Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

Unter Voraussetzung des abendländischen Fortschrittsdogmas haben wir es freilich leicht, die Lebensformen Asiens, (da sie den optimistisch-demokratischen Fortschrittsidealen wenig angepaßt sind) mit Ekelnamen zu benennen, (mittelalterlich, reaktionär, klerikal, feudal, kapitalistisch, nationalistisch oder mit anderen dem Fortschrittsdogma widerwärtigen Worten).

Worte, Worte, Worte! Könnte denn nicht der Asiate von seinem Standpunkte aus behaupten, daß aller Fortschritt Europas nur Mantel und Vorwand sei für Profitgier, Plusmacherei, Raiigier einer Gesellschaft von Ausbeutern oder Ausgebeuteten? Stelle Dir, fortschrittsbegeisterter Europäer, in deiner verschwiegensten Stunde einmal folgende beiden Fragen. Was ist verhängnißvoller für Dein Land, daß es beherrscht wird von einer Adelskaste oder daß Dein Adel kein Adelist?...

Worin liegt unsrer Heimat größeres Unglück, daß der Priester.

gilt als vornehmster Typus des Volkes oder daß der Priesterstand überhaupt nicht vor Augen stellt ein verehrungswürdiges Vorbild an Demut, Heiligkeit, Armut, Gehorsam, Keuschheit, Entsagung, Schweigen und uralter Zucht? ...

Otto v. Bismarck hat eine der tiefsten Wahrheiten der sogenannten Weltgeschichte in folgende naiven Worte gefaßt:

‚Ich glaube für die Menschen, da sie sind, wie sie sind, wäre eine absolute, ja despotische Monarchie die beste aller Regierungsformen. Wenn nur nicht der absolute Herrscher ebenfalls nur wäre ein fehlbarer und dem Irrtum unterworfener Mensch.‘

Immer schwebt dem Menschen als Ideal vor jenes Staatsgefüge, in welchem die größte Macht Vertreter wäre des reinsten Rechtes, in welchem die Stimme des Stärksten und Klügsten wäre die Stimme der jeweils schutzbedürftigsten, einfältigsten und wehrlosesten. Dieses nenne ich:

Diktatur des Proletariats.

wurde, die einzige, aus welcher noch in Schopenhauers Tagen, also bis etwa 1860, die indische Philosophie dem Europäer zugänglich war) — übersetzt ätman sprachlich sinnlos, aber philosophisch sehr anziehend mit dem Ausdruck daseinsloses Dasein; diesem steht gegenüber brähma als das wesenhafte Sein.... In diesem Sinne möcht ich sagen, daß die europäische Philosophie sich nur mit daseinslosem Dasein: zu schaffen mache.

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