte dieſer Feuerorkïan, dann gaben die Exploſionen von zwei ſeit langem vom Feinde vorbereiteten Minen der italieniſchen

Inſanterie das Zeihen zum Anſturm, deſſen Wucht ſih

gegen die von den ‘vorjährigen Julikämpfen bekannten Punke Leopozze—Monte Campigoletti—Forno—Monte Zebio und gegen die Aſſaſperre richtete. Jn mehreren Wellen gegliedert bra< zwiſchen 3 und 4 Uhr na<hmittags feindlihe Jnfanterie aus ihren Gräben. Im ſelben Augen=bli> ſete mik auto=- e matiſher Sicherheit das Sperrſeuer der vorzüglich geleiteten X. u. f. Artillerie ein. Die. meiſten italieniſhen - Angriffe blieben ſhon unter die=ſem Granathagel liegen oder wurden dur< Jn=fanterie- oder Maſchi=nengewehrfeuer zurüdz gewieſen. Nur einzelnen wenigen Abteilungen des Feindes gelang es, über die zerſhoſſenen Hinder=niſſe hinweg an die gänz=lih eingeebneten Gräben heranzufkonimen; hier aber bereiteten ihnen die herbeigeeilten“ Reſerven mit Bajonett und Handgranaten einen ſehr heißen Empfang, ſo daß ſie na< erbittertem Hand= gemenge wieder Zurüd> mußten. Bei dieſer Sturmabwehr zeichnete ſihdas ſteiriſhe Shüßenregiment Nr. 8 beſonders aus. An allen Stellen, wo die Welſchen angriffen, wurden ſie reſtlos abgewieſen. Nur im Bereihe einer Kompanie war zur. Nachkzeit - der Kampf no< niht abgeſhloſſen. Die Sprengung der beiden Minen, die der italieniſ<hen Jnfanterie eine Gaſſe zu den öſterreihiſ<h-ungari=hen Linien ſhlagen E ſollte, mißlang vollkommen; überdies fügte der Feind dadur< niht ſeinen Gegnern, ſondern ſi ſelbſt bedeutende Verluſte zu. Der erſte Tag des italieniſhen Vorſtoßes auf dem hiſtoriſh gewordenen Kampfgelände der Sieben Gemeinden en= dete dankt dex unvergleihlihen Tapferkeit der angegriffenen Truppen und dem vorzüglihen Zuſammenarbeiten von Infanterie und Artillerie mit einem vollen Mißerfolg der Ztaliener, die ſih die Überzeugung geholt haben werden, Daß dieſe Front für Entlaſtungsoffenſiven niht geeignet iſt.

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An der Front auf dem albaniſch-mazedoniſchen Krieg\<hauplaßehielten die Flugzeuge der öſterreihiſ<-ungariſ<hen Flotte (ſiehe Bild Seite 56) ſcharfe Wacht. Sie unterrichteten ihre Führung ſtändig über die Bewegungen der „Ztaliener bei Valona, wo dièſe neuerdings lebhaftere Tätigfeit entwid>elten, weil ſie beſondere Pläne auszuführen ge=dachten. Die Jtaliener überraſhten die Welt plößlih mit der Verkündigung der Unabhängigkeit Albaniens, von dem ſie do eigentli<h nur einen fleinen Raum um Valona beſeßt hielten. Das neue Albanien ſollte ſih der Unabhängig-

Exzellenz Feldmarſchalleutnant v. Fabini, der heldenmütige Verteidiger eines Abſchnittes an der Jſonzofront, und ſein Generalſtabschef Oberſt v. Lerch.

