Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Flluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17. 5

‘Ungarn brachte Verwirrung in die italieniſhen Reihen, deren Führung über den Stand der Shlacht und über die wirkliche Lage der Brigaden offenbar niht mehr vollſtändig unter= rihtet war. Mehrere italieniſhe Regimenter gerieten am 4. und 5. Juni, an dem die Kämpfe ungemein erbittert fort= geſeßt wurden, faſt mit ihrem ganzen Mannſchaftsbeſtande unverwundet in öſterreihiſ<-ungariſhe Gefangenſchaft. So wurde das Regiment 86 mit 2685, Das Regiment 69 mit 1932 1nd das Regiment 71 mit 1831 Mann gefangen. Die Brigaden Verona, Siracuſa, Puglie und Ancona, zU denen die genannten Regimenter gehörten, wurden faſt vollſtändig aufgerieben. Jn der Zeit vom 3. bis zum 5. Juni gerieten von den Jtalienern über 250 Offiziere und 10 000 Mann in Gefangenſchaft. Die blutigen Verluſte von anderen be=teiligten Truppen waren ſehr ſ<wer. “Durch die Beſezung von Jamiano hoben die fk. u. È. Streitkräfte den Dru> der Jtaliener im Norden der Her=madaſtellung auf. Zu gleicher Zeit drangen ſie au< nah heißem Kampfe in San Giovanni ein. În den Tunneln der Bahnlinie fam es zu einem \<weren Ringen, in dem die Feinde Schritt für Schritt _ zurüd>geſ<hlagen werden mußten. Dabei gelang es den Öſterreichern und Ungarn, auc ein italieniſches Feldſpital zu nehmen. So war den Ftalienern von ihrem Geländegewinn an dieſem Teil der Front niht viel übrig geblieben, und gerade die wichtigſten Punkte hatten ſie wieder verloren. Zu ihrer Wieder=erlangung ſeßten ſie am 6. Juni ſtarke Kräfte ein, doh ver=mochten ſie weder an dieſem Tage noh an dem folgenden ¡ihre Gegner zu vertreiben. Sie brahten nur neue Opfer und büßten wieder Gefangene ein, deren Geſamtzahl am 6. Juni ſhon 27 000 überſtieg. Vom 7. bis zum 10. Juni unterblieben dann größere Kampfhandlungen am Jlonzo. Neben der öſterreichiſ<h-ungariſhen Infanterie und Artillerie hatten auch die f. u. É. Flieger weſentli<h zur Entſcheidung der zehnten Fſonzoſhlaht beigetragen. Jhre Tätigkeit beſhränfte ſi<h niht nur auf die Aufklärung und die Beſchießung feindliher Lager und Kolonnen, ſondern ſie griffen auch in die heißeſten Infanteriekämpfe mit Ma-

Öſterreichiſh-ungariſ<es Geſ<hüß an der Front in Tirol.

ſchinengewehren ein und untexrſtüßten ſo ihre Infanterie in hervorragender Weiſe. Cadorna hatte au< ein Maſſenaufgebot von rund 130 Fliegern herangezogen, die beſtimmt waren, die rü>wärtigen Verbindungen der Öſterreicher Und

Ungarn ebenfalls zu ſtören und in die Kämpfe ſelbſt ein-

zugreifen, doh wurden viele von ihnen von den k. u. k. Fliegern in Lufttämpfen außer Gefecht geſeßt. —

An der Front in Tirol (ſiehe untenſtehendes Bild) war es während des Monats Mai öfter zu Gefechten zwi= hen Erkundungsabteilungen gekommen, die für die Jtaliener niht glüdli<h verliefen, denn ſie verloren dabei 8 Offiziere und 728 Mann an Gefangenen, ferner 10 Ma\chinengewehre und 3 Granatwerfer. An einzelnen Stellen entwidelten ſi<h auh Vorſeldkämpfe, und das Artilleriefeuer lebte ſeit dem Beginn dex FTſonzoſhlacht merkbar auf. Beſonders war dies auf der Hochfläche der Sieben Ge=meindèn vom 6. Juni an der Fall. Es hatte den Anſchein, als ob die Ftaliener auh an dieſem Teile der Front einen Schlag führen wollten. Wenn ſie aber etwa geglaubt hatten, hier Teihter zum Ziele zu fommen, Jo befanden ſie ſich im Irrtum, denn die Öſterreicher und Ungarn hatten gut für die Verſtärkung ihrer Linien geſorgt. Im feind=lichen Feuer hatten ihre Kolonnen den Weg dur<h \<wer gangbares Gelände gefunden und bis auf die höchſten Gipfel wurden Überraſhungen für den Gegner bereitgehalten, wie zumBeiſpiel am Ortler, wo Steinbatterien (ſiehe Bild Seite 50) zur Abwehr feindlicher Überfälle angelegt worden waren.

Der Artilleriekampf im Suganertale Und auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden (ſiehe die Vogelſhau= Éarte Band IV Seite 473) nahm am Nachmittage des 9. Juni ſehr heftige Formen an und wurde am Morgen des 10. in erhöhter Stärke fortgeſeßt. An dieſem Tage be= gann dann auch der von den Öſterreichern und Ungarn er= wartete Angriff der 6. italieniſchen Armee, der auf das ſorg=fältigſte ſowohl dur te<niſhe Vorarbeiten als au< dur< Bereitſtellen ſehr ſtarker Kräfte, einer bedeutenden Artillerie und außerordentlich vieler Minenwerfer vorbereitet worden war. Der Hauptſtoß des Angriffs richtete ſih gegen das