Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

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andere in china seinen ind erreicht; und zwar vermöge der ungeheuerlichsten Versittlichung und Vermensch- lichung der Natur- und Traumgewalt des Lebens selbst . Meine Leser kennen die in meinen Schriften seit über zwanzig Jahren immer wieder vorgetragene Überzeugung, daß das logisch-matematische Denken selber getragen werde von - einer vorbewußten menschlichen Werthaltung, daß aber insbesondere der Begriff der Ursache (des ‚Schuld‘-gebens) zuletzt nur von moralischer Natur sei. (Wertaxiomatik, IV $ 12.) — In China nun, dessen Sprache Ursache und Schuld nicht zu trennen vermag, ist wohl nichts hervortretender als dieser vorbewußte. menschliche Moralismus, welcher die in Europa zerbrochne Gemeinschaft mit der Natur dadurch wiedergewann, daß durch Jahrtausende die Natur selber als abhängig von menschlich-moralischen Verhaltungsweisen, wie auch umgekehrt diese als abhängig von der Natur gedacht wurden. - Die Ordnung des Himmels (Tao) d.h. der Rhytmus der Sterne und Jahreszeiten bis herab auf eine

gute oder schlechte Reisernte und das Wetter eines jeglichen

Tages gilt als abhängig und zusammenhängend mit 'serechtem oder ungerechtem Verhalten jedes Menschen, so daß Konfutses scheinbar widersinnige Lehre sebietet zur Verhütung von Feuersgefahr lieber seinen Eltern Ehrfurcht zu erweisen als einen Wasserturm zu bauen, eine Gesinnung, aus der heraus der fromme Mensch sogar die Landesgötter bestrafen und prügeln kann, da sie verpflichtet wären auch ihm Treue zu halten, wofern er nur ihnen die Treue gehalten hat; auch konnte jederzeit der den Göttern gleiche Kaiser bei einem Mißgeschick des Landes abgesetzt werden, denn seine Aufgabe ist es, die Schicksalsmächte zu versöhnen, und wäre alles getan, was Ritus und Ceremoniell gebieten, so hätte das Unglück eben nicht geschehen können. Man denkt dabei an den ganz richtigen Vorschlag Kants,daß bei Ausbruch eines Krieges jede Regierung ohne weiteres gezwungen sein solle, abzudanken, da ihre ganze Aufgabe ja eben darin bestehe, auf friedlichen Wegen solche Unglücksfälle fern zu halten. Nach chinesischer Auffassung ernten wir in unsern Leiden zuletzt immer nur die Frucht unserer und aller Verfehlung.

‚Warunı ficht Dich so manches Übel an? Weil Gott Dich vor Dir selbst nicht schützen kann!“

Lebten wir aber gemäß der Natur, dann wäre sie mit uns im Bunde. —

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