Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

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undurchführbaren ‚Ideale‘ hat, jeder Einzelne seine Meinung verkündend, eine zweite zu haben glaubend, eine dritte habend und eine vierte vielleicht wirklich habend. -

Ohne rechte Ahnung davon, daß er vorerst nur ein instinktverschultes und durch Millionen Autoritäten und Bonzen hin und her gerissenes durch Wissenskram und Bildung ganz verdummtes Tier.ist, ist jeder Einzelne heilig davon überzeugt, daß grade Er das Weltall künftig schon in Ordnung bringen werde, woiern nur grade Ihm, einem so herzensreinem, SO heldenhaftem, so urteilsvollem, so hoch gestimmtem Geschöpie, zugestanden werde; eine Sonderetik und ein. weiter Spielraum zum Ausleben privater Gefühle, das heißt zur Herrschaft wo möglich über alle anderen und über alles Andere.

Unermeßlich ist diese Selbstsucht. Jeder würde jedem den Tod wünschen, wenn er damit nur 50 Pfiennige verdienen könnte. Jeder würde unbedenklich die ganze Welt in Brand stecken, wenn er nur um diesen Preis sich selber erhalten könnte. Die Erde dreht sich um sich selbst. Und wie der Mensch im Mutterschoße auf dem Kopie steht, so scheint er im Schooße der Natur, so lange seine Geschichte dauern wird, immer noch auf dem Kopfe zu stehen.

Brahmane und Dalailama, Papst wie Cäsar, alle sind gleich herrschwütig. Die Sangha wie der Orden Jesu oder der der tanzenden oder heulenden Derwische, alle fordern das gleiche Opfer des Intellekts und den gleichen blinden Kadavergehorsam. Jeder wähnt, er sei der Erwählte. Der Brahmane, welcher keinem die Hand reicht, weil er sich zu besudeln fürchtet in seiner Hoheit, der Mohamedaner, der die ganze Erde mit Feuer und Schwert überziehen möchte zur Verbreitung des Islam; der Chinese, der sein Land für die Mitte des Kosmos, der Slave, der seinen Christus für den einzigen Erlöser hält; alle alle, oleich roh und gleich irrend, und noch als die zwei letzten Menschen einander mordend und hassend, alle drehn sich um das Ich und halten das Ich für den Kulm kosmischer Entwicklung.

Dennoch besteht ein Unterschied! Es gibt im Abendland eine Form des Teuflischen, die die übrige Erde nicht kennt. Jene Form, welche dieses Buch entlarven möchte als den eigentlichen Triumph satanischer Mächte, über die allverbindende, allahmende große Liebesgewa lt des Alleinen. Das ist das Christentum: als Logismus und menschlicher Personalismus.