Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

152 , zweiten Kajüte bequem das Atlantische Meer überfahrend, in den großen Städten der Union die fabelhaften Bequemlichkeiten der Schlemmerhotels genießend, überall bedient, bewirtet, umschmeichelt, belehrt von wohlgenährten, gut ausgeschlaienen und fröhlichen Menschen, sie haben es freilich leicht, das Hohelied der neuen Erdenherrlichkeit anzustimmen! Was wissen sie denn auch von den wehrlos verunrechtet frohndenden Lohnarbeitermassen, die in diesem Lande der Freiheit unfreier sind als irgendwo auf Erden?! was von-den Seufzern seiner Wälder und Hage, von der Klage seiner Vögel in den Lüften, seiner Fische in den durch Menschenunrat verschlammten Strömen! Diese ganze Natur ist ja doch nur dazu da, damit es für sie auf der Erde angenehm werde. Sie halten sich ja selbst für die Quintessenz dieser Erde, für ihre ‚tlos delibatus mundi‘.

Überblicken wir vom Leuchtturm des schauenden Geistes unvoreingenommen die neue Welt, so sehn wir im Süden wie im Norden das herzbeklemmende Bild anwachsender Termiten- ° lager, welche alle Gestaltenfüllen langsam vermünzen für die Macht- und Glückseliekeitszwecke des auf Hunger, Liebe und Eitelkeit gestellten Menschenmarktes.

Auf der schmalen langgestreckten Manhattanhalbinsel, deren enge Landzungenspitze man künftig noch kilometerweit vorschuhen wird, um auf dem 25 Meter unterm Meeresspiegel lagerndem Felsboden wieder eine neue Wolkenkratzerstadt zu erbauen, umflossen vom Hudson und vom East-River, die sich an der südlichsten Spitze der Insel, der Battery, vereinen. zum ungeheuren von der Freiheitsgöttinfackel und elektrischen Lichten übergossenem, von hundert Inseln und hundert Forts übersäetem Meerhafenbecken, — da liegt die Hauptstadt des Staates New-York, darin Nacht und Tag nahezu 8 Millionen Menschen wimmeln, Riesenschlangen von Hochbahn-, Untergrund- und Autobahnen dahertoben: eine automatische Hölle der Bequemlichkeit, darin die Seelen herabsinken zu Schrauben, Nieten, Bügeln, Walzen der großen Menschheitsmaschinerie.

Das ist der Riesenkracke des Nordens, dessen beständig wachsende eiserne Fänge Forste und Aue umklammern, um Mensch, Blume und Tier das Mark und das Blut aus den Leibern zu saugen. Über Land und Meer hinweg grinst ihm entgegen aus fernem Süden ein Ähnlich anwachsender Zwillingskracke .