Die Japhetiden und ihre gemeinsame Heimath Armenien : Festrede für die Feyer des fünfundachtzigsten Stiftungstages der Academie am 28. März 1844 : auszugsweise gelesen in der öffentlichen Sitzung der königl. Academie der Wissenschaften zu München

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öſtliche Theil Armeniens, beſonders das Meſopotamien zwiſchen Kur und Ararxes, den Armeniern als die gemeinſame Heimath aller dieſer ſkythiſchen Saken gelten. Die Sage wird dabei nah ihrer Weiſe verfahren. Jndem nämlich die Armeniſche Bevölkerung na< und nah in alle die Thäler eingedrungen, die die ausgewanderten Stämme zuvor beſeſſen, wird ſie in der Regel die Namèn dieſer Stämme für die neuen armeniſchen Einwanderer beibehalten; und indem ſie dieſe vorgefundenen Namen den Führern der Nachwandernden bei [egt, wird ſie alle dieſe Führer dur< die Bande der Abſtammung, mit dem Grunde des ganzen Volkes, hier dem Haïf, verbinden, Wir ſind alſo einer= ſeits auf dieſe Stammliſten, die Moſes von Chorene und Vahtang von Jbe=rien uns aufbehalten, angewieſen; andererſeits auf die alte geographiſche, ihr entſprechende Eintheilung des Landes; die glücklicherweiſe in der Geographie Armeniens ſi< uns aufbehalten. Als. nämli<h na< vielhundertjähriger Dauex das Geſchlecht des Haif, zur Zeit Alexanders, mit Vitväe, der im Kampfe gegen die Heere des Croberers gefallen, erloſchen; da war die alte Ord=nung Armeniens tief zerrüttet worden, Hundert und ſe<zig Jahre ſpäter abex endete dies verwirrende Zwiſchenreich. mit der Herrſchaft der Parther; indem Arfaces, von den Armeniern ſelb begünſtigt, das Land in Beſiß nahm, und es ſeinem Bruder Waghaſchah übergab. Die Armenier grüßten die Parther als ihre Stammverwandten, und der neue König ehrte ihr Alterthum; indem er, als ſei in ihm das frühere Königsgeſchleht wieder hergeſtellt, ihre ange= ſtammten Ordnungen und Einrichtungen in alter Weiſe wieder herſtellte, Alle verfallenen Denkmale wurden wieder auſgerichtet; Haïkachen, Armavir und andere alte Städte wieder aufgebaut, und Van erhielt ihren frühern Namen Schawmiramigerda zurü>. Er ließ aus den Archiven von Ninive, und na< Anleitung eines griechiſchen Buches, das Maribas von Cadina, dort gefunden, die Ge=ſchichte des Landes vom Anbeginne an auſſtellen. Nachdem ev aus dieſer Geſchichte und den ſonſtigen Uchberlieferungen, die alte Eintheilung ‘des Landes erfahren; theilte ex das Reich wieder in ſeine urſprünglichen Provinzen, Gaue und Thäler, und ſete dieſen jedesmal Häupter aus den Geſchlechtern vor, die dem dort einheimiſhen Stamme angehörten, und hiſtoriſch mit ihm verbunden waren, Die urſprüngliche Einrichtung, bis nahe an die Anſiedlung des Stam-