eit unter italieniſcher Schußherrſchaft erſréuen. Dieſe Kundgebung erwe>te aber weder in Jtalien noh bei ſeinen Bundesgenoſſen den erhofften Beifall. Sonnino fand niht

einmal die Zuſtimmung ſeiner Miniſterkollegen, die es ihm _verübelten, daß er den Schritt ſo gut wie auf eigene Fauſt

unternommen hatte. Noch ſtanden ja 25 000 Serben in

dem Heere Sarrails. Zweifellos berührte die Unabhängig-

teitserflärung die Intereſſen der Serben ſehr ſtark, denen ein unmittelbarer Zugang zur Adria verſprohen worden

war. Wo aber ſollten ſie an das Meer kommen, wenn Albanien na< dem Wunſche, der Jtaliener tatſähli< un=-

abhängig gema<ht würde? Das Vorgehen Sonninos er=

wies ſich deshalb zunächſt mehr als eine neue Störung des

einmütigen Zuſammenhaltes der Verbandsmäte. Sarrail bemühte ſih gegen Ende Mai, die großen

SGHlachten an der deutſ<hen Weſtfront und auf dem italie=- -

niſ<hen Kriegſhauplaß dur< eine neue Angriffsbewegung : ___in Mazedonien mit zu - beeinfluſſen. Nachdem die Angriffe im Cerna= bogen blutig zuſammen=gebrochen waren, ſeßie ſofort eine neue ſtarke Artillerievorbereitung ein, die 6 Tage hindur< anhielt und nur in den Nächten an Stärke ein wenig na<hließ. Zwei heftige Angriffe gegen die Mitte der Cernabogen-=ſtellung folgten. Reſtlos - und unter den [<wexſten Verluſten für den Feind wurden ſie abgewieſen. Im Zuſammenwirken von Infanterie und Ar=tillerie und in erbittertem eineinhalbftündigem Nahkampf wurde beſon=ders von [<leſiſ<hen Gre=nadieren, Oſtpreußenund a Gardetruppen Außeror=| dentliches geleiſtet (ſiehe die Kunſtbeilage).

Am 28. Maï gingen die Engländer am Wardar vor, doh wurden ſie

__ von bulgariſhen Trup‘pen vollſtändig abgewie=-

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hatten deutſche und bulz gariſ<he Streifabteilun=gen neue Erfolge in leb=haften Vorfeldzuſammenſtößen. Am 1. Juni

SS ſiherten ſi<h bulgariſche E Bataillone dur einen friſhen Angriff auf eine engliſ<he Vorſfeldſtellung bei Alca>-Mahe einen wertvollen Sktüßpunkt zur Abwehr der Zu erwartenden neuen feindlihen Angriffe (ſiehe Bild Seite 57). Dieſe kamen au< zum Ausbru<h und hatten in den nächſten Tagen die Wiedergewinnung des verlorenen

Stüßpunktes zum Ziele. Zugleich griffen die Kämpfe au<

auf die anſchließenden Stellungsteile über. Nordweſtlich von Alca>-Mahe, auf dem re<hten Wardarufer, bereiteten die Franzoſen einen größeren Angriff durch ſtarkes Artilleriefeuer vox, das ſ<ließli< in Trommelfeuer überging. Da-

mach ließen ſie ſtarke Jnfanterie viermal vorgehen, die aber

troß aller Tapferkeit abgeſhlagen wurde. In den [ſpäten Abendſtunden folgten no< drei Angriffe, die ebenſowenig von Erfolg begleitet waren; nux die Verluſte der Angreifer ſtiegen. Die franzöüſiſhen Leichen lagen zu Hunderten vor den bulgariſhen Drahtverhauen oder blieben în dieſen hängen. Gleichzeitig hatten au engliſche Abteilungen verſucht, im Mittelpunkt zwiſchen Wardar und Doiranſee ihre Stellungen vorzuverlegen. Bulgariſches Feuer trieb ſie aber bald in die Flucht. Bei Seres ſeßten die Engländer eben=falls einen Angriff an, doh vermohten ſie au< dort bulgariſhen Truppen gegenüber nihts zu erreihen. Zu einer

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ſen. Zwei Tage ſpäter

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