Die Physiognomie des Menschen

Einleitung des Übersetzers

Johannes Baptista Porta lebte in jenen glücklichen Zeiten, wo es dem Einzelnen noch vergönnt war, sich neben seinem Spezialfach einen gewissen Überblick über den Gesamtbereich aller Wissenschaften zu erarbeiten, und zwar durch eigene Erfahrung und Gestaltung, nicht lediglich durch Lektüre und Einverleibung bereits geformter Kenntnisse und schon gedeuteten fremden Erlebens. Abgerundete, umfassende Ganzheit ist ein Grundzug in Portas Wesensbild, der sich ebenso in seinen Werken wiederfindet. Seine Schriften behandeln zwar sehr spezielle Themen, finden aber doch den Kontakt mit dem Lebensganzen und bemühen sich stets, das Einzelne in ein sinnvolles Bezugssystem einzugliedern. Wir wollen hier keine Leistungspsychologie treiben und den Charakter Portas nicht vom Werk her analysieren; auch ist hier nicht der Ort, allgemein-charakterologische Probleme aufzurollen und die Kasuistik um einen bescheidenen Fall zu vermehren. Es können nur einige Daten und Hauptgesichtspunkte zur Einführung in Portas Schaffen gegeben werden, insbesondere zum Verständnis des vorliegenden Werkes.

Porta entstammt einer alten, angesehenen italienischen Familie. Er wurde um das Jahr 1545 in Neapel geboren und bei seinem Onkel väterlicherseits, dem gelehrten Adrien Spatafores, erzogen. Ein günstiges Geschick ermöglichte es ihm, sein Leben unabhängig von materiellen Sorgen zu

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