Die Physiognomie des Menschen

Blumen seiner Gärten und baute Obst an. Und: „Les recr&ations d’un savant ne sont jamais steriles“: Die Frucht seiner Erholung war ein kleines, köstliches, anspruchsloses Büchlein, durchdrungen vom Erdgeruch seiner ruhigen Tage, das er „Villa“ nannte (s. u. Nr. 7 des Schriftenverzeichnisses). Sein ausgeglichener Charakter unterlag nicht der großen Gefahr solchen Lebens, menschenscheu zu werden; stets blieb Porta ein liebenswürdiger, geselliger, in Welt und Leben verwurzelter Mensch. In Neapel war er eine bekannte, volkstümliche Gestalt. Daß er beim Adel des Königreichs Neapel große Beachtung fand, machte ihm viele Feinde, die sih an seine Schriften hielten, da sie an seine Person nicht heran kommen konnten, und da es unmöglich war, durch Intriguen sein Prestige zu schädigen. In seiner unpolemischen Art begnügte sich Porta damit, seinen Gegnern mündlich zu antworten. Die literarische Polemik nahmen hauptsächlich seine Schüler auf sich. Porta pflegte zu sagen, man solle die Opposition lieben, weil sie der Fels sei, an dem sich der Geist schärfe und der Charakter gestalte. Jedoch die Gehässigkeit der Vorurteile kennt keine Grenzen, und so nahm auch hier der Kampf gegen freie Geistigkeit bald höchst unerfreuliche Formen an. Im Verfolg seiner Studien über Physiognomik, deren Ergebnis das vorliegende Bud, die „Menschliche Physiognomie“, ist, mußte Porta, um Material zu bekommen, neben dem Quellenstudium auch praktische Untersuchungen betreiben. Er hielt in seinem Haus eine Art Sprechstunde ab, in der er die Menscen, die zu ihm kamen, auf Grund seiner charakterologischen Kenntnisse beriet. Er deutete Kopf- und Handformen, behandelte wohl auch Krankheiten und gab praktische Ratschläge, kurz er trieb theoretische und praktische Gestaltenkunde. Obwohl das auf durchaus rationeller Grundlage geschah, — er war sogar ein Gegner der Astrologie und Chiromantie — wurde er der

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